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Carl Philip von Maldeghem bleibt in Salzburg

LANDESTHEATER / INTENDANZ

01/02/19 Eigentlich hätte es ein Gipfelgespräch zwischen dem – vermeintlich scheidenden – Intendanten und den zuständigen lokalen und regionalen Politikern über die Zukunft des Salzburger Landestheaters ohne ihn sein sollen. Der Clou: Carl Philip von Maldeghem bleibt nun doch in Salzburg.

Von Reinhard Kriechbaum

„Nach reiflicher Überlegung und seiner Intuition folgend“ habe sich Maldeghem nach eigener Aussage für das Salzburger Landestheater und gegen einen Wechsel an das Schauspiel Köln entschieden, heißt es in einer Aussendung der Landeskorrespondenz. Solcher Intuition mag der Gang der Dinge in Köln entscheidend nachgeholfen haben, denn nachdem Carl Philip von Maldeghem vor genau einer Woche designiert worden war, ging dort ein Sturm der Entrüstung nieder auf jene, die eben dies kulturpolitisch zu verantworten hatten. In der Online-Ausgabe des „Kölner Stadtanzeigers“ (1.2., 13 Uhr) findet man den schönen Titel: Martin Reinke nennt von Maldeghem 'Sprücheklopfer und Leichtgewicht'. Martin Reinke ist ein Ensemblemitglied des dortigen Theaters, das sich viel zugute drauf hält, in der ersten Liga der deutschen Theaterszene mitzuspielen. Leute wie Jürgen Flimm, Karin Beier und Stefan Bachmann waren dort Intendanten.

Im Kölner Stadtanzeiger schrieb erst gestern in einem Gastbeitrag der Schriftsteller Navid Kermani: „Mit dieser Entscheidung schreibt sich Köln selbst ab vom überregionalen Theaterleben.“ Einige Tage zuvor hatte sich sogar Elfriede Jelinek zu Wort gemeldet und sich öffentlich gewundert.

Es war jedenfalls keine Frage, dass Carl Philip von Maldeghem nicht nur Gegenwind ins Gesicht bläst, sondern da eine Phalanx von Entrüsteten geradezu einen Sturm entfacht. 

„Um ehrlich zu sein, bin ich schockiert von dem Mangel an Offenheit und Respekt und von den Vorurteilen, die von einigen Pressevertreter*innen über meine Arbeit in Salzburg und mich in die Welt gesetzt wurden und über die ahnungs-losen und neid-erfüllten Angriffe und Vorverurteilungen aus der Branche von Kolleg*innen.“ So von Maldeghem in einer Aussendung des Landestheaters heute Freitag Nachmittag.

Dass Salzburg und Stuttgart (wo Carl Philip von Maldeghem zuvor Schauspielchef war) in all diesen Kommentaren, Statements und Pamphleten als Orte abgrundtiefster Provinz eingestuft werden, gereicht uns nicht zur Ehre – aber es ist natürlich viel mehr als ein Körnchen Wahrheit dran.

Carl Philip von Maldeghems Theaterstrategie in Salzburg entspricht zu hundert Prozent den Erwartungshaltungen eines über Jahre und Jahrzehnte zur Genügsamkeit erzogenen Publikums. Das sollte schon auch den hiesigen Kulturpolitikern bewusst sein, die große Stücke halten auf unseren Intendanten. Er verdient ihr Vertrauen vor allem als einer, der jegliche Theater-Irritationen vermeidet und deshalb mit Stolz Jahr um Jahr bessere Auslastungszahlen und höhere Abonnenstände rapportieren kann.

Wie begründet nun Carl Philip von Maldeghem selbst seine Entscheidung gegen Köln? „Ausschlaggebend war, dass bei allem Reiz für eine neue Aufgabe an einem renommierten Theater in Deutschland die Möglichkeiten in Salzburg in einem großartigen Haus mit seinen vielfältigen Sparten und Facetten, mit einem herausragenden Ensemble und einem hoch motivierten Team einfach überwiegen.“ Ein ganz wesentlicher Faktor in Salzburg sei auch, „dass die Politik in Stadt und Land voll hinter dem Haus steht – man ist sich des Stellenwertes des Schauspiels im Besonderen, aber auch der Bedeutung der Kultur insgesamt in einem Maße bewusst, wie dies kaum sonst wo der Fall ist. Spannende Projekte, die zum regulären Programm hinzukommen, wie etwa jüngst die Befassung mit dem Thema Stille Nacht, tragen ebenfalls zu diesem positiven Umfeld bei, das mich zum Bleiben bewogen hat.“ Soweit die Landeskorrespondenz.

Und Maldeghem in der Landestheater-Aussendung in eigener Sache: „Meines Erachtens ist es ein Privileg, am Theater arbeiten zu können, vor allem wenn es mit öffentlichen Mitteln gefördert wird. Das Theater ist ein magischer Ort, an dem wir einzelne Schicksale durchspielen, gesellschaftliche Anordnungen abbilden, an dem wir Veränderungen erfahren können und so den Rätseln der menschlichen Existenz auf die Spur kommen können. Gleichzeitig ist das Theater als soziale Kunst ein fragiles Konstrukt. Deswegen braucht es auch außergewöhnliche Arbeitsbedingungen und Menschen, die bereit sind, miteinander eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens zu schaffen. Nur in entsprechend angstfreien Räumen kann man erwarten, dass die von den Schauspieler*innen erwarteten Grenzüberschreitungen stattfinden.“

Ein Schelm, dem bei alledem das Wort Sprücheklopfer aus dem Kölner Stadtanzeiger in den Sinn kommt. Unseren Politikern vom Landeshauptmann abwärts tut's dies natürlich schon gar nicht,  angesichts des dann doch eher sanftmütigen, pflegeleichten und deshalb mit überschaubaren Zuwendungen auskommenden Theaterlebens. Haslauer laut Landeskorrespondenz: „Ich bin sehr erfreut, dass es sich Carl Philip von Maldeghem noch einmal überlegt hat. Unter seiner Führung hat sich das Landestheater hervorragend entwickelt – wir sind stolz auf dieses Haus. Es ist ein integraler Bestandteil unserer kulturellen Identität und es ist ein gutes Gefühl, dieses Theater in guten Händen zu wissen.“

Harald Preuner, jetzt ÖVP-Bürgermeister, ist in Jahrzehnten in der Stadtpolitik nicht als Kulturkenner und -beweger aufgefallen. Nun sagt er: „Als Bürgermeister kann ich nur bekräftigen, dass das Landestheater als von Stadt und Land getragenes Haus ein ganz wesentlicher kultureller Faktor ist, zu dem wir uns bekennen.“ Auch Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) tut seiner Freude kund, dass Carl Philip von Maldeghem „die Absicht hat, sich nun auch für die nächsten Jahre an das Haus zu binden“. Bleibt der demnächst um den Bürgermeistersessel ritternde Bernhard Auinger (SPÖ). Auch er sei „in einer ersten Reaktion hocherfreut“, weiß die Landeskorrespondenz.

Morgen Samstag (2.2.) haben im Salzburger Landestheater Ödön von Horvaths „Geschichten aus dem Wienerwald“ Premiere. Regie führt der Intendant. Jede Wette, das zur Stunde manche Bahnkarte, manches Flugticket aus der Region Köln storniert wird.

Bild: dpk-klaba
Zur Meldung Carl Philip von Maldeghem wird Intendant in Köln

 

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