Die Schöffleute spielen die Weihnachtsgeschichte
SALZBURGER ADVENTSINGEN
04/10/18 „Dieses Salzburger Adventsingen wird, ganz dem 'Stille Nacht'-Lied entsprechend, ein schlichtes, stilles Erlebnis, wenngleich zu Beginn mit dem musikalischen Prolog 'Verfluchter Krieg!' von Klemens Vereno ein schmerzhafter Aufschrei der geschundenen, geknechteten Gesellschaft jener Zeit erfolgt.“ So Hans Köhl, der langjährige Adventsingen-Leiter, in einem Pressegespräch heute Donnerstag.
Klar, dass man am diesjährigen Liedjubiläum nicht vorüber gehen kann. „Beides hat in Salzburg seine Wiege, das Adventsingen und das Friedenslied“, so Köhl. „So war es für mich naheliegend, das biblische Geschehen um Maria und Josef mit der Entstehungsgeschichte des Liedes von Mohr und Gruber zu verbinden.“
Für die musikalische Gesamtfassung ist heuer Klemens Vereno verantwortlich. Caroline Richards ist wieder die Regisseurin (sie ist seit 2012 im Boot). Das Team ist sowieso seit bald zwanzig Jahren aufeinander eingeschworden und mit dem Großen Festspielhaus vertraut wie nur: Kostümbildner Hellmut Hölzl, Bühnenbildner Dietmar Solt, Herbert Böck als Dirigent.
Hans Köhl, seit dem Jahr 2000 Gesamtleiter des Adventsingens, ist immer auch der Textautor. Er hat sich mit der historischen Situation damals eingehend beschäftigt. „Mit den Säkularisationen in Bayern (1802) und Salzburg (1803) ging eine über 1200-jährige gemeinsame Geschichte vom „Erzbistum Salzburg“ und dem „Herzogtum Baiern“ zu Ende“, erklärt Köhl. „Die Schreibweise „Bayern“ wurde erst durch eine Verordnung von König Ludwig I. im Jahr 1825 verpflichtend. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation wurde 1806 aufgelöst. Klöster in Bayern wurden aufgehoben und die Salzburger Erzbischöfe mussten den gesamten Verlust als weltliche Macht hinnehmen. Das einst reiche Ordensleben erfuhr empfindliche Einbrüche. Der 1815 im Salzburger Dom zum Priester geweihte Joseph Mohr wird dahingehend wohl auch einiges erlebt haben.“
Die Bevölkerung jener Zeit litt Not, natürlich auch die Oberndorfer Schöffleute (Salzachschiffer). Wegen des niedrigen Wasserstandes im Winter konnten die Salzschiffe von Ruperti (21.9.) bis ins Frühjahr nicht fahren. „Die Schöffleute verdienten sich in dieser Zeit der Arbeitslosigkeit ein karges Zubrot durch Schnitzen von Weihnachtskrippen, gingen Sternsingen oder zogen mit ihrem Schöffleut-Theater von Dorf zu Dorf. Dabei gaben sie u.a. auch Weihnachtsspiele zum Besten.“
Da hakt Köhl ein. Wie immer wird die biblische Geschichte einer Rahmenhandlung eingeschrieben. In dem Fall kommen die Oberndorfer Kirchensinger, die auch begeisterte Spieler vom Schöffleut-Theater sind, auf die Idee, die Weihnachtsgeschichte zu spielen. „Joseph Mohr ist der Spielleiter, er wird zum Josef. Die Heilerin übernimmt die Rolle der Maria, die Mesnerin, die auch ein Auge auf den feschen Priester hat, wird zur Base Elisabeth. Der einarmige Brückenwirt wird auch im Spiel zum Wirt, der kleine, leicht behinderte Jaggerl wird zum Hirtencapo, die Dorfkinder werden zu Hirten und das Bettelweib erscheint als Engel für alle.“
Die Sopranistin Simone Vierlinger ist die Maria/Heilerin, der Tenor Bernhard Teufl übernimmt die Doppelrolle Josef/Mohr. Das Mühlviertler Vokalensemble (Leitung Johanna Dumfart) tritt als Terzett, Quartett und Sextett in Erscheinung, Burgi Vötterl leitet den Salzburger Volksliedchor. Reinhold Schmid spielt Gitarre im Salzburger Saitenmusikensemble und macht die Arrangements für diese Gruppe. Salzburger Geigenmusik, Salzburger Blattbläserensemble, Juvavum Brass: alles alte Adventsingen-Hasen.
Das Adventsingen sei seit Monaten so gut wie ausverkauft, aber Rückgabekarten könne man ja doch erhaschen. (Sbg. Adventsingen/dpk-krie)