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Pathologie: Auslastung maximal

ARGEkultur / FRANKENSTEIN

13/11/15 Als Krankenaus-Roboter kann einem schon das Flimmern kommen am Bildschirm, wenn eine Evaluierung droht: Schließlich haben Fuuzo und seine Kollegen schon seit 184 Jahren keine Patienten – das eklatante Effizienzdefizit ist nicht länger unter der Decke, pardon: unter dem Kabelsalat zu halten.

Von Reinhard Kriechbaum

Dabei wäre die Sache eh schön rund gelaufen an den letzten zigtausend Leer-Tagen nach Aussterben der Menschheit: Alle erfüllen ihre täglichen Routinen. Sogar das Jammern über Arbeitsstress und das Erzählen von schlechten Ärztewitzen haben Fuuzo (der Greifarm), Lichtblick (der Röntgen-Roboter) und Michelangelo (ein begabter OP-Tausendsassa) so gut wie im Schlaf drauf. Stimmt schon, der Psycho-Roboter Kaffeeklatsch ist etwas aus der Übung (jedenfalls, was das Kaffeekochen betrifft), aber die hohlen Sätze schlüpfen immer noch geschmeidig durch den schlapp herunterhängenden Dunstabzugs-Schlauch. Alles unter Kontrolle, „Pathologie: Auslastung maximal“.

Die Salzburger Künstlergruppe „gold extra“, begnadete Bastler mit Bits, Bites und Zahnrädern, haben sich für ihren „ultimativen Krankenhaus-Musical-Thriller“ über den Frankenstein-Plot sogar einschlägige Hilfe von Motroniker und MultiMediaLab-Spezialisten geholt. Nette Kumpanen bevölkern also an den ersten drei Abenden des Open-Mind-Festivals in der ARGEkultur die Bühne. Sprechende Roboter mit sehr humanen Macken und Ambitionen. Der Röntegn-Bot etwa hätte durchaus Chef-Ambitionen, aber das hat erst mal keine Priorität: Jetzt blinken alle Alarmlichter und es dräut die Windows-System-Melodie.

Das drohende Runterfahren aller Systeme wegen mangelnder Effizienz lässt die Gerätschaften aktiv werden: Sie machen sich dran, einen Menschen neu zu schaffen. Wenn es um ästhetische Fragen geht, schwanken sie etwas zwischen einem Pin-up-Girl und Karl-Heinz Grasser. Gusto und Ohrfeigen sind auch in der Welt der Roboter verschieden.

Wie es halt ist, wenn man an Frankenstein bastelt: Pfusch kann passieren. Zu viele Nerven im Gehirn des neu entstandenen Menschen (tanzend, singend, redend: Mirjam Klebel), und schon müssen sich die Medizinroboter mit nicht zu Erwartendem herumschlagen: „Kein Patient, kein Pflegefall … ein Monster!“ Konsterniert diagnostiziert der Meister-Operateur beim kerngesunden Homunculus „wenig pathologischen Ehrgeiz“. Der Greifarm Fuuzo ist hingegen einer romantischen Stunde mit Tänzchen nicht abgeneigt. Und der nette kleine Mistschaufel-Roboter merkt lobend an, dass der neue Tanzmensch den „ersten guten Kaffee seit Jahrhunderten“ serviert hat. Aber: Auch gute Kaffeeköchinnen können gefährlich werden: „Zerstörquotient 187 – es gab schon mal Menschen, die Roboter ausgeschaltet haben!“

Wie die Roboter mit der neuen Bedrohung umgehen und wie der neue, nette attraktive Mensch die Frage nach dem „Wer bin ich?“ löst, plaudern wir hier nicht aus.

Pathologie: Auslastung maximal

 

ARGEkultur / FRANKENSTEIN

13/11/15 Als Krankenaus-Roboter kann einem schon das Flimmern kommen am Bildschirm, wenn eine Evaluierung droht: Schließlich haben Fuuzo und seine Kollegen schon seit 184 Jahren keine Patienten – das eklatante Effizienzdefizit ist nicht länger unter der Decke, pardon: unter dem Kabelsalat zu halten.

Von Reinhard Kriechbaum

Dabei wäre die Sache eh schön rund gelaufen an den letzten zigtausend Leer-Tagen nach Aussterben der Menschheit: Alle erfüllen ihre täglichen Routinen. Sogar das Jammern über Arbeitsstress und das Erzählen von schlechten Ärztewitzen haben Fuuzo (der Greifarm), Lichtblick (der Röntgen-Roboter) und Michelangelo (ein begabter OP-Tausendsassa) so gut wie im Schlaf drauf. Stimmt schon, der Psycho-Roboter Kaffeeklatsch ist etwas aus der Übung (jedenfalls, was das Kaffeekochen betrifft), aber die hohlen Sätze schlüpfen immer noch geschmeidig durch den schlapp herunterhängenden Dunstabzugs-Schlauch. Alles unter Kontrolle, „Pathologie: Auslastung maximal“.

Die Salzburger Künstlergruppe „gold extra“, begnadete Bastler mit Bits, Bites und Zahnrädern, haben sich für ihren „ultimativen Krankenhaus-Musical-Thriller“ über den Frankenstein-Plot sogar einschlägige Hilfe von Motroniker und MultiMediaLab-Spezialisten geholt. Nette Kumpanen bevölkern also an den ersten drei Abenden des Open-Mind-Festivals in der ARGEkultur die Bühne. Sprechende Roboter mit sehr humanen Macken und Ambitionen. Der Röntegn-Bot etwa hätte durchaus Chef-Ambitionen, aber das hat erst mal keine Priorität: Jetzt blinken alle Alarmlichter und es dräut die Windows-System-Melodie.

Das drohende Runterfahren aller Systeme wegen mangelnder Effizienz lässt die Gerätschaften aktiv werden: Sie machen sich dran, einen Menschen neu zu schaffen. Wenn es um ästhetische Fragen geht, schwanken sie etwas zwischen einem Pin-up-Girl und Karl-Heinz Grasser. Gusto und Ohrfeigen sind auch in der Welt der Roboter verschieden.

Wie es halt ist, wenn man an Frankenstein bastelt: Pfusch kann passieren. Zu viele Nerven im Gehirn des neu entstandenen Menschen (tanzend, singend, redend: Mirjam Klebel), und schon müssen sich die Medizinroboter mit nicht zu Erwartendem herumschlagen: „Kein Patient, kein Pflegefall … ein Monster!“ Konsterniert diagnostiziert der Meister-Operateur beim kerngesunden Homunculus „wenig pathologischen Ehrgeiz“. Der Greifarm Fuuzo ist hingegen einer romantischen Stunde mit Tänzchen nicht abgeneigt. Und der nette kleine Mistschaufel-Roboter merkt lobend an, dass der neue Tanzmensch den „ersten guten Kaffee seit Jahrhunderten“ serviert hat. Aber: Auch gute Kaffeeköchinnen können gefährlich werden: „Zerstörquotient 187 – es gab schon mal Menschen, die Roboter ausgeschaltet haben!“

Wie die Roboter mit der neuen Bedrohung umgehen und wie der neue, nette attraktive Mensch die Frage nach dem „Wer bin ich?“ löst, plaudern wir hier nicht aus. Wohl aber ein paar Daten aus dem automatisierten Befund: Theatrales Kreativpotential und Maschinen-Lenkhandwerk liegen deutlich im dreistelligen Bereich. Musikalische Erfindungskraft eher zweistellig. Vorerst nur einstellige Werte gibt es für die Dramaturgie. Im „Frankenstein“ sind nicht nur originelle Sprüche, sondern auch deutliche Längen drin. Aber dass die Maschinen-Theatraliker gelegentlich ein wenig selbstverliebt herumspielen, sieht man ihnen gerne nach: Das ist schließlich – ein zum Lieblingszitat taugliches Apercu - „menschlich, im Sinn von pathologisch“.

Weitere Aufführungen im Rahmen des Open-Mind-Festivals heute freitag, und am Samstag (13./14.11.) um 20 Uhr in der ARGEkultur – www.argekultur.at
Bilder: gold extra (1); ARGEkultur / Mike Größinger


 

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