Lokal und international
SOMMERSZENE 2015
12/05/15 Fünfzehn Produktionen in zwölf Tagen an zehn Schauplätzen. Zehn Österreich-Premieren, sieben Salzburg-Debüts, sechs Uraufführungen, vier Produktionen von Salzburger Gruppen – darunter die Szeneeröffnung mit Hubert Lepka und „lawine torrén“: Die Sommerszene findet heuer von 23. Juni bis 4. Juli statt. Angela Glechner präsentierte das Programm.
Von Heidemarie Klabacher
Er habe wieder einmal ein Stück in einem konventionellen Theaterraum machen wollen, zum ersten Mal seit 1999. Hubert Lepka, der sonst gerne Pistenraupen in Szene setzt, versucht es diesmal mit einer Säge. „Das geht sich leicht aus im Republic, es sind ja längst nicht mehr diese riesigen Gattersägen von früher.“ Eine Säge. Eine Videowall. Chormusik, genauer gesagt Männerchor und Renaissancemusik. „Simpel“, nennt Lepka das Setting zur Produktion „Sägewerk“, mit der am 23. Juni im Republic seine Truppe „lawine torrén“ die Sommerszene 2015 eröffnen wird.
Dem „Mythos Wald“ habe er nachspüren, mit einem „Landschaftsthema“ scheinbar paradoxerweise nach sechzehn Jahren Outdoor-Performances wieder in einen Innenraum gehen wollen. Zu Recht vermutet Lepka, dass der Topos „Wald“ auch schon im 19. Jahrhundert mehr war, als nur das Setting für „romantische Liebesgeschichten“. Die Geschichte vom Vater, der seine zwei Töchter vor dem (Dreißigjährigen) Krieg in Wald und Fels verstecken will, ist Adalbert Stifters „Hochwald“ – und die Geschichte kann man tatsächlich nur mit verschlossenen Augen als „romantische Liebesgeschichte im Wald“ lesen. Der ohnehin zum „Elementar-Katastrophischen“ neigende Stifter tarnt die Abgründe hier mit besonders schöner Aussicht. Dass Thomas Bernhard in „Alte Meister“ unter anderem auch ganz furchtbar – nämlich mit Bernhard’scher Übertreibungskunst eben – über Stifter herzieht, hat Hubert Lepka auch erfahren, und in sein Konzept miteinbezogen. Bildungsbürgerlicher Kanon bei der Szeneeröffnung? Die Säge wird schon für einen Kontrapunkt sorgen. Band- statt Kettensägenmassaker? Übrigens thematisiert Hubert Lepka Stifters Stoff – dann dezidiert mit dem Titel "Hochwald" – zwei Monate später bei der Linzer Klangwolke.
Wer sind die weiteren Salzburger Truppen, die Angela Glechner zur Sommerszene 2015 geladen hat? Einen Hotspot – nämlich den Bahnhofsvorplatz – hat sich das Kollektiv „ohnetitel“ ausgesucht: Fünf Episoden über Abschied, Ankunft, Glück, Liebe und Einsamkeit erzählt das Salzburger Netzwerk für Theater- und Kunstprojekte in seiner Produktion „Die Loge“.
Eine solche – eine echte altmodische Loge mit rotem Samt und Plüsch und goldenem Stuck – haben sie sich bauen lassen. „Die kann echt was, die Loge“, sagte Arthur Zgubic heute Dienstag (12.5.) bei der Programmpräsentation. Aus dieser Loge aus luftiger Höhe herab – war gar nicht leicht mit der Baupolizei und den Genehmigungen – wird das Publikum in Gruppen zu je 18 Personen auf das Treiben auf dem Bahnhofsvorplatz hinunterschauen. Vieles wird einfach „echt“ sein, vieles aber auch inszeniert.
„Zwei weitere Produktionen von Salzburger Gruppen geben bei der Sommerszene 2015 ein eindrucksvolles Zeugnis des lokalen Kunstschaffens“, sagt Angela Glechner. Mit der Produktion „A_Part“ setzen das SEAD und die Szene Salzburg ihre Kooperationen im Rahmen der Sommerszene fort: Die südafrikanische Choreographin Moya Michael kreiert gemeinsam mit drei Tänzern des SEAD BODHI PROJECT ein Bewegungskonzept, bei dem auch Licht und Raum und Musik gleichberechtigt eingesetzt werden.
Auf Initiative der Choreographin Julia Schwarzbach setzt sich die Salzburger Künstlergruppe „under construction“ seit 2014 mit dem Thema „Bauen“ auseinander. Die Performance beginne quasi unter Tag, in den Kavernen von 1595, und werde nach „Draußen“ führen. Sägen oder sonstige Werkzeuge bräuchten sie nicht.
Zu den Internationalen Produktionen bei der Sommerszene gehörten aktuelle Arbeiten von les ballets C de la B, von dem brasilianischen Choreographen Marcelo Evelin und seiner Demolition Inc. oder von Rabih Mroué, der den Bürgerkrieg in seiner libanesischen Heimat thematisiert. Stammgast Mette Ingvartsen ist ebenso vertreten wie Chris Haring. Im Zuge der Kooperationen mit lokalen Austellungsmachern gib es ein Projekt gemeinsam mit dem Museum der Moderne, die Performance „Public Collection“ von Alexandra Pirici & Manuel Pelmus.