Wie in einer Metropole
SOMMERSZENE / ABSCHLUSS
15/07/13 „You are here“ war das Motto – und fünftausend Besucher waren tatsächlich „da“ bei der Sommerszene 2013. Das Festival, erstmals von Angela Glechner verantwortet, ist am Sonntag (14.7.) zu Ende gegangen.
Von Heidemarie Klabacher
Ein großes Kompliment macht die Szene-Intendantin dem Salzburger Publikum, „das sich mit großer Neugierde und Offenheit auf neue künstlerische Sichtweisen eingelassen hat“. Der Ansatz, von Performance über das Theatrale bis hin zu Installationen die vielfältigen Aspekte der performativen Künste aufzuzeigen, sei aufgegangen, so Angela Glechner.
Eine der vielbeachteten Österreich-Premieren war etwa die preisgekrönten Produktion „enfant“ des französischen Choreographen Boris Charmatz. Die gebürtige Kroatin Ivana Müller widmete ihre Performance „In Common“ den sozialen Prozessen. Mette Ingvartsen, nach wie vor eine der Impulsgeberinnen des zeitgenössischen Tanzes, entwarf mit „The Artificial Nature Project“ künstliche Landschaften. Erstmals außerhalb Schwedens war „Radio Dance“ zu sehen, „ein kurzweiliges und charmantes Stück Lebensgeschichte der jungen Performerin Nadja Hjorton“, fasst Angla Glechner einige der Highlights zusammen.
Mit der Performance „Legends & Rumours“ untersuchte der britische Regisseur Phil Hayes gemeinsam mit Maria Jerez und Thomas Kasebacher, „wie sich Erlebtes in der Erinnerung verändert“. Zum Abschluss der Sommerszene zündeten François Chaignaud und Cecilia Bengolea mit ihrem „Tanzmix der Stile“ - so umschreibt es Glechner - „ein umjubeltes Feuerwerk der Extreme“. Mit dem Künstlerkolletiv Superamas und ihrer aktuellen Produktion „Theatre“ war eine österreichische Kompanie zu Gast, die international Erfolge feiert.
Die Produktionen von österreichischen und auch salzburgischen Künstlern hätten das lebendige Kunstschaffen der nationalen Szene im internationalen Festivalkontext eindrucksvoll unter Beweis gestellt, so Angela Glechner. Ein gelungenes Beispiel einer solchen Zusammenarbeit sei „On Foot – A Pedestrian Romance“ gewesen, das der Choreograph Martin Nachbar mit Studenten von SEAD/Salzburg Experimental Academy of Dance erarbeitet hat. Ein Anliegen von Angela Glechner: „Jungen Künstlern der Stadt eine Plattform zu bieten.“
Durch die verstärkte Einbindung der bildenden Kunst mittels Installationen und Interventionen sei der der performative Charakter des Festivals betont worden, erklärt Angela Glechner eines ihrer Grundanliegen. Die bereits auf der Biennale von Venedig gezeigte Videoarbeit „The End“ des Isländers Ragnar Kjartansson habe das Publikum ebenso begeistert, wie etwa Barbara Musils Aufmarsch der Tiere bei „Alle ins Gold“ oder „Der springende Punkt“ von Andrea Maurer und Thomas Brandstätter/studio 5.
Auch die Stadt Salzburg selber durfte wieder mitspielen: Willi Dorner habe mit seinen menschlichen Skulpturen „bodies in urban spaces“ für Aufsehen gesorgt.
Besonders gefreut habe sie sich, so Glechner, über die erfolgreichen Kooperationen etwa mit dem Altstadt Marketing, der Residenzgalerie oder dem Filmkulturzentrum Das Kino: „Dadurch konnte die Präsenz der Sommerszene in der Stadt verstärkt werden.“
„Unserer neuen Intendatin Angela Glechner ist ein fulminanter Start geglückt“, sagt Ursula Wirth vom SZENE-Vorstand: „Ihr ist ein sensibler Übergang von der programmatischen Ausrichtung ihres Vorgängers Michael Stolhofer zu einer starken eigenen Handschrift gelungen.“ In den letzten zehn Tagen habe sie sich, so Wirth, „in Salzburg wie in einer Metropole gefühlt“.