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Die Urne, das Auto, der Witz und der Tod

WINTERFEST / CIRQUE LA COMPAGNIE / PANDAX

03/12/23 Crashtest beim Winterfest für einen ausgebeinten Fiat Panda durch fünf Dummies – sprich durch die höchst beweglichen Männer des Cirque la Compagnie. Das nennt sich dann Pandax und erzählt eine fast gar nicht traurige Geschichte vom munteren Tod.

Von Erhard Petzel

Im Zentrum der ansonsten spärlichen Bühnenausstattung steht das Auto, vielmehr seine verbeulte Metallhülle auf Fahrgestell ohne Fensterscheiben. Dazu zunächst italienische Schlager. Die sehr vielfältige Musik, sowie alle möglichen Geräuschhintergründe, auch Tierlaut von Vogel, Ziege, Lamm oder Wolf, kommen von dem teil auch auf der Bühne präsenten Damentrio bestehend aus Seraina De Block, Ondine Cantineau und Astrid Creve. Nicht alleine auf Percussion, Saiten, Tasten und Trompete bezaubern sie, als Vokalistinnen lassen sie kein Auge trocken.

Das französisch-schweizerische Macho-Quintett des Cirque la Compagnie stimmt zwar auch gelegentlich mit ein und ergänzt etwa zum Auszug und für den Auftritt im Foyer die Banda. Aber dominant sind die Männer in ihrem ureigensten Element von Testosteron gesteuerter Körperlichkeit und Technik basierter Akrobatik.

Passend dazu die mehr oder minder konsequent durchgespielte Geschichte: Fünf Brüder unterwegs mit der Urne gefüllt mit der Asche ihres Vaters. Dass da gedisst und geprügelt wird, versteht sich von selbst. Der Wrack-Charakter des Autos ist nicht nur Voraussetzung für die halsbrecherischen Aus- und Einstiege (bzw. -würfe), sondern wird durch die rigide Behandlung als Prozess einsichtig. Ein Krickerl am Kopf, und schon ist der Wildunfall ausgespielt. Bedrohung aus der Natur, in den entnaturierten Lebensstil einbrechend, wird immer wieder Thema sein, die Reisegruppe gefährden und dieser den Kampf mit den Elementen aufzwingen. Letztlich wird auch gestorben, während die Asche aus der Urne ihrem Gefängnis entkommt. Jede Episode eine neue Gelegenheit für die nächste Überraschung.

Das Auto steht nicht durchgehend im Zentrum, doch reißt der Kontakt dazu nie vollständig ab, auch wenn es daneben steht. Es dient als Raum, Fundort, Bewegungselement und ganz massiv als Basis für akrobatische Einheiten. Auf dem Dach Türme und Sprungnummern oder gar Akrobatik auf der Leiter stellen eine eigene Herausforderung dar.

Eine alpine Seilnummer (mit Jodel-Hintergrund) findet zwar in inhaltlicher Distanz zum Fahrzeug statt, doch muss es als Ersatz für den Felsengipfel herhalten. Gänzlich im Aus befindet es sich, wenn es von einem Mofa abgelöst wird.

Die Ensembleleistungen hier sind so witzig wie halsbrecherisch. Wenn sich Zackary Arnaud, Baptiste Clerc, Boris Fodella, Charlie Mach und Nicolas Provot choreografisch abwechseln, entstehen besonders spannende Episoden. Atemberaubend die Flüge auf der Wippe, wo zum Autodach die Stange als Sprungturm fungiert und mehreren Akrobaten schlanken Halt und Sprungbasis bietet.

Stellvertretend für die anderen die Beschreibung eines Stangen-Solos: Die Lampe auf der Stange tritt in Interaktion mit dem Retter der Urne. Ein vertikales Folgen und Verfolgen rauf und runter mit Herabgleiten unter sanften Klängen, dem ein jäher Absturz das Ende setzt. Oder die Idee, das Auto mittels Starterkabel an der Lampe zu starten. Kurzschluss und spektakulärer Absturz durch die an der Stange aufgefädelten Steighelfer. Das sind Momente, die sich dem Gedächtnis einprägen.

Oder die Entwicklung von einem Seil-Duo zum wilden Wippen-Spektakel als einprägsames Beispiel für Ensemblebildung, das hier im inszenierten Chaos endet, nachdem spektakuläre Salti und Schrauben zu Ballermann-Musik im raschen Wechsel abgespult wurden.

Testosteron erfordert eine b’soffene G’schicht. Aus dem Wanken als Bodennummer entsteht ein Walzer am Hängebrett, bis schließlich alle Füng acapella singend schwingen, die Damen dazu einstimmen zu einem fast hypnotischen Vorgang. Grob zerstört, wenn am herein geschobenen Auto die Urne explodiert. Das ist das so profane wie nicht ganz endgültige Aus. Brodelnd die Publikumsbegeisterung nach der Premiere am Freitag (1.12.) in stehender Ovation, bis die Banda die Bande zum Publikum musikalisch zu entfalten trachtet und den Rattenfänger ins Foyer abgibt.

Pandax – bis 17. Dezember im Volksgarten – nächste Premiere ist am 20. Dezember mit The 7 Fingers und „Duel Reality“ – das Winterfest dauert bis 7. Jänner – www.winterfest.at
Bilder: Magdalena Lepka / Juliette Mach (1)

 

 

 

 

 

 

 

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