Zwischen Breakdance und Schuhplattler
SOMMERSZENE / ERÖFFNUNG
09/06/22 Heute Donnerstag (9.6.) beginnt die Sommerszene. Die Eröffnung baut sich in mehreren Etappen auf und gipfelt in der Felsenreitschule: Dort zeigt der Münchner Choreograph Moritz Ostruschnjak sein Solo Tanzanweisungen. It won't be like this forever. Zehn Schauplätze in der Stadt Salzburg werden von von 9. bis 24. Juni bespielt.
Von Heidemarie Klabacher
Den nur dreißigminütigen Abend schildert Angela Glechner, die Intendantin der Sommerszene, als „eine choreographische Tour de Force, bei der Schuhplattler und Grand Jeté, Boxtrippelschritte und Breakdance Moves, Stampfen, Klatschen und Federn auf mitreißende Weise zu einem aktuellen gesellschaftspolitischen Statement werden“.
Die Eröffnung heute Donnerstag (9.6.) wird mit gleich mehreren Acts zelebriert: Schon ab 16 Uhr scheibt ohnetitel, das Salzburger Netzwerk für Theater-und Kunstprojekte, in seinem POP-AMT im arthotel Blaue Gans Schalterstunden im Dienst am Kunden. Um 18 Uhr in der ARGEkultur starten Carmen Schwarz, Yvonne Schäfer und Theresa Seraphin ihr Projekt PLANET 09 und kreieren interaktiv eine Science-Fiction-Installation, die um 21Uhr wiederholt wird. Dazwischen steigt der Haupt-Programmpunkt in der Felsenreitschule - Moritz Ostruschnjak zwischen Schuhplattler und Grand Jeté (das macht man im klassischen Balltett). Boxtrippelschritt, Breakdance Moves und Seilspringen kommen auch vor.
Insgesamt bietet die Sommerszene 2022 ein Programm mit siebzehn Projekte aus Brasilien, Belgien, Großbritannien, Italien, Deutschland und Österreich. Mittels Tanz und Choreographie sollen Fragen gestellt werden – etwa nach politischer Macht und ökologischer Ohnmacht oder nach dem Verhältnis von Architektur und Natur. Paarverhalten wird ebenso thematisiert, wie kollektive Wut über soziale Missstände, über autoritäre Regime oder ganz konkret das Zwangsarbeiterlager Maxglan. Dazu gehören Ginevra Panzetti und Enrico Ticconi mit AeReA, die Rabtaldirndln mit Betongold, Hungry Sharks mit Beton brut, Jan Martens mit Sweat Baby Sweat, Lia Rodrigues Fúria oder Applied Theatre goes Sommerszene.
Auf seinem Spaziergang durch die ganze Welt mach das Theater-Label Rimini Protokoll auch bei der Sommerszene in Salzburg Station. Zehn Kurzhörspiele, zehn Spaziergänge, Ziele sind Parks, Supermärkte, Spielplätze oder Teiche: The Walks verbinden, so Angela Glechner, „Menschen rund um den Globus durch eine einfache menschliche Handlung, das Gehen“. Die brasilianische Choreographin Lia Rodrigues gastiert mit ihrem Gruppenstück Fúria zum ersten Mal in Salzburg. lena Fokina, ehemaliges Ensemblemitglied bei Wim Vandekeybus und Sasha Waltz, lässt sich für Fly Me To The Moon von Stanislav Lems Büchern inspirieren. Für die sechsköpfige Gruppe der Salzburger Truppe Bodhi Project „inszeniert sie eine choreographische Reise, bei der die grenzenlosen Fähigkeiten des menschlichen Körpers und der menschlichen Seele“ erforscht werden. Leere Bühne. Frau und Mann: Schon 2011 choreographierte der Belgier Jan Martens mit
Sweat Baby Sweat eines „meist berührenden Duette der Tanzgeschichte“, erinnert Angela Glechner. Bis heute „ein berührender, poetischer Pas de deux und eine Liebeserklärung an den Tanz und das Leben“. Die Truppe Forced Entertainment richtet mit Tomorrow's Parties einen Wettstreit der Utopien aus. Die Rabtaldirndln dürfen nicht fehlen, im städtischen Schwank Betongold versuchen sie sich als Bauunternehmer.
Helene Weinzierl und ihre Kompanie CieLaroque bitten m it der Tanzimprovisation Here and Now an öffentliche Plätze, laden das Publikum ein, Musikwünsche zu äußern – und improvisiert darüber. Lehen Surprise heißt es zwei Tage lang im StadtWerk Lehen. „Das Areal mit seinen Plätzen, Nischen, Grünflächen, Wänden und Kultureinrichtungen wird zum Schauplatz für Performances, Tanz, Installationen, Interventionen und ein Konzert.“ Auftreten werden Salzburger und Wiener Künstlertruppen, darunter gold extra, salon emmer oder The Voice Breakers.