Escape Room und Spiel Raum
SOMMERSZENE SALZBURG
11/05/21 „Was am ehesten gehen wird.“ Das Konzept war bald klar: „Leute einladen aus der Region, aus Salzburg und Österreich.“ Angela Glechner präsentierte das Programm der Sommerszene von 8. bis 25. Juni. Wie nahe Ausführende und Publikum einander komm dürfen, ist im Detail noch zu klären. Fix ist, die Sommerszene meldet sich analog zurück.
Von Heidemarie Klabacher
„Fünf Projekte, die schon für das Vorjahr produziert wurden, werden nachgeholt. Bei einigen Stücken war schon früh klar, dass sie nicht corona-konform sind, da brauchte man keinen Erlässe.“ Im wesentlichen seien Arbeitsprozesse und Proben auf gutem Weg. „Corona ist auch am grafischen Konzept nicht vorbeigegangen: Stop und Go.“ So Angela Glechner, die Intendantin der Sommerszene Salzburg, bei der digitalen Programmpräsentation heute Dienstag (11.5.).
CieLaroque / Helene Weinzierl eröffnen am 8. Juni mit der Performance Rhythmus und Rausch auf der Skulpturenterrasse des Museum der Moderne Mönchsberg. „Das Thema, soziale Auswirkungen sozialer Distanz, stand schon vor Corona fest“, betonte Angela Glechner. Helene Weinzierl habe sich als Visionärin erwiesen. 13 Tänzerinnen und ein Musiker diskutieren das komplexe Verhältnis zwischen Publikum und Künstlern.
Einen fünften Anlauf nehmen Adrian Hód und die Salzburger Truppe Bodhi Projekt mit Chorus Line: „Nocturne von Chopin treffen radikal und etwas unvermittelt auf eine Marsch-Musical-Truppe.“ Von der Zerbrechlichkeit und Machtlosigkeit angesichts der Pandemie erzählen Reut Shemesh und Bodhi Projekt.
Eine Sternstunde, ebenfalls im Szene Theater, verspricht Angela Glechner mit der Neuentdeckung Christos Papadopoulos, der bisher weder in Deutschland noch in Österreich zu Gast war. Der Produktion Elvedon für sechs Tänzer liege Virgina Woolfs Roman Die Wellen zugrunde: „Eine steile Vorlage für ein abstraktes Tanzstück“, gesteht Glechner, „Aber Papadopoulos und seine virtuose Truppe griechischer Tänzerinnen und Tänzer haben eine zwingende Antwort in Form einer minimalistischen Umsetzung.“ Sie hänge sich selten so „aus dem Fenster“, betont Angela Glechner, „aber das ist wirklich ein Erlebnis“.
In der Kollegienkirche gibt es die Audio-Installation The Forty Part Motet von Janet Cardiff, von der ihr ebenfalls immer klarer geworden sei: „Auch das muss endlich nach Salzburg.“ Die vierzig Stimmen der Motette von Thomas Tallis werden verteilt auf vierzig Lautsprecher und im Loop von jeweils 14 Minuten gespielt: „Das Publikum kann sich dazwischen bewegen.“ Es sei ein sehr poetisches, wenn auch kurzes Erlebnis, „aber man wird sich da sicher länger und auch mehrmals aufhalten, die Installation sei über das ganze Festival von 9. bis 25 Juni hinweg zugänglich: „Ein virtueller architektonischer Klangraum der viele Emotionen weckt.“
Milla Koistinen, Paul Valikoski und Ladislav Zajac laden mit der Produktion Terrain jeweils einen Gast für vierzig Minuten in einen Raum, um – so schien es Milla Koistinen, die in Salzburg unterrichtet und daher zum Pressegespräch kommen konnte jedenfalls zu vermitteln – in diesem Raum nichts zu tun, „rasten und sich Zeit nehmen“.
Philipp Gehmacher kommt mit The Slowest Urgency, einer „Alianz zwischen Bewegung, Raum Sound und Skulptur. Die Proben hätte eben erst begonnen, erzählte Angela Glechner, sie sei selber darüber noch nicht ganz schlau geworden, jedenfalls werde es in der Galerie Fünfundzwanzig ein come an go über vier Stunden.
Die Sprache steht im Zentrum bei Andrea Maurer & Julius Deutschbauer mit immer wieder weder noch, einem „alphabetischen Werkzeugkasten” und vei These.Three.Words des Kollektiv Influx: Hier wird über drei von einem Computer generierte Kunstworte improvisiert. Die Truppe Gold extra lädt das Publikum, jeweils nur sechs Personen, dazu ein, den Protagonisten des Stücks Border Grid durch schwierige Situationen zu helfen: „Mittels lösen von Aufgaben und Rätseln.“ Der Saal in der ARGEkultur sei ebenfalls ein Mitspieler, ein Erzähler, könne Innenraum wie Außenraum werden. „Obwohl viel Technik dahinter steckt ist es eine analoge Welterfahrung.“ Der interaktiv konzipierte Rätsel- und Erlebnisraum formt sich aus Lebensgeschichten und Gedankenwelten von Menschen, die Tobias Hammerle von Gold extra in Mexiko, Chile, Israel und im UK getroffen hat. Die Aufführung findet in einem Raum statt, dessen Wände aus hochauflösenden Videowalls bestehen. „Es funktioniert auch für jene, die, wie ich, nicht so Escape-Room affin sind“, sagt dazu Angela Glechner
Salon emmer, Raabtaldirndln oder Theater Nyx sind ebenso zu Gast, wie die Truppe Irreality TV, die kommt mit exit ghost nach Salzburg, „um auch hier sein Unwesen zu treiben“. Das Theater ecce lädt in den Einkaufstempel – und erzählt „eine Geschichte vom Besorgen und Entsorgen in zwei Teilen“. In Aussicht gestellt hat Angela Glechner, dass möglicherweise zusätzliche live Performances kurzfristig möglich sein können. „Aber das sind im Augenblick noch ungelegte Eier.“