Müll schlichten, Salzburg bauen, Platten hören
SOMMERSZENE / DIE ZWEITE FESTIVAL-WOCHE
28/06/16 Architekten haben es in Salzburg nicht leicht: Gut hundertfünfzigtausend Denkmalschützer wissen es auf jeden Fall besser. Bei der Sommerszene können sie nun zeigen, was sie stadtplanerisch drauf haben – beim interaktiven Planspiel „Home Sweet Home“. Auch sonst geht es hoch her bis zur „Letzten Nacht“ am Samstag (2.7.).
Von Heidemarie Klabacher
Endlich selber Stadt gestalten! „Die interaktive Performance ‚Home Sweet Home’ des britischen Künstlerkollektivs ‚Subjet to_change’ bietet als Österreich-Premiere fünf Tage lang die Möglichkeit, an einem Salzburg der Zukunft mitzuplanen“, sagt die Szene-IntendantinAngelika Glechner. „Mit einem Modellhaus zum Selbergestalten kann man erleben, wie auf dem Stadtplan von Salzburg eine neue Stadt entsteht.“ Zum Abschluss gibt es für alle Utopisten ein großes Straßenfest. Ab heute Dienstag (28.6.) bis Samstag (2.7.) kann an den Nachmittagen bzw. an den Abenden in den Kavernen 1595 am imaginären Salzburg mitgebastelt werden. Ein Künstlergespräch gibt es am Freitag (1.7.).
„Aurora“ heißt Alessandro Sciarronis neueste Performance in Form der para-olympischen Disziplin „Goalball“, die heute Dienstag (28.6.) mit blinden und sehbehinderten Sportlern im Republic steigt. Das Kollektiv PME-ART hat 124 Schallplatten, einen Plattenspieler und unzählige Geschichten dazu mitgebracht. Aufgelegt und erzählt wird am Mittwoch (29.6.) im Toihaus.
Die bildende Künstlerin Performerin Sarah Vanhee hat ein Jahr lang in 45 Bananenschachteln allen nicht-organischen Müll gesammelt, den sie selber produziert hat. Bei ihrer Solo-Performance „Oblivion“ packt sie am Donnerstag (30.6.) und am Freitag (1.7.) all den realen - aber auch virtuellen oder akustischen - Müll wieder aus. Akribisch wird die Bühne voll- und ebenso akribisch wieder auf-geräumt. Die belgische Künstlerin zeichnet ein „Bild unserer Gesellschaft, das nachdenklich stimmt“, so Angela Glechner. Die Zuschauer sind aufgefordert, „eine neue Sicht und eine neue Bewertung der Dinge des Lebens zu finden“. Sarah Vanhee ist erstmals Gast bei der Sommerszene.
Dagegen ist Doris Uhlich bereits eine gute Bekannte. „Nach der Erfolgsproduktion ‚more than naked’ kommt Doris Uhlich heuer mit ‚Boom Bodies’ nach Salzburg. Und sie lädt auch diesmal als ‚DJane’ zur großen Abschluss-Sause der Sommerszene“, sagt Angela Glechner. „Die international gefeierte Choreographin und Tänzerin thematisiert in ihren Performances den Einfluss der Gegenwart auf uns und unsere Körper.“ In „Boom Bodies“ gehe sie globalen gegenwärtigen Entwicklungen wie der Angst vor Terror und Gewalt nach. Acht Tänzer, großteils Absolventen der Salzburg Experimental Academy of Dance SEAD, werden „in einem abgeschlossenen Raum vom pulsierenden Sound von DJ Boris Kopeinig in einen Bewegungsrausch versetzt“.