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In harmonischer Zweisamkeit

SOMMERSZENE / BURROWS & FAGION

24/06/16 Gleich zwei ihrer choreographischen Miniaturen voller Witz und Musikalität stellen Jonathan Burrows und Matteo Fargion dem Sommerszene-Publikum im Museum der Moderne vor. Dabei benötigen sie fast keine Hilfsmittel, um eine gute Stunde lang bestens zu unterhalten.

Von Christoph Pichler

Den Auftakt macht „Both Sitting Duet“, mit dem den beiden 2002 ihr Durchbruch gelungen ist. Dabei nehmen die beiden auf zwei nebeneinander postierten Stühlen Platz und beginnen seltsame kleine Bewegungsmuster vorzutragen. Schnell stellt sich heraus, dass Burrows und Fargion keineswegs unabhängig voneinander agieren. So beginnen sich die vorerst noch vor allem mit Armen und Händen auf den Boden oder in die Luft gezeichneten Figuren beim Nebenmann widerzuspiegeln und leicht versetzt zu wiederholen.

Um in diesem komplexen Hin und Her nicht den Überblick zu verlieren haben, richten die beiden ihre Augen immer wieder demonstrativ auf einen vor ihnen liegenden Spickzettel. Dabei scheinen in der Partitur aber selbst diese Blicke penibel verzeichnet zu sein. Voller Neugier fragt man sich, was denn wirklich auf diesen Blättern steht, werden doch die Bewegungen immer ausladender und expressiver. So stechen etwa beide plötzlich wie zwei Langläufer im Zwischensprint los und schwingen nur wenig später ihre Arme wie beim Stockschießen am Stuhlbein vorbei. Da lässt sich ein simpler „Glühbirnen-Wechsler“ ebenso erkennen wie ein „einfacher Schalschlinger“ oder ein „doppelter Knöchelklopfer“ - oder wie die beiden sonst ihre oft an alltägliche Bewegungen erinnernden Figuren selber nennen.

Neben den überraschenden Wendungen in der Choreographie, die sogar den späteren Applaus in all seinen möglichen Facetten vorwegnimmt, sorgt vor allem das Minenspiel der beiden Akteure für Heiterkeit. So gibt Jonathan Burrows den gewissenhaft Vortragenden, der seinen Partner meist kritisch aus dem Augenwinkel beobachtet, während Matteo Fargion gerne die Partitur im Auge behält und sie mal euphorisch, mal gelangweilt, mal zerstreut mitlebt.

Während bei „Both Sitting Duet“ die Musik (bis auf wenige Ausrufe und perkussive Elemente) vor allem in den Köpfen entsteht, greifen Burrows und Fargion bei ihrem neuesten Stück „Body Not Fit For Purpose“ zu Mandoline und Mundharmonika. Diesmal gemeinsam an einem Tisch sitzend, widmen sie sich nun plötzlich politischen Themen. Ob israelisch-arabischer Konflikt oder Angst vor Immigranten, Politiker von George W. Bush bis Silvio Berlusconi, die AK-47 oder spezielle Verhörmethoden – als Aufhänger für ihre kurzen musikalisch-choreographischen Miniaturen scheint nun fast alles geeignet. Und im Zweifel spielen sie halt noch einmal die „Ballade der bösen Banker“.

Es macht einfach Spaß, den beiden zuzusehen. Zwar scheint jede Regung und Bewegung penibel durchchoreographiert und geplant zu sein, doch die Freude am gemeinsamen Musizieren und Harmonieren wirkt einfach ungekünstelt und sympathisch – und so springt der Funke in beiden Stücken schnell über.

Zweite Aufführung heute Freitag (24.6.) um 19 Uhr im MdM Mönchsberg – www.szene-salzburg.net
Bilder: www.jonathanburrows.info / Herman Sorgeloos

 

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