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Tanz - und alles was dazu fehlt

SOMMERSZENE / ERÖFFNUNG / JEROME BEL

20/06/16 Kinder und Rollstuhlfahrer. Alte Leute und junge. Profitänzer und Menschen wie wir alle: Jérôme Bel – „Mastermind des Konzepttanzes“, nennt ihn die Szene-Intendantin Angela Glechner – Jérôme Bel hat Tanz und Choreographie neu definiert. Seine „Gala“ eröffnet am Dienstag (22.6.) die Sommerszene. Zum Auftakt ein „ganz neuer großer Clou“.

Von Heidemarie Klabacher

Der französische Star- Choreograph sucht sich für „Gala“ in jeder Stadt seine Truppe jeweils neu und eigens zusammen: So steht bei der Eröffnung der Sommerszene eine bunt gemischte Gruppe von Salzburgern auf der Bühne im Republic: „Balletttänzer, Amateure, Kinder und Ältere, Entertainer und Menschen mit unterschiedlichen Konditionen werden für das Stück in jeder Stadt neu und eigens gecastet“, erklärt Angela Glechner.

Die Struktur, die Jérôme Bel vorgibt, ist so simpel wie überzeugend: „Sie gibt jedem einzelnen Mitwirkenden ausreichend Raum und Zeit, sein unverwechselbares Bewegungsrepertoire zu zeigen.“ So entsteht im Laufe des Abends „eine Galerie von lebendigen Porträts, bei der die Zuschauer denen, die sie auf der Bühne sehen, ganz nahe kommen“.

Bei „Gala“ bleibt die Virtuosität Nebensache. Ganz im Sinne Samuel Becketts ermutige, so Gelchner, Jérôme Bel seine Performer, es  „wieder zu versuchen, wieder zu scheitern, besser zu scheitern“, um so aus ihrem Mangel an technischem Können Möglichkeiten zu entwickeln, auf andere Weise Tanz zu erzeugen: „Ausgehend von dem, was fehlt.“

Jérôme Bel zählt seit Mitte der 1990er Jahre zu den zentralen Künstlern der internationalen Performance-Szene. Schon in seinen frühesten Arbeiten beschäftigt er sich mit der Verschiebung von Kontexten und Bedeutungsebenen. Die Stücke „Jérôme Bel“ aus 1995, in dem die Mitwirkenden gänzlich unbekleidet auftraten, oder „The show must go on“ aus 2001, in dem zwanzig Performer, neunzehn Popsongs und ein DJ zusammenkommen, gelten heute als Klassiker. Zu seinen jüngsten Arbeiten zählen „Disabled Theater“ aus 2012, realisiert mit einer Züricher Truppe, die sich aus professionellen Schauspielern mit Lernbeeinträchtigungen zusammensetzt, das für das Avignon Festival produzierte „Cour d’honneur“ aus 2013, die jetzt in Salzburg gezeigte „Gala“ aus 2015 oder die diesjährige Produktion „Tombe“, entstanden auf Einladung der Opéra National de Paris.

Sommerszene 2016 von 21. Juni bis 2. Juli - www.szene-salzburg.net
Bilder: Sommerszene / Herman Sorgeloos / Kaaitheater

 

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