Gesellschaftspolitische Fragen und die Tanz-Lust
SOMMERSZENE / ABSCHLUSS UND BILANZ
06/07/15 12 Tage Programm, 15 Produktionen an zehn Spielstätten. Und, was nicht unwesentlich ist: 6.000 Besucherinnen und Besucher.
„Der Zuspruch des Publikums zeigte, wie sehr es die Vielfalt der gebotenen inhaltlichen wie ästhetischen Positionen schätzt“, freut sich Intendantin Angela Glechner. „Ein Anliegen war es, aktuelle gesellschaftspolitische Themen ins Zentrum zu rücken, ganz im Sinne von Rabih Mroué: Kunst ist dafür da, Fragen zu stellen, sie muss sie nicht beantworten."
Dieser libanesische Künstler Rabih Mroué stellte die bewegende Geschichte seines Bruders ins Zentrum seiner Produktion „Riding on a cloud“: Yasser Mroue erzählte im TOIhaus in einer fragilen Komposition aus Ton- und Bildfragmenten von seinem Weg zurück ins Leben, nach einer schweren Kopfverletzung, die ihm ein Heckenschütze zugefügt hatte.
Entscheidend in vielen Aufführungen war der gesellschaftspolitisch/diskursive Ansatz: Das furiose Stück „Badke“ von der palästinensischen Truppe „les ballets C de la B“ war dafür ein besonders effektvolles Beispiel. In „Everywhere is Black with People“ von dem Brasilianer Marcelo Evelin loteten die Performer der Damage Inc. eindrücklich die Grenzen zwischen Fremdheit und Nähe aus und machten diese für die Besucher physisch und psychisch erfahrbar.
Im Stadtraum war „Die Loge“, die die Salzburger Gruppe „ohnetitel“ auf dem Bahnhofsvorplatz errichtet hatte, nicht die einzige künstlerische Intervention. In Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg wurde die ongoing action „Public Collection“ von Alexandra Pirici und Manuel Pelmus gezeigt, die mit reduzierter körperlicher Präsenz Kunstwerke im musealen Rahmen inszenierten.
Mit Unterstützung von Altstadt Salzburg Marketing wurden am Alten Markt und am Mozartplatz das mitreißende Tanzstück „JINX 103“ von Jozsef Trefeli und Gabor Varga präsentiert, das auf unterhaltsame Weise ungarische Folklore und zeitgenössischen Tanz mit Körperperkussion verband.
Die französische Künstlerin Myriam Lefkowitz hinterfragte bei ihrem stillen Spaziergang „Walk, Hands, Eyes (Salzburg)“ auf intelligente Weise das sensitive Wahrnehmungsvermögen ihrer Begleiter und machte so den Stadtraum neu erfahrbar.