Tanze, Bajazzo!
SOMMERSZENE / DAS LETZTE WOCHENENDE
03/07/15 Christ Haring und seineTruppe Liquid Loft waren schon einmal bei der Sommerszene, im Jahr 2012. Die Produktion „Deep Dish“ – zu sehen heute (3.7.) und am Samstag (4.7.) im republic – ist der Abschluss ihrer „Perfect Garden Series“, deren Auftakt damals in 2012 bei der Sommerszene zu sehen war.
„Deep Dish“wird beworben als ein „opulentes Abendmahl aus Früchten und Gemüse: ein fulminantes Spektakel aus Tanz und Live-Film, das durch bizarre Ausmaße und rauschhafte Züge besticht“. Diese Performancekünstler spielen mit „Sinnbildern, die an barocke Gelage und Gärten der Lüste erinnern“. Nun denn, lasst uns Orgie feiern.
Zum Abschluss am Samstagabend kann man na h „Deep Dish“ beim Tanzkaraoke von Cie. Willi Dorner das Tanzbein schwingen: Willi Dorner, ein international angesehener Tänzer aus Österreich, belebt die alte Tradition des Miteinandertanzens neu und nimmt bei der Unterhaltungsindustrie Anleihen. Da können die Partybesucher 16 vergnügliche Videoclips mit Hits aus Rock, Pop, Latin und Hip Hop in bester Karaoke-Manier neu interpretieren.
Der „Sommerszene“-Tisch ist reich gedeckt auch am letzten Wochenende, nicht nur mit Obst und Gemüse: Michikazu Matsune greift in seiner noch zwei Mal in der Galerie 5020 gezeigten Performance „Dance if you want to enter my country!“ über Globalisierungparanoia, Verdachtsprofile und Überwachungsbegehren das Festival-Thema der Fremdheit auf. Wie kommt es dazu? Michikazu Matsune erzählt die nahezu skurrile, doch wahre Geschichte des US-amerikanischen Tänzers Abdur Rahim Jackson. Dieser wurde bei seiner Einreise nach Israel aufgrund seines muslimischen Vornamens aufgefordert zu tanzen, um seine Profession unter Beweis zu stellen. Tanze, Bajazzo...
Die ebenfalls in Kooperation mit der Galerie 5020 gezeigte Gruppenausstellung „Towards the other side of the world“ präsentiert Arbeiten von Eva Engelbert, Aldo Giannotti, Murat Gök, Marlene Hausegger, Leopold Kessler, Michikazu Matsune, Patricia Reed und Jun Yang, die sich mit den Brüchen und Widersprüchen unserer modernen Gesellschaft auseinandersetzen.
Die Choreographin Julia Schwarzbach und die Salzburger Künstlergruppe „under construction“ setzen sich in einemlänger währenden Projekt mit dem Thema Bauen auseinander. Schon 2014 hat es in Salzburg einschlägige Performances. In der Verbindung zwischen ihren Körpern und gefundenem Material stellt man auch diesmal, in „body building“ (zu sehen in den Kavernen 1595, eine sinnliche Erfahrung von Räumen her. Die Komplizenschaft zwischen Mensch und Ding lässt schließlich offen, wer Oberhand behält über wen – Bau oder Erbauer. (Sommerszene)