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Studenten, Gammler und Konsorten

FÜNFZIG JAHRE SZENE SALZBURG / RÜCKBLICK

27/03/19 „Gleich als der Plüsch weg war, wussten wir: Das ist unser Haus.“ Alfred Winter, Michael Stolhofer und Angela Glechner erzählten im ehemaligen Stadtkino von ihrer Zeit bei der Initiative, die heute als SZENE SALZBURG international bekannt und positioniert ist. Eine Kirche wurde nach einer SZENE-Veranstaltung aber nur einmal frisch geweiht.

Von Heidemarie Klabacher

Der erste Künstler war Karl Merkatz im Kapitelsaal mit Kafkas Bericht an eine Akademie. Der damalige Erzbischof Karl Berg habe den Saal gerne zur Verfügung gestellt, auch als nicht Franz Kafka, sondern mit François Villon ein deutlich wind-schlüpfrigerer Autor auf dem Programm stand. Alfred Winter, Erfinder, Leiter, Wegbegleiter der Szene der Jugend und damit der heutigen SZENE SALZBURG, schwelgte in Erinnerungen: Nachdem freilich Dieter Feichtner einen seiner Abende in der Kollegienkirche gegeben hatte, habe man - so soll der Erzbischof Winter erzählt haben - „weil es danach so seltsam gerochen hat, die Kirche neu gesegnet". Selige Zeiten, herrliche Geschichten...

Jedenfalls sei es nach elf Jahren Zeit gewesen, die SZENE zu übergeben, und das an die Hypo verpfändete Haus zurückzuholen, erzählte Alfred Winter heute Mittwoch (27.3.) beim Pressegespräch Fünfzig Jahre SZENE SALZBURG. Nicht, ohne noch eins nachzulegen: „Veranstalter war damals nicht die Szene der Jugend, sondern der Club 2000.“ Die Anmeldung als Verein folgte erst, als es notwendig geworden war. Eingetragen worden ist ein „Verein zur staatsbürgerlichen Erziehung der Jugend“. Übernommen hat 1981 jedenfalls Michael Stolhofer, der sich etwa durch eine Rockoper mit Clemens Schuster bereits verdient gemacht und nötige Erfahrungen gesammelt hatte.

Er, so Michael Stollhofer beim heutigen Pressegespräch, habe die SZENE als ein „Ermöglichungs-Unternehmen“ gesehen. Als eine Plattform für Dinge, die es vorher nicht gab. Die SZENE habe wichtige neue Orte für die Produktion und Präsentation von zeitgenössischer Kunst gewonnen und bespielt, wie etwa den Petersbrunnhof, die Pernerinsel in Hallein (die man alsbald an die Festspiele „verloren“ hatte) und vor allem das ehemalige Stadtkino - das bis vor kurzem Republic und jetzt nur mehr kurz und bündig SZENE genannte Gebäude am Anton Neumayr-Platz. Stolz ist Stolhofer auf die neu entwickelten Kooperationsmodelle mit Wirtschaftspartnern wie EMCO, Porsche oder Trumer.

Die SZENE brachte wichtige Vertreterinnen und Vertreter des zeitgenössischen Tanzes wie Anne Teresa de Keersmaeker, Wim Vandekeybus, William Forsythe, Merce Cunningham, Jérôme Bel erstmals nach Salzburg, viele davon erstmals nach Österreich. Jan Lauwers, Jan Fabre, Peter Sellars, Robert Wilson, Hans Jürgen Syberberg oder Reza Abdoh hätten im Theaterbereich Maßstäbe gesetzt, erinnert Stolhofer, im Musikbereich Patti Smith, Lou Reed, Bob Dylan, Neil Young oder P.J. Harvey. Größen wie Friedrich Gulda, Helmut Qualtinger, Nikolaus Harnoncourt oder Oskar Werner spielten schon in den frühesten Jahren für den alternativen Veranstalter.

2012 hat Angela Glechner die Leitung übernommen. „Schon in den 43 Jahren bevor ich gekommen bin, hat sich die SZENE zunehmend internationalisiert.“ Internationale Bedeutung errungen habe endgültig die SOMMERZENE, weitere Internationalisierung brachte der Zusammenarbeit mit dem Tanz-Netzwerk apap. Die Jahre ihrer Leitung seien gekennzeichnet durch vertiefende Zusammenarbeit mit der lokalen Kulturszene, die Einbindung nicht-professioneller Tänzer und Projekte in „nicht-theatralen Räumen“.

Ihr besonderes Anliegen ist die Realität in der Kunst-Produktion heute oft stattzufinden habe. Die prekären selbstausbeuterischen Verhältnisse, in denen Künstlerinnen und Künstler heute teils arbeiteten, dürfen nicht unbeachtet bleiben: „Freiräume müssen immer erkämpft werden.“

Bilder: dpk-klaba/Stills aus der Videoinstallation von Tom Halwa zum Vierziger der SZENE SALZBURG, die zum FÜNFZIGER ergänzt werden wird. 
Zur dpk-Vorschau auf das Programm zum Fünfzigjahre-Jubiläum der SZENE
Erinnerung muss Zukunft werden

 

 

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