Erinnerung muss Zukunft werden
FÜNFZIG JAHRE SZENE SALZBURG / PROGRAMM
27/03/19 Noch ist der Speicher leer – was sich binnen Stunden ändern wird... Die SZENE SALZBURG feiert im Oktober ihren Fünfziger. „Dieses Jubiläum soll auch ein Erinnerungsprojekt für unsere Künstler, unsere Wegbegleiter und vor allem für unser Publikum werden: Wir bitten Sie, Ihre Erinnerungen mit uns zu teilen!“ Ab heute Mittwoch (27.3.) ist der virtuelle Erinnerungsspeicher offen.
Von Heidemarie Klabacher
„Mehrere Generationen von Besucherinnen und Besuchern haben die Szene in den vergangenen fünfzig Jahren begleitet. Wir bitten Sie, Ihre Erinnerungen mit uns zu teilen! Senden Sie uns Fotos, Anekdoten, Faksimiles, die ihre ganz persönliche SZENE-Geschichte dokumentieren“. Die SZENE selber wird besondere Kostbarkeiten aus ihrem eigenen umfangreichen Archiv hochladen. „Der Speicher ist interaktiv und ermöglicht es den Teilnehmern, sich mit SZENE-Verantwortlichen und Künstlerinnen und Künstlern auszutauschen. Intendantin Angela Glechner stellte heute Mittwoch (27.3.) die Aktivitäten zum Jubiläumsjahr und das Programm eines kleinen Erinnerungsfestivals im Oktober vor.
Man nimmt das Jubiläum zum Anlass, das umfangreiche Dokumentations-Material, das sich in einem halben Jahrhundert angesammelt hat, an die Derra de Moroda Dance Archives der Abteilung Musik- und Tanzwissenschaft der Paris Lodron Universität Salzburg zu übergeben: „Im Laufe der fünfzig Jahre hat die SZENE eine umfangreiche Sammlung aus Fotos, Videos, Programmheften und Presserezensionen angelegt“, erzählt Angela Glechner.
Sie erinnert sich daran, wie ihr zu Beginn ihrer Tätigkeit in Salzburg Michael Stolhofer den Archiv-Raum mit seinen Kisten und Stapeln "wie ein kleines Allerheiligstes" gezeigt habe. „Nun wird dieser Schatz erstmals professionell archiviert und aufgearbeitet.“
In Erinnerung schwelgen kann aber auch das Publikum, wenn, ebenfalls im Herbst, das Buch 50 Jahre SZENE Salzburg fertig sein wird, das derzeit mit Unterstützung des Landes-Medienzentrums entsteht. Thema sind nicht nur Geschichte und Werdegang der SZENE. Experten verschiedener Disziplinen untersuchen auch die kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen in diesen Jahrzehnten Kulturarbeit stattfand.
Das künftige Akademische Kaffeehaus – Zukunftswerkstatt basiert auf der Idee von Leopold Kohrs „Akademischem Wirtshaus“, einem alten Format aus der Frühzeit der SZENE. In diesem Laboratorium wolle man untersuchen, was aus fünfzig Jahren Kulturarbeit für Gegenwart und Zukunft gelernt werden kann.
Gefeiert wird aber nicht nur im Kopf. Am 10. Oktober feiert die SZENE mit Publikum und ehemaligen und heutigen Mitarbeitern und Weggefährten. Gezeigt werde auf diesem Fest für die Kunst eine Videoinstallation von Tom Halwa, die die Höhepunkte dieser fünfzig Jahre in Erinnerung ruft: Was nicht so furchtbar viel Arbeit sein wird, wie es klingt, hat Halwa doch schon zum Vierziger der Szene eine Videoinstallation gemacht. Er kann fortsetzen.
Mit einer der „legendärsten Performances aller Zeiten“, dem Stück, „das Tanz neu befragt und definiert“ beginnt das Fest am 8. Oktober: Jérôme Bel kommt mit einer Art Remake seiner legendären Produktion The Show Must Go On. „Das ist eine der Ikonen der Tanz- und Performancegeschichte und des SZENE Programms“, schwärmt Angela Glechner. Die Arbeit war bei der Sommerszene 2001 zu Gast und habe „nichts von ihrer konzeptuellen Schärfe und theatralen Kraft verloren.“ JérômeBel und die SZENE stellen das Stück ohne Profitänzer, dafür mit Laien aus Salzburg auf die Bühne.
Sogar das ImPulsTanzfestival Wien denkt an die SZENE und widmet ihr einen Programmpunkt mit Wim Vandekeybus. „Der Künstler war für beide Festivals ein wichtiger Identitätsstifter“, erinnert der frühere Szene-Intendant Michael Stolhofer, der für das ImPulsTanzfestival als Kurator tätig ist. „Damit wird auf die langjährige Zusammenarbeit von ImPuls und SZENE und die führende Rolle, die die Sommerszene bei der Vorstellung von zeitgenössischem Tanz und Performance in Österreich innehatte, hingewiesen.“
Nachtrag nach Redaktionsschluss: Um 15 Uhr waren bereits vier Beiträge im Speicher der Erinnerung, davon zwei Radiobeiträge vom früheren ORF-Redakteur Hannes Eichmann