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SOMMERSZENE / ERÖFFNUNG

20/06/17 Der Körper soll unzensuriert sagen, was er sagen will und überraschen dürfen, mit dem was er enthüllt. Sagt – sinngemäß– Louise Lecavalier: Die legendäre franko-kanadische Tänzerin und ehemalige Frontfrau von „La La La Human Steps“ eröffnet mit „Battleground“ heute Dienstag (20.6.) das kreative „Schlachtfeld“ Sommerszene.

Von Heidemarie Klabacher

Er markiert heuer den friedlichen - wenngleich nicht unbedingt friedvollen – Truppen-Aufmarsch auf der Bühne der Sommerszene: Inspiriert von Italo Calvinos Roman vom „Ritter, den es nicht gab“ begibt sich Louise Lecavalier mitten hinein in den „Kampf“ des scheinbar so makellosen Ritters Agilulf. Bei dem ist alles Schall und Rauch. Die Rüstung ist leer: Aus ihr spricht wohl eine Stimme, aber keine Seele. Der Ritter hat keinen Körper. Existiert er überhaupt… „Die Inkarnationen ähnlicher Figuren, wie beispielsweise Virginia Woolfs Romanheld Orlando oder Künstlerpersönlichkeiten wie Marilyn Monroe und Charlie Chaplin, die ‚gleichzeitig leer und vollkommen sind‘“, faszinieren Louise Lecavalier.

„Mit Battleground kreiert sie in der Klanglandschaft von Antoine Berthiaume, die zwischen Elektronik, Ambient und Perkussion oszilliert, ein faszinierendes Universum aus Schwerelosigkeit, Mechanik, Balance, Trance und Vibration.“ Angela Glechner, Intendantin der Sommerszene, spricht von einem „Universum aus vibrierendem Tanz und pulsierenden Klängen“: Gemeinsam mit ihrem Bühnenpartner Robert Abubo begebe sich Louise Lecavalier „auf eine surrealistische Suche nach dem eingehüllten Körper und lotet seine Mysterien mit tänzerischer Virtuosität aus“. Zuletzt gastierte Louise Lecavalier, 2012 mit dem Stück „So Blue“ bei der Sommerszene.

Die Eröffnungsproduktion ist exemplarisch für das Anliegen von Intendantin Angela Glechner hinter dem Programm der Sommerszene 2017: Sie will zeigen, welche „assoziativen und emotionalen Möglichkeiten, die Musik freizusetzen vermag“.

Den legendären Soli von Gene Kelly, Anne Teresa De Keersmaeker, Anna Pavlova und John Travolta widmet der katalanische Tänzer und Choreograph Pere Faura seine Performance „No Dance, No Paradise“: Die jeweiligen Choreographien und Musikstücke von „Singing in the Rain“ bis „Saturday Night Fever“ seien, so Angela Glechner, „Teil von Pere Faunas individuelle Tanzgeschichte ebenso wie der kollektiven Erinnerung“.

Nummern aus dem Frühwerk von David Bowie bilden dagegen den Soundtrack zu Claire Croizés Choreographie EVOL - LOVE von hinten gelesen: Sie hat sich bei Rilke bedient. Ausgehend den Duineser Elegien „erzählen vier Tänzer die Geschichte von Leben, Freude und Verzweiflung“.

Und die legendäre Meg Stuart kommt mit ihrem Meisterwerk „Built to Last“ zurück zur Sommerszene. Ihr diene, erklärt Angela Glechner, die „Metakomposition“ von Alain Franco mit Zitaten aus der klassischen Musikgeschichte als Rahmen: Meg Stuart will den „Glauben an ewig währende Werte, Heldentum und Universalität in Frage stellen“ Passt gut zum Ritter, den es – wie die ganze Ritterlichkeit – ohnehin „nie gab“. Das ist gut so. Bleibt mehr Raum für eigene Abenteuer im Kopf.

Eröffnet wird die Sommerszene 2017 heute Dienstag (20.6.) um 20 Uhr im Republic mit Louise Lecavaliers „Battleground“ – www.szene-salzburg.net
Bilder: Sommerszene/Louise Lecavalier (1); Tatiana Halbach (1)

 

 

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