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Rainer-Marsch weiterhin in voller Stärke

HINTERGRUND / MILITÄRMUSIK

11/05/16 Ob es wirklich gut ist, dass das Bundesheer derzeit Aufwind hat, davon sind wir absolut nicht überzeugt. Aber wenigstens für die Militärmusik hat es etwas Gutes: Sie bleibt bestehen, nicht nur in Salzburg, sondern in allen Bundesländern. Sie werden in voller Stärke aufmarschieren können, egal, ob der künftige Bundespräsident Van der Bellen oder Hofer heißt.

Von Reinhard Kriechbaum

Heute Mittwoch (11.5.) war Landeshauptleutekonferenz, wo derzeit Landeshauptmann Wilfried Haslauer Vorsitz führt. In der Salzburg Kulisse im Festspielbezirk, also in kulturell anregender Atmosphäre, haben sich die Landeshauptleute, derzeit mehr denn je die wahren Regenten des Landes, unter anderem Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil vorgeknöpft. Ein Thema waren das Bundesheer, Sicherheitsfragen – und auch die Militärmusik. In einem Pressegespräch heute Vormittag bestätigte Doskozil, dass die Militärmusik eine wichtige Funktion als Ausbildungsstätte und als Traditionseinrichtung erfülle.

Ab sofort können Grundwehrdiener nach der sechsmonatigen Ausbildung eine siebenmonatige Tätigkeit als Zeitsoldaten in der Militärmusik anschließen. Die wichtigste Botschaft: In jedem Bundesland werde es auch in Zukunft eine „vollständige“ Militärmusik geben. Als Projektkoordinator für die Umsetzung hat man sich des ehemaligen Vorstands der Wiener Philharmoniker, Clemens Hellsberg, versichert.

Der Stellenwert der Militärmusiken geht ja weit über die öffentliche Wahrnehmung als Spitzeninterpreten des Rainer-Marschs hinaus: Seit der Aufstellung der Militärmusiken der Zweiten Republik in den Jahren 1956 und 1957 haben rund 18.000 Musiker ihren Dienst bei der Militärmusik abgeleistet, heißt es in einem Bericht der Zeitschrift Truppendienst mit Stand Juni 2007. Davon schlugen weit über vierhundert die Laufbahn als hauptberufliche Orchestermusiker ein, mehr als fünfhundert wurden Musiklehrer, und über achthundert übernahmen die Leitung von zivilen Blasmusik-Kapellen. Nicht weniger als 14.000 ehemalige Militärmusiker wirken in österreichischen Blasmusik-Kapellen mit und tragen dort maßgeblich zur Erhaltung und Steigerung des musikalischen Niveaus bei. „Die Jugendlichen erfahren durch den Dienst in einer Militärmusik das umfangreiche Repertoire mit einer guten Interpretation der traditionellen österreichischen Musik. Sie erlernen Showmarschieren und zeremonielle Abläufe, für die es keine andere Schule gibt.“ Das hat die Blasmusikjugend im März vorigen Jahres in einer Presseaussendung festgehalten, als es danach aussah, als ob der Rotstift eisern angesetzt würde bei der militärischen Blasmusik.

Die Kosten der neun Militärmusiken in Höhe von rund elf Millionen Euro machen rund 0,6 Prozent des gesamten Heeresbudgets aus. Also ein Betrag, den einzusparen sowieso herzlich wenig gebracht hätte.

Für nicht wenige Blasmusiker ist der Heeresdienst eine Intensivvorbereitung für das Musikstudium. Eingebettet in ein der Musik wohlwollendes Klima, in vergleichsweise toller Infrastruktur, können sich viele der freiwillig Längerdienenden, sobald sie den Tarnanzug gegen Flügelhorn und dergleichen harmloseres Gerät eingetauscht haben, gut fit machen für die Aufnahmsprüfung an Musikhochschulen. Und wer die Schulung hier durchmacht und die Musik fortan auch „nur“ als Amateur betreibt, bringt in die jeweiligen heimischen Blaskapellen zumindest ein geschärftes Sensorium für Qualität ein. Also sehr gut, dass es in der Militärmusik fast beim Alten bleibt.

Der Heeres-Standort Tamsweg bleibt übrigens auch erhalten und es wird auch weiterhin in Salzburg Jägerkompanien geben. Und noch eine Nachricht am Rande: Was das „Haus der Geschichte Österreichs“ anlangt, sahen manche Landeshäuptlinge die Lobby für ihre regionalen Stämme ja nicht ausreichend gesichert. Also beschloss die Landeshauptleutekonferenz nun, den ehemaligen Salzburger Landeshauptmann Franz Schausberger als Vertreter der Länder für die Dauer von drei Jahren in den einzurichtenden Wissenschaftlichen Beirat für das Haus der Geschichte Österreich zu entsenden.

Bild: Bundesheer / Harald Minich

 

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