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Klassik kontra Neoklassizismus

MOZARTEUMORCHESTER / IVOR BOLTON / PAUL LEWIS

20/03/15 Strawinsky und Wiener Klassik - keine leichte Kost, mit der Ivor Bolton und das Mozarteumorchester sich einmal mehr als stilistisch sattelfest und kompetent in allen Epochen erwiesen. Mittendrin brillierte Paul Lewis als Mozart-Pianist.

Von Horst Reischenböck

„Das Land der Griechen mit der Seele suchend“ reduzierte Igor Strawinsky für sein Ballett „Apollon Musagète“ sein Klangspektrum radikal. „Je mehr ich mein Aktionsfeld einschränke und mich mit Hindernissen rings umgebe, umso größer und weiter ist meine Freiheit.“ Mit diesem stilistischen Umschwung machte er sich asketisch hochstilisiert zum Vorreiter des Neoklassizismus. Er verlangt für „Apollon Musagète“ 34 Streicher. Die Streicher des Mozarteumorchesters, von Ivor Bolton angefacht, entfalteten am Donnerstag (19.3.) ambitioniert, voluminös und differenziert den Klang-Bilderreigen von Geburt des Gottes bis zu all seinen Tänzen mit den Musen.

Paul Lewis präsentierte Wolfgang Amadé Mozarts Konzert A-Dur KV 386a, mit dem er in Wien Fuß zu fassen hoffte: bewusst einfach gedacht, doch nicht anspruchslos, einprägsam, zugleich Vergnügen bereitend und selbst für gebildete Menschen unbegreiflich! Als Interpret in eigener Sache gelang Mozart „so einstimmig Beyfall, daß man hier kein Beispiel davon weiß“. Was Paul Lewis, der sich bei Alfred Brendel höherer Weihen versicherte und durch seine Beethoven-Interpretationen internationalen Ruhm erwarb, eindrucksvoll unterstrich. Spielerisch elegant und wie gefordert brillant in den Ecksätzen, dazwischen tiefgründig dem Andante auf der Spur, entfaltete Paul Lewis Interpretation starke Sogwirkung. Gedanklich versunken, so wie er anschließend auch ins gleichfalls Andante aus Franz Schuberts Klaviersonate in a-Moll D.784 hinab tauchte.

Nach der Pause als kontrastierender Knalleffekt wiederum Strawinsky - quasi als Chamäleon, das sich Vorbilder anverwandte, mitunter bis in Karikatur hinein – mit dem erfrischenden Concerto grosso „Dumbarton Oaks“, in das sich Konzertmeister Frank Stadler und die fünfzehnköpfige Besetzung virtuos hineinstürzten.

Zum Ausklang nochmals griechische Mythologie in Gestalt von Joseph Haydns beschwingter Sinfonie C-Dur Hob. I/50, in der er die Ouvertüre der Oper „Philemon und Baucis“ mit ihrem Prolog „Der Götterrath“ nutzbringend ein zweites Mal verwertete. Festlich mit Natur-Trompeten und hohen Natur-Hörnern besetzte und vom Mozarteumorchester virtuos ausgespielte Bläserparts, dazu Isabella Unterers kantabel strömende Oboenklänge – ein Genuß.

 

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