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Der Orpheus Britannicus und die Gastarbeiter dort

 

HINTERGRUND / UNIVERSITÄT MOZARTEUM / BAROCKNACHT

12/06/14 Zum siebenten Mal lädt das Institut für Alte Musik zu einer Barocknacht ein, diesmal mit dem Themenschwerpunkt „London“. Ergänzend zur Musik werden auch Beiträge zu Kostümgeschichte, Tanz, Literatur, Ikonographie und sogar Architektur angeboten.

Dorotheée Oberlinger, die Leiterin des Instituts für Alte Musik, ist wohl dabei, die Gesamtleitung dieses langen und vielfältigen Konzertabends liegt aber diesmal in den Händen von Hiro Kurosaki. Dieser Geiger ist wahrscheinlich ein gutes Abbild für die heutige Szene Alter Musik: Es ist längst nicht mehr ein Betätigungsfeld für Musiker, die es technisch nicht ganz so weit gebracht haben auf ihrem Instrument.

Hiro Kurosaki war Samohyl-Schüler an der Wiener Musikhochschule und hat es zum Preisträger angesehener Violinwettbewerbe gebracht („Henryk Wieniawski“ in Polen und „Fritz Kreisler“ in Wien) – dann aber hat er den Weg in den Originalklang gesucht. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Hiro Kurosaki intensiv mit der Barockvioline und der historischen Aufführungspraxis und arbeitete eng mit René Clemencic, Jordi Savall und William Christie und anderen wichtigen Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Alten Musik zusammen. Seit über anderthalb Jahrzehnten ist er an der Universität Mozarteum tätig und leitet hier seit dem Wintersemester 2011/12 eine Professur für Barockvioline und Viola.

Thema der „Barocknacht“ morgen Freitag im Großen Studio ist die englische Musik. Mit „Early English” geht es um 18 Uhr los. Die Künste erleben unter der langen Herrschaft Elisabeth I. eine Hochblüte. John Dowlands „Ayres“ sind die schönsten Beispiele einer perfekten Synthese von delikater Poesie und Musik. Henry Purcell setzt mit seinen „Fantasien“ die Tradition der „consort music“ fort und beschert der Gattung zugleich den letzten Höhepunkt. Die Musik zum Maskenspiel „Fairy Queen“ – einer Mischung aus Schauspiel, Gesang und Tanz – zeugt auch von den französischen, italienischen und sehr volkstümlichen englischen Einflüssen in seiner Musik.

Der Programmblock „Fairy Queen“ beginnt um 19 Uhr, ab 20 Uhr heißt es „Händel, Händel, Händel“: Nach Purcells viel zu frühem Tod 1695 – der „Orpheus Britannicus“ war da erst 36 Jahre alt! – brach mit aller Macht die Musik Corellis über England herein. Georg Friedrich Händel kann mit dieser neuen, am italienischen Gusto ausgerichteten Tonsprache in London Triumphe feiern, weltgewandt in seinen Oratorien und Opern, intim in seiner Kammermusik und den „Neun Deutschen Arien“.

Weit weniger geläufig ist die Internationalität des Londoner Musiklebens in Frühklassik und Klassik. London prosperiert im 18. Jahrhundert und wird zusehends zur kosmopolitischen Metropole. Öffentliche Vergnügungsparks wie „Vauxhall Gardens“ etablieren sich als wichtige Konzertstätten. Dort werden Concerti und größer besetzte Kammermusik von
Komponisten wie Carl Friedrich Abel, Charles Avison und Johann Christian Bach, dem von Mozart bewunderten „Londoner Bach“, dargeboten. Einen absoluten Höhepunkt in der Geschichte Londons als Musikmetropole stellt schließlich der zweimalige Besuch Joseph
Haydns dar. Hauptwerke seiner letzten Lebensphase entstehen in oder für London. – Dieser Zeit entsprechen die Programmblöcke „Pleasures of the Vauxhall Gardens - London der Aufklärung“ (21.30) und „Haydn in Love in London“ (ab 22.30 Uhr).

Barocknacht. Freitag, 13.6., ab 18 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum - www.moz.ac.at
Bilder: www.dorotheeoberlinger.de (1); www.moz.ac.at (1); Archiv (2)

 

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