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Aus dem heimeligen Jazz-Wohnzimmer

HINTERGRUND / JAZZIT

02/02/12 „Dream Band“ sagt Jazzit-Leiter Andreas Neumayer dazu, und er hat wohl recht: Die Amerikaner David Murray (Saxophon) und Hamid Drake (Schlagzeug) bringt er beim Zehn-Jahres-Fest des Jazzit mit zwei heimischen Musikern, Stefan Kondert und Matthias Löscher (Bass und Gitarre) zusammen.

Von Reinhard Kriechbaum

altFür das Jubiläumsfest am 10. Februar hält man mit „Baba Zula“, einer international gefeierten Band aus Beyoglu, dem quirligen Künstlerviertel von Istanbul, ein weiteres Gustozuckerl bereit. Und danach: die beiden Salzburger Jungspunde „Schall & Rauch“ an den Turntahbles.

Mit „Baba Zula“ kommt man Erwartungen des Publikums an das Jazzit entgegen, denn in letzter Zeit hat man sich bemüht, genau dessen Wesensart und Wünsche zu erkunden. Da stehen New Jazz und Club-Veranstaltungen obenauf, und auch mehr World Music will der typische Jazzit-Besucher hören. Ein Viertel der Besucher stellt übrigens die Gruppe der Vierzigjährigen. Genau die Hälfte der Besucher – das ergab die Umfrage – sind unter Vierzig, graphisch dargestellt zeigt sich eine schöne Durchmischung. 52 Prozent der Befragten haben einen Uni-Abschluss, 30 Prozent Matura – man bewegt sich auf höherer Bildungsebene. Knapp die Hälfte der Jazzfreunde kommt aus der Stadt, und etwas über die Hälfte lässt sich durch Mundpropaganda locken. 46 Prozent der Besucher sind Stammpublikum und besuchen das Jazzit mindestens ein Mal im Monat. Immerhin 9,3 Prozent schauen ein bis zwei Mal pro Woche vorbei.

altIn „Sommergesprächen“ hat man Musiker, Journalisten, Stammgäste und Mitarbeiter noch genauer befragt. Alle loben die familiäre Atmosphäre und schätzen die persönliche Begegnung mit den Künstlern. Salopp drückt es Vereinsobmann Stefan Wegenkittl aus: Kein Star komme mit Bodyguards durchs Bühnentürl (so was hat das Jazzit gar nicht, ebensowenig wie Sanitärräume für die Künstler). „Spätestens wenn er auf die Toilette geht, marschiert er durchs Publikum.“ Deshalb sei das Jazzit-Profil auch „nicht sosehr Frage einer stilistischen Ausrichtung, sondern der Offenheit, des Kontakts zum Publikum.“

Der Wohnzimmer-Touch werde allseits geschätzt. Dass man seit ein paar Monaten die Bar selbst verpachtet und die immer am Dienstag stattfindenden Jazzit-Sessions dort selbst ausrichtet, das kostet zwar (zusätzliche 10.000 Euro fallen für diese Schiene an), aber es dient der Sache: „Um den ständigen unterschiedlichen Vorstellungen von Verein und Gastronomie einen Riegel vorzuschieben“ habe man die Sache selbst in die Hand genommen.

altAndreas Neumayer über das Jazzit: „Wir sehen uns als „Musik Club“, als ein Haus der Musik, in dem neben Jazz auch andere Spielarten wie Weltmusik, HipHop und Experimentelles Platz finden. Wir wollen Jazz- und Avantgardekonzerte veranstalten, bewusst die lokale Szene fördern und integrieren und wir haben uns von Anfang an nicht nur in die „Jazz“-Schublade drängen lassen.“ Offen bleiben für neue Strömungen ist also die Devise.

Um das Programm übersichtlicher zu machen, hat man programmatische „Linien“ eingeführt. Zwei davon, die in diesem Frühjahr besonders forciert werden, sind die Konzertreihen „Lokal>

Stolz ist Andreas Neumayer darauf, dass Fiva und Das Phantom Orchester aus Deutschland ihr einziges Österreich-Konzert im Jazzit geben (21.3.).  Der New Yorker Gitarrist Aram Bajakian kommt mit seiner neuen Band KEF (13.4.). Und als Highlight ein Künstler, den man sich eigentlich gar nicht leisten kann, wie Neumayer verrät: Der über achtzigjährige Pianist Cecil Taylor gibt am 7. Mai eine Solo-Performance.

Das „jazzit:fest:2012“ – zugleich Konzert zum zehnjährigen Bestehen findet am Freitag, 10. Februar, ab 20.30 Uhr statt. – www.jazzit.at
Bilder: Jazzit / Youri Lenquette (1); Alper Ertug (1); Claudio Casanova  AAJ Italia (1); Nancy Horowitz (1)
Zur DrehPunktKultur-Besprechung des Jubiläumsbuches „Old&New Dreams
Ton und Bild gewordene Träume

 

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