Viel Neues, viel Vertrautes
MOZARTWOCHE 2013
23/01/12 „Wir sind nicht hier für Revolution, sondern für Kontinuität.“ So Marc Minkowski, der neue künstlerische Leiter der Mozartwoche. Marc Minkowski und Matthias Schultz, der neue künstlerische und kaufmännische Gesamtleiter der Stiftung Mozarteum, präsentierten heute Montag (23.1.) das Programm der Mozartwoche 2013.
Von Heidemarie Klabacher
Ein Highlight gleich vorab: Mozarts „Lucio Silla“ wird szenisch aufgeführt - im Haus für Mozart mit Le Musiciens du Louvre Grenoble unter der Leitung von Marc Minkowski und in der Regie des Kanadiers Marshall Pynkoski („Kein Scherz“, der Gleichklang, so Minkowski). Das ist eine Koproduktion mit dem Musikfest Bremen und - interessanterweise - mit mit den Salzburger Festspielen, die beide die Produktion im Sommer 2013 übernehmen werden.
Die Qualität der Oper, das Image des Partners, das Vertrauen in Marc Minkowski hätten Alexander Pereira dazu bestimmt, von seinem Grundsatz „Keine Wiederaufnahmen“ gleich einmal abzugehen. Alle paar Jahre hoffe er auf eine solche Koproduktion mit den Festspielen, so Matthias Schultz. Jedes Jahr Oper werde es bei der Mozartwoche auch künftig nicht geben können, so Präsident Johannes Honsig-Erlenburg. Man werde dieses Ziel aber mit noch mehr Energie verfolgen als bisher.
Das Besondere: Des jungen Mozarts „Lucio Silla“ kommt nicht allein. Das Libretto von Giovanni de Gamerra wurde mehrmals vertont. Und der szenischen Produktion von KV 135 werden zwei konzertante Aufführungen gegenübergestellt. Die Fassung von Johann Christian Bach spielt das Mozarteumorchester unter Ivor Bolton, die großen Arien aus dem „Lucio Silla“ von Pasquale Anfossi stehen im Zentrum eines Konzerts des Ensembles „Le Cercle de l’Harmonie“ unter Jérémie Rhorer.
Kontinuität statt Revolution also in der Mozartwoche ab 2013. Die tragenden Programmstrukturen wurden und werden nicht angetastet. Innerhalb des vertrauten Konzepts gibt es viele Künstler-, Ensemble und Dirigenten-Debüts, aber auch neue Programmpunkte, wie etwa die „Museumskonzerte“ in Mozarts Geburts- und Wohnhaus. „Ein Konzert wird tatsächlich im Geburtshaus stattfinden“, so Matthias Schultz.
Auch Marc Minkowskis Ziel ist es, wie schon bisher bei der Mozartwoche, möglichst viele verschiedene Sichtweisen auf das Werk Mozarts zu eröffnen: „Die Mozartwoche ist der Platz, an dem man mit Mozart mehr experimentieren kann, als bei jedem anderen Festival“, so Minkowski. Das liege an dem aufgeschlossenen interessierten Publikum, aber auch am akustisch idealen Großen Saal - und am Vorhandensein der Originalinstrumente Mozarts, die künftig öfter zum Einsatz kommen sollen.
Mozarts Musik im Kontext des Werks anderer Komponisten - auch das wird es weiterhin geben. Unter Minkowski/Schultz wird das Umfeld 2013 „ein wenig Französischer“: „Das Ensemble Les Vents Français verknu?pft Musik von Ravel, Poulenc und Mozart. Das junge Quatuor Diotima, konfrontiert Musik von Schubert und Johannes Maria Staud mit Ravel, während Olivier Messiaens Quatuor pour la Fin du Temps in einen Dialog mit Bartók, Ravel und Staud tritt.“
2013 wird Richard Wagners 200. Geburtstag gefeiert. „Wagner hat gerne Mozart dirigiert“, so Matthias Schultz. Mit den Orchesterbesetzungen bei der Mozartwoche könne man zwar keine große Wagneroper spielen, zentrale Werke, wie etwa Siegfried Idyll oder Wesendonck Lieder (mit Elisabeth Kulmann) sehr wohl. Richard Wagners einzige Symphonie, C-Dur WWV 29, gespielt von Le Musiciens du Louvre Grenoble, steht im Kontext der inneren Programmlinie „Symphonie in C-Dur“: KV 551 und 338 fehlen da ebensowenig, wie Strawinskys Symphonie in C-Dur. Auch Georges Bizet hat einen einzigen Beitrag zur Gattung geliefert: Seine C-Dur Symphonie spielen die Wiener Philharmoniker unter Georges Pretre.
Apropos: Die Wiener Philharmoniker kommen seit 1956 nach Salzburg. Daran wird sich 2013 und darüber hinaus nichts ändern. Neben Georges Pretre „wird das Orchester mit zwei der aufsehenerregendsten Dirigenten der jungen Generation" – Gustavo Dudamel und Teodor Currentzis - bei der Mozartwoche 2013 spielen. Mozarteumorchester und Camerata Salzburg, Capella Andrea Barca sind ebenso unverzichtbar.
Insgesamt sechs Gastorchester werden, so Matthias Schultz, „das Moderne an der Klassik und das Klassische an der Moderne frei legen“. Die Academy of St Martin in the Fields spielt Mozart und Bartók. Sir Simon Rattle werde die Trias der letzten Symphonien Mozarts mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment "neu lesen". Andrés Orozco-Estrada wird sich am Pult des Mahler Chamber Orchestra mit der g-Moll-Symphonie auseinander setzen und Strawinskys Neoklassik nachspüren. „Das Ensemble intercontemporain und das SWR Vokalensemble Stuttgart unter George Benjamin gelangen über Messiaen und Boulez bis zu Johannes Maria Staud."
Dem 1974 in Innsbruck/Tirol geboren Komponisten gilt eine eigene Programmlinie: Johannes Maria Staud wurde von der Stiftung Mozarteum für die Mozartwoche 2013 mit Auftragswerken betraut. Dazu gehört die Bearbeitung von Mozarts Fantasie c-Moll KV 475 für Orchester. Weiters wird das neu gegründete Mozart Kinderorchester ein Werk von Staud zur Uraufführung bringen. Da bekannte Werk „Segue“, das auf einem Fragment Mozarts basiert, wird in der radikal überarbeiteten Neufassung von 2008 zu hören sein.
Mozart Kinderorchester? Das neu gegründete Mozart Kinderorchester der Stiftung Mozarteum Salzburg wird in der Mozartwoche 2013 sein Bühnendebüt feiern. In diesem Klangkörper können Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren erste Orchester-Erfahrung machen. „Für Jugendliche gibt es im Land Salzburg wunderbare Möglichkeiten, im Orchester zu spielen. Für Kinder gab es das bislang nicht“, so Stiftungsleiter Matthias Schultz. Das Mozart Kinderorchester entsteht in enger Kooperation mit dem Musikum Salzburg und sowie mit den umliegenden Musikschulen in der Euregio-Region (Salzburger Land, Berchtesgadener Land, Landkreis Traunstein) bis Rosenheim. Die Noten sind schon verteilt. Das Mozart Kinderorchester wird bei der Mozartwoche ein Konzert geben, Minkowski persönlich werde einige Proben in der letzten Probenphase leiten.
Ab 25. Jänner 2013 ist die Ausstellung „Mozart Bilder“ im Mozart-Wohnhaus zu sehen: Immerhin besitze die Stiftung die weltweit größte Sammlung von Mozartbildnissen, so Johannes Honsig-Erlenburg. Die Anregung zur Ausstellung gab Matthias Schultz, der neue Stiftungs-Chef.