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Zwei Akkorde tiefen Friedens

BACHCHOR / WEIHNACHTSKONZERT

14/12/11 Nicht allein in der Detailarbeit zeigt sich das Vermögen des Bachchores unter Alois Glaßner, auch im geschlossenen Gesamteindruck  des weit aufgefächerten Programms, das man am Dienstag (13.12.) im großen Saal des Mozarteums hören durfte.

Von Erhard Petzel

altIst das jüngste Werk, ein Sanctus von Graham Lack, 20 Jahre alt und kann den Beifall mit seinem Schöpfer auf der Bühne teilen, umfasst der Rest eine Zeitspanne bis zu Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Für seine „Cantus Messe“ (Es, op. 109) ist Josef Gabriel Rheinberger 1879 von Papst Leo XIII. mit dem Ritterkreuz vom Orden des Heiligen Gregor ausgezeichnet worden. Strukturen der Doppelchörigkeit, elegante Phrasierung und Transparenz des Satzes erinnern an Ahnen wie Schütz oder Palestrina, schimmern aber im mild-geschmeidigen romantischen Glanz.

Jede Imitation dient der Entwicklung, jeder Stimmeinsatz der Fuge im „Cum sancto spiritu“ hat seine jeweiliger Dramaturgie geschuldete Identität. Die energische Aufforderung des Basses zum Credo wird um ein filigranes Geheimnis ergänzt, ähnlich das „Et incarnatus est“. Ungewohnt zärtlich verhalten beginnt das Sanctus, um im überwältigenden Crescendo ins Hosanna zu jubeln. In großen Bögen schraubt sich ein schwingendes Benedictus, das Agnus ist ein großes, flehendes Seufzen. Das letzte „Pacem“: zwei Akkorde im Raum, die ins Herz fahren.

Der Bachchor kann sich ganz selbst präsentieren, ohne Impulse durch Prominenz von außen.  Robert Kovács die anderen Stücke auf der Orgel und präsentierte den Wohlklang des renovierten Instruments mit zwei Solo-Werken: „Die Legende von der Heiligen Elisabeth“ von Franz Liszt und Mendelssohn Bartholdys Sonate in c-Moll. Überwiegen bei Liszts Spintisieren bis zum Vergehen gehauchte, aus Terzgängen entwickelte Gespinste, donnert beim jung verstorbenen Kollegen ein majestätischer 2. Satz in eine Fuge. Die Orgel in der Romantik platziert zu haben, ist auch ein Verdienst der beiden.

Gerahmt wird der Abend durch Benjamin Britten. Oratorienhaft und an Hindemith erinnernd ein „Jubilate Deo“, typischer in seinem individuellen Gestus ein früheres „Te Deum“ in C, die Orgel konzertierend mit dem Chor und einer lieblich weichen Sacha Marcia als Solistin. Die homogenen und kultivierten Stimmen der Chorsolisten bezaubern auch in der Draufgabe, Brittens „Hymn To The Virgin“, und dem Damenterzett in Mendelssohns „Laudate Pueri“. Zu diesem Oberstimmenwerk dürfen die Männer durch Gabriel Faurés „Ave verum“ den Gender-Ausgleich herstellen. Franz Liszt ist mit seinem „Vater unser“ aus seinem Oratorium „Christus“ auch als Chorkomponist präsent.

Publikum hätte das Konzert noch vertragen. Schade, hat man doch miterleben können, wie ein gemeinsames Thema eines geschickt ausgewählten Programms in der Hand eines versierten Meisters mit seinem auf höchster Ebene geschulten Klangkörper den langen Atem abendländischer Musikgeschichte zum Klingen brachte, ohne alte Werke im Vergleich bemühen zu müssen. Selbst Graham Lacks „Sanctus“ fügte sich mit seinen Vorhalt-Clustern, Liegetönen über melodisch redundanter Bewegung, Parlandi und Klangflächen nahtlos in diesen Rahmen ein. Reicher Applaus ergriffener Hörer.

Bild: Bachchor/Wildbild

 

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