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Mozart sans Cello

MOZARTEUMORCHESTER /  LUIGI PIOVANO

01/03/24 Die Osterfestspiele werfen ihre Schatten voraus. Im Donnerstagkonzert des Mozarteumorchesters gab esWiedersehen mit Luigi Piovani, dem ersten Cellisten des Orchestra dell‘Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Auf dem Programm: Bloch, Schostakowitsch und Mozart.

Von Horst Reischenböck

Bei der Konzeption des Jahresprogramms war‘s noch nicht absehbar, wie tages-aktuell durch das politische Geschehen im Nahen Osten Ernest Blochs Prayer sein und wieder werden könnte. In diesem ersten Satz der in den USA entstandenen Suite From Jewish Life verströmte Luigi Piovano mit edlem tenoralem Ton die sich steigernde Klage. Den originalen Klavierpart hat er selbst für Streicher arrangiert.

Das Gegenstück ist für jeden sensiblen Hörer das herz-zerreißende Moderato des Konzerts für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 107 von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Angeregt hatte ihn die Kenntnis der Sinfonia concertante seines verstorbenen Freundes Sergej Prokofjew. In den Ecksätzen dominiert obsessiv und selbstbewusst die Notenfolge d-es-c-h basierend auf den Buchstaben seines Namens. Weit mehr kämpferisch denn tanzhaft gebärdete sich der Schluss.

Dazwischen eingebettet also jener zutiefst emotionale erschütternde Ausbruch des Binnensatzes, aus dem der Solist introvertiert, gedanklich nachschwingend, in die umfangreiche Kadenz einstieg. Luigi Piovano, inmitten des Mozarteumorchesters platziert, konnte, durfte sich in Personalunion als Solist und Leiter voll auf die ihn umgebende instrumentale Qualität, etwa im Disput mit dem exzellenten Horn-Solisten, verlassen. Die stürmisch aufbrausende Zustimmung am Donnerstag (29.2.) im Großen Saal des Mozarteums bedankte er hoch virtuos mit Nikolai Rimski-Korsakow Hummelflug, zu dem ihm sein Vater Antonio Piovano die Begleitung gesetzt hat.

Anders als manch anderer seiner Zeitgenossen schenkte Mozart dem Violoncello fast sträflich geringes Augenmerk. Animierte ihn kein zur Verfügung stehender Musiker? Der Mangel trieb im vergangenen Jahrhundert Solisten dazu, sich das eine oder andere Mozart'sche Hornkonzert in Adaptionen anzueignen. Luigi Piovano ging diesmal den anderen Weg. Er griff statt zum Celle zum Taktstock und gestaltete nunmehr als Dirigent Wolfgang Amadés Symphonie Nr. 41 C-Dur KV 551 Jupiter in geradezu singulärer Weise.

Nach den höchst energisch gesetzten ersten maskulinen Tutti-Schlägen ergab er sich liebevoll dem dazu kontrastieren Seitengedanken und führte hingebungsvoll ins kantable Andante und dessen unterschwellig tragische Momente. Den Holzbläsern gab er darin einmal mehr Gelegenheit zu seelenvoll wohltönendem Verströmen. Auf das festliche Menuett trieb Luigi Piovano dann das willig folgende Mozarteumorchester molto allegro bis an die Grenzen durch die kontrapunktischen Verzweigungen. Ein beeindruckender, denkwürdiger Abschluss eines großen Abends!

Bild: MOS / Musacchio Ianniello e Pasqualini

     

 

 

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