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Der Siebziger steht bevor

CAMERATA SALZBURG / SAISON 22/23

29/04/22 „Musik ist Geschehen. Manchmal spielt man Gegenwart, manchmal Vergangenheit, manchmal Zukunft.“ Mit diesem Satz wird Sandor Végh, unvergessen als langjähriger Camerata-Leiter, im Programmheft der kommenden Saison zitiert.

1952 wurde das Orchester von Bernhard Paumgartner als Camerata Academica des Mozarteums Salzburg gegründet, es feiert also im Herbst sein siebzigjähriges Bestehen. Es wurde. Nicht nur Vergangenheits-, sondern auch Zukunftsmusik soll in der kommenden Saison erklingen. Solche jedenfalls verspricht das fünfte der Abonnementkonzerte. Schon lange verbindet man die Camerata nicht nur mit vorbildlichen Mozart-Interpretationen und solchen anderer Wiener Klassiker. Mit dem Motto Zukunftsmusik will man andeuten, dass man verstärkt auch das romantische Repertoire ansteuern will. In diesem Fall mit Werken von Mendelssohn, Saint-Saens und Schumann und dem jungen Dirigenten Felix Mildenberger, den der Deutsche Musikrat unter „Maestros von morgen“ auflistet.

Die siebzigste Saison eröffnen die beiden Camerata-Konzertmeister Gregory Ahss und Giovanni Guzzo mit einem Überraschungspaket. Es soll das Jubiläumskonzert werden und auch an die Geschichte des Freelance-Orchesters erinnern, von Bernhard Paumgartner über Sandor Végh und Roger Norrington bis in die chefdirigentelose neuere Zeit, für die man immer wieder die Zusammenarbeit mit starken Solisten-Persönlichkeiten sucht. Solche sind in der kommenden Saison etwa die Pianistin Hélène Grimaud, mit der man ein Sonderkonzert außerhalb des Salzburger Zyklus vorbereitet, oder die Geigerin Janine Jansen. Einmal ist Julia Hagen Violoncello-Solistin, ein ander Mal Sheku Kanneh­-Mason. An diesen 22jährigen Briten erinnern sich möglicherweise jene Leute, die 2018 die Fernsehübertragung der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle verfolgten.

Wenn in der kommenden Saison von Camerata PUR die Rede ist, dann nehmen Orchestermitglieder 43 Musikerinnen und Musiker aus über zehn Ländern - solistische Aufgaben wahr. Alles in allem sind für die kommende Saison sechzig Konzerte geplant.

Das Wiener Konzerthaus spielt in der Camerata-Geschichte keine geringe Rolle: Seit 1959 musiziert die Camerata im Monumentalbau am Wiener Heumarkt, seit 1985 ohne Unterbrechung jedes Jahr. In der Ära von Sándor Végh und jener von Sir Roger Norrington hatte das Salzburger Kammerorchester dort eigene Abonnementzyklen. Mittlerweile stehen 185 Camerata-Konzerte im Wiener Konzerthaus zu Buche, in der Saison 2022/23 kommen weitere sechs dazu. Dort gibt der englische Dirigent Finnegan Downie Dear sein Camerata-Debüt.

Bei den Festspielen 2022 stellt die Camerata in Streichorchester-Besetzung einem Stück von Luigi Nono das Requiem von dem Armenier Tigran Mansurian gegenüber. Außerdem ist die Camerata für die c-Moll-Messe (unter Philippe Herreweghe) und für Schuberts große Messe Es-Dur (unter Franz Welser-Möst) unter Vertrag. Bei der Mozartwoche 2023 ist ein Konzert unter Ton Koopman angesagt.

Gastspiele führen die Camerata zum Schleswig-Holstein Musik Festival, zu den Tiroler Festspielen Erl, zum Montreux Festival und zum Gstaad Menuhin Festival. Weitere Konzertreisen führen ins Prinzregententheater München, ins Stockholm Konserthuset, nach Ludwigshafen, nach Santander, Pollença (Mallorca), Lyon, Vilnius, Eindhoven, Amsterdam, Groningen, Friedrichshafen und Bilbao. Mit Keine Institution kann unterdessen auf Musikvermittlung verzichten. Da soll – so beschreibt man's - „leicht abrufbares Wissen weggelassen“ werden und den statt dessen Kindern und Jugendlichen „die Dinge vermittelt werden, die das Wesen der Camerata ausmachen“. Insgesamt 28 Workshops in Schulen und Kindergärten und 4 Generalprobenbesuche von jeweils 5 Schulklassen sind geplant.

Eine Spezialität ist das Einbeziehen von Kindern mit Behinderung/Beeinträchtigung/ Entwicklungsverzögerung. Nanni Malm, selbst Geigerin im Orchester ist Erfinderin dies integrativen Projekts „Papageno geht in die Schule“. Man arbeitet auch mit der Stiftung zusammen. Es gibt eine Kooperation mit dem inklusiven Kinderhaus und der Orientierungsstufe des Diakonievereins Salzburg. Man strebt auch eine Zusammenarbeit mit dem SOS Kinderdorf Seekirchen an.

Und was es nach einem Jahr Pause auch wieder geben wird: Konzerteinführungen, jeweils dreißig Minuten vor Konzertbeginn im Wiener Saal. (Camerata/dpk-krie)

Das Saisonprogramm 22/23 – www.camerata.at
Bilder: Camerata Salzburg / Erika Mayer (1); Decca / Jake Turney (1); helenegrimaud.com / Mat Henneck (1)

 

 

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