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Frei, aber einsam

MOZARTEUM / CLARA SCHUMANN / AMATIS TRIO

16/10/19 Was für ein kluges Konzept, das Stiftungs-Konzertchef Andreas Fladvad-Geier für den Abend zum 200. Geburtstag von Clara Schumann im Wiener Saal am 15. Oktober erarbeitet hat, gemeinsam mit dem jungen „Amatis Piano Trio“ und der Schauspielerin Tina Eberhardt. Das Ergebnis war ein erhellender und berührender Streifzug durch Leben und Werk einer großen Künstlerin.

Von Gottfried Franz Kasparek

Sie war eine der großen Pianistinnen des 19. Jahrhunderts. Sie war die geliebte Frau Robert Schumanns und die geliebte Freundin des Johannes Brahms. Und sie war eine der Pionierinnen, die bewiesen, dass auch Frauen komponieren können – und zwar mehr als nette Salonmusik. Ihr Klaviertrio (op. 17), geschrieben 1846, das den Abend beschloss, ist weniger Musik der romantischen Kontraste als ein farbenreiches Fresko, das zwar nach allen Regeln klassischer Kunst funktioniert, aber in seiner sensiblen, oft versponnenen Klanglichkeit nahezu impressionistische Wirkungen erzielt. Vier modulationsreiche Sätze, mit einprägsamen Hauptthemen, Walzerstimmungen im Scherzo und leiser Melancholie im Andante. Keine Frage, dass die Komponistin eine Meisterin des Klaviers war. Da sind besondere Virtuosität und Brillanz gefordert, obwohl auch die Streicher viel zu sagen – besser: zu singen haben.

Die Geigerin Lea Hausmann, der Cellist Samuel Shepherd und der Pianist Mengjie Han spielten das Trio mit merkbarer Liebe, fein austarierter Stimmung und perfekter Tongebung. Vor der Pause gab es eine durchaus auch unterhaltsame Mischung aus Einzelsätzen von Clara und Robert Schumann sowie Briefen und Tagebucheintragungen des berühmtesten Liebes- und Ehepaars der Musikgeschichte. Tina Eberhardt las mit einfühlsamer Empathie und ohne jegliche Übertreibung und wirkte mitunter fast wie eine Reinkarnation Claras, auch dann, wenn sie hingegeben den Klängen lauschte. Interessant, wie unterschiedlich bei aller oberflächlichen Ähnlichkeit Robert und Clara doch komponiert haben. Seine Fantasiestücke, diesmal in der Celloversion, wirkten wie dramatisch-poetische Gemälde, ihre letzte Trias an Violinromanzen, Joseph Joachim gewidmet, wie exquisite tönende Aquarelle, Begonnen hatte der Abend mit einer von Claras Klavierromanzen, wundersam lyrisch interpretiert von Mengjie Han – wie überhaupt das Trio auch solistisch aufs Feinste agierte. Um sich im Finale des ersten Teils zu Freund Mendelssohns stürmisch bewegtem und bewegendem Kopfsatz aus dem d-Moll-Klaviertrio von 1839 zu vereinen. Vorher war ein Satz aus Roberts Pedalflügel-Studien erklungen, eine Trio-Bearbeitung jenes Theodor Kirchner, der kurze Zeit Claras Gefährte nach dem tragischen Ende ihres Gatten war.

Wie überhaupt das Umfeld der Schumanns eine wesentliche Rolle im Konzept spielte. Natürlich durfte Brahms mit dem hinreißend musizierten Scherzo aus der F.A.E.-Sonate nicht fehlen. Frei, aber einsam – in gewisser Weise waren sie das ja alle in diesem Freundeskreis, ob nun verheiratet oder nicht. Auch Robert Schumann kam mit dem meditativen langsamen Satz aus dem g-Moll-Trio im zweiten Konzertteil noch zu Wort, ehe Claras Trio für den atmosphärischen Abschluss sorgte. Große Begeisterung für die famosen Interpreten – und eine Zugabe hätte auf dieses runde Programm nicht wirklich gepasst.

Bild: Marco Borggreve

 

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