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Fagott-Funken und Mozart-Flug

MOZARTEUMORCHESTER / JONATHAN COHEN

22/02/19 Mit Zwanzig war Riccardo Terzo Solo-Fagottist im Mozarteumorchester. Nun, in selbiger Funktion beim Gewandhaus in Leipzig, kam er auf einen Abstecher zurück nach Salzburg und brillierte mit Carl Maria von Webers Fagottkonzert - dazu  Mozart und eine absolute Novität.

Von Horst Reischenböck

Passend zur Uhrzeit eröffnete Le Soir das Abo-Konzerts am Donnerstag (22.2.): Joseph Haydns Sinfonie G-Dur Hob. I:8 die letzte der Tageszeiten-Sinfonien: Mit 29 war er zum Experimentieren aufgelegt, wollte das Können einzelner Mitglieder der Hofkapelle in Eisenstadt ausprobieren und zugleich seinem Fürsten präsentieren. Glücklich auch heute noch ein Orchester, das über entsprechende Könner in seinen Reihen verfügt. Wie das Mozarteumorchester: Flötistin und Oboistin brillieren im Kopfsatz, gefolgt vom Zwiegespräch des Konzertmeisters mit dem Stimmführer der zweiten Geigen im Andante, das auch den Fagottisten und ersten Cellisten miteinander turteln heißt. Im Menuett durfte die Kontrabassistin Eingänge in ihr Solo kapriziös auszieren. Der „Sturm“ am Ende passte zeitgleich perfekt auf den draußen anhebenden Regen.

Der Dirigent Jonathan Cohen, ausgewiesener Spezialist in Barockmusik und schon bei den Festspielen tätig gewesen, förderte dergleichen Rhetorik vorerst noch vom Cembalo aus. Mit dem Rücken zum Publikum sitzend, was Haydn übrigens – mit einem Fürsten im Publikum - nie hätte wagen dürfen. Mit seinem Dirigentendebüt vor dem Mozarteumorchester überraschte der Brite danach mit einem Werk von Christoph Ernst Friedrich Weyse.

Weyse, wer? Bei uns noch nie gehört: Der gebürtige Deutsche, Zeitgenosse der Wiener Klassik, wirkte in Dänemark. Dessen Musiklandschaft ist von „uns“ so gut wie unbeackert. Wir kennen Carl Nielsen und wissen, dass die Wiener Philharmoniker vor Jahren zwei Sinfonien von Rued Langaard einspielten.

Ernst Friedrich Weyse hinterließ sieben Sinfonien. Sein Erstling – die Symphonie g-Moll DF 117 - von 1795 mag ob ihres vorwiegend tragischen Duktus durchaus noch als später Ableger des „Sturm und Drang“ gelten. Wie zuvor auch Werke von Vanhal oder Mozart, dessen Sinfonien damals in Kopenhagen gespielt wurden. Das ist velleicht auch der Grund dafür, dass sich der 22 Jahre Jüngere Weyse bei der Behandlung des Holzbläserparts im eröffnenden Allegro con spirito mitunter an Mozart orientierte. Das in der Folge aufmüpfig querstehende Minuetto baute Weyse auch in seine Fünfte mit derselben Tonart ein. Der packende g-Moll-Schluss der erste Sinfonie, hinreißend ausgeführt, verweigert mehrheitlich konsequent positive Ausblicke. - Macht auch durchaus neugierig darauf, die eine oder andere von Weyses Sinfonien hier einmal aufgeführt zu hören!

Jonathan Cohen knüpfte daran mit den eröffnenden drei Tutti-Schlägen von Wolfgang Amadés dramatischer ersten Zwischenaktmusik zu Thamos KV 345 an, quasi eine Ouvertüre zum anspruchsvollen Fagottkonzert F-Dur op. 75 von Carl Maria von Weber. Halsbrecherisch anmutende Läufe geben Zeugnis vom Können des damaligen Uraufführungs-Solisten, dem noch kaum Klappen auf seinem Instrument zur Verfügung standen. „Heutzutage“ trotz hoher technischer Anforderungen deutlich weniger Herausforderung für einen Virtuosen wie Riccardo Terzo: Er wirbelte in den Ecksätzen perfekt die Skalen hinauf und hinunter und sang sich gefühlvoll und mit butterweichem Ansatz durchs Adagio inmitten.  

Als gebürtiger Italiener hatte Terzo als Zugabe einen amüsanten Ohrwurm parat: Im Duo mit seinem Instrumenten-Kollegen im Orchester steigerten sich beide augenzwinkernd in eine Bearbeitung von Rosinas Arie Una voce poco fa aus Gioachino Rossinis Barbier von Sevilla.

Zum guten Schluss schlug Jonathan Cohen mit dem ihm inspiriert folgenden Mozarteumorchester aus Mozarts Symphonie D-Dur KV 297 - Pariser begeisternde Funken.

Bilder: MOS

 

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