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Drei mal drei macht fünf

UNI MOZARTEUM / JURIES IN COMPETITION

14/02/19 Einem Pianisten bei seinem Tun auch zuzuschauen ist etwas ganz anderes, als ihm bloß zuzuhören: Die große Frage ist, ob man diese alltägliche Erfahrung erst noch beweisen muss. Beim neuen Wettbewerb Juries in competition der Universität Mozarteum ging es (auch) darum.

Von Reinhard Kriechbaum

Da durften also zwei Jurygruppen live hören und schauen, wogegen die dritte – sie saß, weit vom Schuss, in einem anderen Saal – bloß einen online zugeschalteten Bösendorfer vor sich hatte. Dank spezieller Technik (Enspire Pro System) sah diese Jury immerhin die Tasten- und Pedalbewegungen.

Wie hat sich dies nun ausgewirkt auf die Entscheidungen? „Der Unterschied war evident“, sagt der Initiator und Künstlerische Leiter des Wettbewerbs, Klaus Kaufmann. „Die quasi ,blinde‘ Jury hat mehrere Male jemanden negativ beurteilt, der von den beiden anderen Jurys positiv wahrgenommen wurde, und umgekehrt. Diese Jury im Wiener Saal, die sich einzig und allein auf das Gehörte konzentrieren konnte, schwamm oft total gegen den Strom“, beschreibt Klaus Kaufmann seine ersten Eindrücke vom Wertungssystem.

In der abschließenden Pressemeldung zum Wettbewerb ist vom „bislang wohl fairsten Auswahlverfahren der musikalischen Wettbewerbsgeschichte“ die Rede. Sprich: Der Jury wurden keine Namen der Bewerberinnen und Bewerber bekannt gegeben. Auch war Vorbedingung, dass niemend der Antretenden in den vergangenen fünf Jahren bei einem Jurymitglied studiert haben durfte.

Dieses Prinzip der strengen Anonymität sei sehr positiv aufgenommen worden, erklärt Klaus Kaufmann. „Damit wurden – oft eher unterbewusste – Bevorzugungen oder Benachteiligungen aufgefangen, aber auch durchaus bewusste Vorschusslorbeeren. „Der/die studiert an dieser oder jener renommierten Universität bzw. bei diesem berühmten Professor oder jener weltbekannten Professorin – da muss der Pianist/die Pianistin einfach gut sein.“ Solche und ähnliche Gedanken galt es aus Sicht von Klaus Kaufmann zu vermeiden, wofür sich die Anonymität bis hin zu ständig neuen Kandidaten-Nummern in jeder Runde als „segensreich“ erwiesen habe: „Es wurde wirklich nur die Musik bewertet.“

Nebenbei nur bemerkt: Bei Auswahlspielen um Orchesterplätze nicht nur bei den Wiener Philharmonikern ist ein Vorspielen hinter einem Vorhang durchaus geübte Praxis. Und eine grundsätzliche Frage stellt sich bei diesem Objektivierungsfimmel natürlich schon: Die Konzertbesucher, also die letztlich entscheidenden Adressaten jedwelcher künstlerischen Betätigung, entscheiden auch höchst subjektiv. Sie sprechen auf die „Performance“ als Ganzes an, und das Objektive schert die Hörermasse nur wenig. Insofern mag ein solcher super-objektivierender Wettbewerb vor allem für die Juroren selbst von Interesse sein und der Standort-Prüfung dienen. Klaus Kaufmann verweist darauf, dass „auch bei großen musikalischen Persönlichkeiten, wie wir sie für die drei hochkarätig besetzten Jurys gewinnen konnten, die Meinungen ganz schön auseinander gingen, sodass letztendlich sehr verschiedene Urteile über die musikalischen Leistungen abgegeben wurden.“

Die Entscheidungen waren schließlich nicht so furchtbar unterschiedlich und es bestätigte sich, was in Wettbewerben immer wieder zutage tritt: Die wirklichen Spitzenleistungen stehen rasch außer Streit, wogegen um zweite und dritte Plätze lang und ausgiebig gefeilscht wird. Zwei der drei Jurys haben sich für den Russen Sergey Belyavskiy als Erstplatzierten entschieden, und auch auf den hinteren Plätzen gab es sehr wohl Überschneidungen. Bei drei Jurygruppen und jeweils drei Platzierungsmöglichkeiten hätten es neun Sieger sein können – es waren aber nur fünf.

Sergey Belyavskiy war also auf zwei Listen vorne, die Südkoreanerin Yedam Kim auf einer. Jeweils einen zweiten und dritten Preis bekamen die Russin Anastasia Vorotnaya, der Ukrainer Oleksii Kanke und der Russe Alexander Panfilov zugesprochen. Letzterer war der Auditoriums-Jury (also einer vierten Jurygruppe aus „kulturaffinen Persönlichkeiten“) besonders sympathisch.

Abschlusskonzert und Preisverleihung war am Mittwoch (13.2.) im Großen Studio der Universität Mozarteum.

Bilder: Universität Mozarteum / Ernst Blanke

 

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