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Es geht auch ohne „Stille Nacht“

UNI MOZARTEUM / INSTITUT FÜR MOZART-INTEPRETATION

12/12/18 „Weihnachten bei Familie Mozart – Fehlanzeige?“ Was provokant über der Nachmittagstunde im Konzertsaal von Schloss Frohnburg stand, entpuppte sich als aufschlussreicher Einblick ins Musikschaffen zu Zeiten der Salzburger Fürsterzbischöfe.

Von Horst Reischenböck

„Stille Nacht“ konnten die Mozarts nicht gesungen haben, das Lied war ja noch nicht geschrieben. Das Anfangsmotivf freilich hat Wolfgang in seinem Bläserdivertimento KV 240a bereits vorweggenommen. Aber Vater Leopold und sein Sohn könnten gemeinsam die Sonata a Pastorale für 2 Violinen und B.c. von Carl Heinrich Biber gespielt haben. Diese Kirchensonate hat Wolfgang Brunner im Dom-Archiv entdeckt. Sie ist auch alpenländisch geprägt und endet mit einer langsamen Gigue, die zum Kindel-Wiegen passte, wie es in Nonnenklöstern üblich war.

Diesem wiegenden Typus entspricht auch das älteste, aus dem 14. Jahrhundert in Salzburg erhalten gebliebene Weihnachtslied des Mönchs von Salzburg, „Joseph, lieber Nefe mein“. Yasuyo Asanos Sopran war der stimmliche Lagenwechsel zwischen Maria und Josef anvertraut, das Lied wurde von Wolfgang Amadés Zitat in seinem frühen „Galimathias musicum“ KV 32 umrahmt. Leopolds Vorgänger Johann Ernst Eberlin wiederum hatte dieselbe Melodie „Für den Christmonat: Das Wiegenlied“ auf eine Walze des Salzburger Stier benannten Hornwerks auf der Festung Hohensalzburg gesetzt. Leopold Mozart arrangierte dies dann für Tasteninstrumente. In dieser Gestalt spielte sie Wolfgang Brunner am Cembalo zum Schluss eines kleinen Capriccio, das all diese Komponisten einte.

Der, so Brunner formulierte, „Paganini des 17. Jahrhunderts“, Heinrich Ignaz Franz Biber, widmete seine „Rosenkranz-Sonaten“ Fürsterzbischof Max Gandolph Graf Kuenburg, dem derzeit auch eine Ausstellung in der Residenz gewidmet ist. Am Beginn des Zyklus steht „Die Verkündigung“, deren d-Moll-Teile durchaus bildhafte Vorstellungen ermöglichen. Nagi Tsutsui bewies sich als virtuos sichere Interpretin des technisch fordernden Violinparts.

Johann Michael, der „Salzburger“ Haydn, betitelte seine Weihnachts-Kantate MH 217 mit „Lauft, ihr Hirten allzugleich“. Wolfgang Brunner hat sie schon früher auf CD eingespielt. Diesmal sang die Sopranistin Celina Hubermann daraus „Glückselig, du Hirtenschar“. Schließlich widmete sich Marianne Herzig der für den Advent entstandenen Aria „Ihr Himmel taut herab“ MH 131 und den Marginalien „Oh Maria“ und „Ox und Esel“ von Philipp Rättich. Von ihm weiß man, dass eine seiner Töchter Nonne im Kloster Nonnberg war.

Zum Bericht über die Max Gandolph Ausstellung im Dommuseum
Spundloch im Bauch. Bastei auf dem Berg

 

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