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Viel Spaß an der Freud' mit noch mehr Drive

MOZARTEUMORCHESTER / RICCARDO MINASI

16/03/18 Amerika ist nicht nur Trump! Begeisterte Ausführende und beglückte Zuhörer gab es beim Abo-Konzert am Donnerstag (15.3.) im Großen Saal des Mozarteums: Chefdirigent Riccardo Minasi zündete zusammen mit dem Mozarteumorchester ein staunenswertes Feuerwerk mit Raritäten aus den USA.

Von Horst Reischenböck

Bei einer Reise in die Neue Welt erweisen sich die USA auch musikalisch als Land der schier „unbegrenzten Möglichkeiten“. Chefdirigent Riccardo Minasi und das Mozarteumorchester verhalfen großteils unbekannten Werken nach hörbar intensiver Probenarbeit zu durchschlagender Wirkung.

Die Palette reichte von Steve Reichs Clapping Music, einem kurzen Stück, das von 16 Bodypercussionisten aus den Reihen des Orchesters dargeboten wird, über Bernsteins Broadway-Erfolg „On the Town“ bis hin zur ersten. Symphonie von William Grant Still, dem ersten Afroamerikaner, dessen Symphonien von führenden „weißen“ Symphonieorchestern der USA gespielt wurden. Solisten des amerikanischen Abends waren der Pianist Patrick Hahn und Solotrompeter Johannes Moritz.

Weilte Steve Reich einmal in älplerischen Gefilden und ließ er sich durch den heimischen „Pascher“ zu seiner dreiminütigen „Clapping Music“ anregen? Ein amüsant wirkungsvoller Einstieg  für den sich eine Gruppe Orchestermitglieder um den „Vorklatscher“ Riccardo Minasi scharte.

Der große „Rest“ war, wie sollte es im konkreten Fall auch anders sein, vom Jazz bestimmt. Da gab es natürlich Leonard Bernstein, der darunter gelitten hat, dass er nicht als seriöser Sinfoniker sondern als Musicalkomponist Triumphe feierte. Unverkennbar die für ihn typische Klangsprache schon in den drei Tanzszenen aus „On The Town“. Vital pulsierende Eckteile umrahmen einen Pas de Deux, in dem der Klarinettist Ferdinand Steiner sich tonschön und leidenschaftlich verströmte - als hätte er jahrzehntelang ausschließlich Blues musiziert.

George Antheils „A Jazz Symphony“, eigentlich ein verkapptes Klavierkonzert, lieferte danach zehn Minuten lang geschärft aufrüttelnde Klänge - vom jungen Grazer Pianisten Patrick Hahn virtuos aus den Tasten des Steiway gehämmert. Das ist rotzfreche Musik, mit Darius Milhaud vergleichbar, die in einen ironischen Walzer mündet.

Auch zum Einstieg in den „Saturday Night Walz“ steuerte Patick Hahn verfremdete Honky-Tonk-Klänge bei: erfrischend mitreißend als plastische Illustration einer Art getanzter „Musical Momedy“. Nach der Pause konzentrierte sich vorerst die allgemeine Aufmerksamkeit auf Johannes Moritz, den Solotrompeter des Mozarteumorchesters. Er widmete sein Können Joseph Curiales „Blue Windows“, einer nachvollziehbar vom Blues beeinflussten gefühlvollen Ballade.

Als gewichtigstes Novum zum Abschluss geriet dann die Österreichische Erstaufführung der Afro-America-Symphony von William Grant Still. In ihren vier Sätzen zeugt sie davon, welche stilistische, durchaus „romantische“, Vielfalt in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten möglich war. Riccardo Minasi und das Mozarteumorchester gestalteten detailverliebt und mit vollem Einsatz. Brnsteins immer wieder elektrisierender Mambo aus der „West Side Story“ schürte die Stimmung zum Siedepunkt.

Bild: MOS/Valery Joncheray

 

 

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