asdf
 

Der eigenen DNA bewusst geworden

CAMERATA SALZBURG / PROGRAMMVORSCHAU 2017/18

03/05/17 „Es ging vor einem Jahr um den Schritt in die Eigenverantwortung“, sagt Johannes Hinterholzer, Hornist und im Vorstandsmitglied der Camerata Salzburg. „Dieser Schritt war goldrichtig.“ Das Allerwichtigste: die Entwicklung von Programmkonzepten in engem Dialog mit den Gast-Künstlern.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Eigenverantwortung und das damit aufgemöbelte Selbstbewusstsein war greifbar in der Art und Weise, wie die Camerata heute Mittwoch (2.5.) ihre Vorhaben für die kommende Saison vorstellte. „Das Orchester ist sich viel mehr seiner eigenen DNA bewusst geworden“, sagt man. Diese musikalischen Doppelhelix definierte ja schon Sándor Végh: „Das Wesen der Camerata ist, so zu musizieren wie in einem Streichquartett.“

Man habe „ergiebige „Freundschaften“ geschlossen. Dieses intensive Miteinander – so Johannes Hinterholzer – sei ganz entscheidend bei der Entwicklung der Konzert- und Tourneeprogramme. Der Geiger Renaud Capuçon ist einer dieser Freunde. Ihm brannten die fünf Mozart-Violinkonzerte unter den Fingern, und die wird man nicht nur auf drei Gastspielreisen mit ihm (von Abu Dhabi über Gstaad und Paris bis Frankfurt) spielen. Im Salzburger Zyklus wird man an einem Abend drei Mozart-Konzerte einigen „Gymnopédies“ von Eric Satie gegenüber stellen.

Die Begeisterung, mit der sich manche Künstlerinnen und Künstler auf die Camerata einlassen, beschreibt der Geschäftsführer und Cellist Jane Woodborne anschaulich. Die Sopranistin Anna Prohaska sei „mit Noten im Sackerl“ gekommen und man habe gemeinsam ein Programm mit Sibelius' „Pelléas et Melisande“, Brittens „Les Illuminations“, zwei Schönberg-Liedern und einem Hornkonzert von Strauss entwickelt.

„Auch der Dirigent Teodor Currentzis ist so ein neuer Freund“, freut sich Woodborne. Er sei zwar „ausgebucht bis zum Geht-nicht-Mehr“,. Aber für die Camerata finde er sich auf eigenen Wunsch Zeit: Das Ergebnis wird ein Saisonkonzert mit dem Concerto grosso Nr. 1 von Alfred Schnittke, Mahlers „Kindertotenliedern“ (mit der Mezzosopranistin Ann Hallenberg) und der Petite Symphonie concertante von Frank Martin sein.

Außerdem in den beiden Salzburger Abo-Zyklen: das Klavierduo Katia und Marielle Labèque mit einem Doppelkontert von Philipp Glass; der Pianist Jan Lisiecki, der mit dem Camerata-Solotrompeter Kurt Körner unter der Leitung von Konzertmeister Gregory Ahss unter anderem das Konzert von Dmitri Schostakowitsch spielen wird; schließlich ein Konzert unter Marcello Viotti, zu dem sich die Freundschaft entwickelt hat, indem ihn die Camerata beim Young Conductor's Award der Festspiele zum Sieg begleitete.

Camerata-Präsident und Finanzen-Insider Bernd Gaubinger hat in dem Pressegespräch darauf hingewiesen, wie ehrenvoll die Einladungen zu internationalen Festivals sei, aber auch die Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus. „Wien ist ein wichtiges Pflaster.“ So wird man also bei den Wiener Festwochen demnächst die „Entführung“ spielen – seit längerer Zeit wieder eine Opernaufgabe für die Camerata. Auftritte gibt es beim Prager Frühling, dem Rheingau Musikfestival, dem Gstaad Menuhin Festival und dem Enescu Festival Bukarest. Eine Tournee heuer im Dezember absolviert man mit Pinchas Zukerman, und mit der Sängerin Bernarda Fink reist man im April 2018 nach Südamerika. Mit Fazil Say (Klavier) tritt man im Wiener Konzerthaus auf und fährt mit ihm auch nach Eisenstadt, Freiburg und München. Mit dem Pianisten Kristian Bezuidenhout ist man in Wien und in Verona zu Gast.

Im Spätsommer wird die Camerata wieder das kleine Festival „Schubert in Gastein“ gestalten, und auf die Zistelalm ist man auch wieder eingeladen: Die „Camerata auf der Alm“ habe sich bewährt, der Empfang dort sei „freundlich und publikumsnah“, so Shane Woodborne. Und natürlich: Das Neujahrskonzert hat auch Tradition, man lässt es auch in Luzern hören.

Drei Konzerte steuert die Camerata zu den Festspielen bei und begleitet auch das Concert Weekend der um den Sieg ritternden jungen Dirigenten.

Das alles kostet und bringt Geld. Bernd Gaubinger schildert den laufenden Sanierungsprozess des 2014 arg ramponierten Budgets. Dazu trugen und tragen nicht nur Stadt und Land bei. Auch die Orchestermitglieder selbst zweigen 100.000 Euro von ihren Gagen zum finanziellen Überleben des der Camerata bei. Mit einer Eigenfinanzierung von 90 Prozent (bei einem Zwei-Millionen-Euro-Budget) ist die Camerata sowieso Spitze, was die Selbsterhaltung betrifft. Dass mehr als 25.000 Euro vom Bund durchaus angebracht seien, merkt Gaubinger in aller Bescheidenheit an. 105.000 Euro beträgt die Subvention der Stadt, 68.000 Euro jene des Landes (plus Entschuldungsbeitrag 33.000 Euro).

Die Jugendarbeit ist auch der Camerata ein Anliegen. Da hat die Geigerin Nanni Malm die Fäden in der Hand. Fünf maßgeschneiderte Programme gibt es: „Das ganze Land Musik“ zum Beispiel bringt Schülerinnen und Schüler aus allen Bezirken zu Proben in die Landeshauptstadt, „Papageno geht in die Schule“ führt Camerata-Musiker in die Schulklassen. „Love Letters“ ist maßgeschneidert für Pubertierende, und die jungen Sucher nach Sinn und Spiritualität sind bei den „Gesprächen mit Gott“ (mit der Diakonie) goldrichtig. „Komponieren hautnah“ ist das fünfte Jugendprojekt.

www.camerata.at
Bilder: dpk-krie

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014