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… und dann Weihnachtsstimmung

 MOZARTEUMORCHESTER / MIRGA GRAŽINYTĖ-TYLA

16/12/16 Die beiden letzten Konzertauftritte des Mozarteumorchesters dieses Jahr leitet die längst international gefragte Mirga Gražinytė-Tyla zu Sylvester im Großen Festspielhaus, während sie im dritten Donnerstagkonzert (15.12.) im Großen Saal des Mozarteums mit Wiener Klassik lebende Komponisten umrahmte.

Von Horst Reischenböck

So gefragt war das Mozarteumorchester lange nicht mehr. Eben von einer überaus erfolgreichen USA-Tournee zurück, gab es ein Konzert in Wien und gastiert dort mit „Don Giovanni“. Die andere Hälfte spielt hier in Salzburg „Hänsel und Gretel“ im Lanestheater und zusätzlich noch ein Festkonzert zum 175-jährigen Bestehen. Ein neuer Chefdirigent ist übrigens auch schon fixiert und soll nach Unterzeichnung des Vertrags am Montag (19.12.) präsentiert werden.

Weil Joseph Haydn in Eszterhàza vor gut 250 Jahren ein ganzes Hornquartett mit Karl Franz als Solisten zur Verfügung stand, stellte er dieses in seiner D-Dur-Sinfonie Hob. I:31 ins Rampenlicht, die darob die Beinamen „Mit dem Hornsignal“ resp. „Auf dem Anstand“ bekam. Haydn verlangte darin von den Musikern auf ihren damals noch ventillosen Inventionshörnern Erstaunliches an Klängen und Spieltechnik. Das geht auch heute manchens den Orchestermusikern auf modernen Instrumenten nicht so leicht von den Lippen. Die Hornisten des Mozarteumorchesters freilich waren glänzend gewappnet und umrahmten die Ecksätze mit schmetternd Töen. Melodiös konzertierte man mit Konzertmeister und Solocello.

Mirga Gražinytė-Tyla, mit dem Ensemble bestens vertraut, konnte sich blindlings auf sein Können verlassen. Osteuropäisch ging es danach auch weiter im Programm, indem sie mit dem Georgier Wachtang Kachidse „Bruderschaft“ in dessen zwanzig Jahren alten Konzertstück gleichen Namens beschwor. Der Komponist verwischt Grenzen zwischen E- und U-Musik und lässt vier Sätze nahtlos ineinander übergehen. Vorerst floss zu Onute Gražinytės Klavierakkorden die Viola von Milan Radič langsam aus Flageolett-Höhen in tiefe Register, abgelöst durch einen „kaukasischen“ Walzer und ein getragenes Intermezzo. Zuletzt fetzten jazzige Rhythmen in einen Wirbelwind hinein, in den sich Ferdinand Steiner an der B-Klarinette einbrachte. Auch der vor dem Flügel postierte Kontrabassist hatte spürbar beschwingt Freude an seinem Beitrag - wie auch das samt und sonders begeistert darauf reagierende Auditorium.

Das Mozarteumorchester als Mäzen vergibt auch Kompositionsaufträge. So in der Vergangenheit beispielsweise die „Ausstrahlungen W. A. Mozart'scher Themen“ des heuer verstorbenen Gerhard Wimberger und nun, zum Jubelfest, an den Ungarn Péter Eötvös, der seinen 2014 für die Stiftung Mozarteum komponierten „Dialog mit Mozart“ zum „Da Capo“ für großes Orchester erweiterte.

Als Ausgangspunkt zu seinem mehrheitlich dichten Gespinst an Klängen nutzte er wenig geläufige Mozart-Fragmente, die, kaum erkennbar, auch selten durchschlagen. Einhelliger Erfolg dankte sowohl dem anwesenden Komponisten wie den Ausführenden. Mit ihnen katapultierte sich Gražinytė-Tyla zum Schluss auch physisch ins dräuende Gewitter von Ludwig van Beethovens „Pastorale“, der 6. Sinfonie op. 68, ehe sie alle Anwesenden mit „Es ist ein Ros entsprungen“ in weihnachtliche Stimmung entließ.

Bild: LA Philharmonic, Vern Evan

 

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