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Zwiesprache und Elefantenrunde

DIALOGE / MUSIKVERMITTLUNG

05/12/16 Lust und Leid „vermittelter“ Musik lagen bei dem am Sonntag (4.12.) zu Ende gegangen Festival „Dialoge“ kaum 24 Stunden auseinander. Marino Formenti schenkte mit größter Zurücknahme seiner selbst dem Publikum zwei Sternstunden mit Klavierwerken von Mozart und Rihm. Das Arditti Quartet und Tanja Tetzlaff mussten mitspielen bei der brachialen „Vermittlung“ eines Streichquintetts von Wolfgang Rihm.

Von Heidemarie Klabacher

Der charismatische Pianist Marino Formenti führte durch zwei Klavier-Matineen etwa mit dem sanften Zyklus „Zwiesprache“ oder den „Klavierstücken “ Nr. 4, 5 oder 7 von Wolfgang Rihm und Kostbarkeiten von Mozart wie etwa der Fantasie d-Moll in ihrer Fragmentsgestalt oder dem Adagio für Glasharmonika.

Das Arditti Quartet und Tanja Tetzlaff mussten sich - schier in die Schranken gewiesen von einer Musik-Vermittlerin mit lauter Stimme und erhobenem Zeigefinger - durch das Streichquintett „Epilog“ von Wolfgang Rihm „führen“ lassen. Der Komponist war als Moderator angekündigt, musste aber aus Krankheitsgründen den Termin am Samstag (3.12.) Nachmittag leider absagen.

So war man denn auf Gedeih und Verderb einer bestens vorbereiteten, mit wohl programmiertem Tablet und einem Übermaß an Selbstbewusstsein ausgerüsteten jungen Dame ausgeliefert, die wendig und routiniert zwischen Künstlern, Werk und Publikum zu wuseln und sich gekonnt in den Vordergrund zu stellen wusste.

Keineswegs ohne dabei auch Information zu vermitteln. Etwa mittels tadellos vorbereiteter und pannenfrei projizierter Ausschnitte aus der Partitur des Streichquintetts „Epilog“ von Wolfgang Rihm. Aber auch keine Sekunde ohne zu vermitteln, wer denn hier im Mittelpunkt steht. Sogar nach der unkommentierten zweiten Wiedergabe des Stücks (das grundsätzlich spannende Konzept heißt „2x hören“) folgte noch eine Werbeeinschaltung in eigener Sache. Solche Aufdringlichkeit zu verhindern, wäre Sache des Veranstalters.

Davon abgesehen zählt die Begegnung mit dem Arditti Quartet und Tanja Tetzlaff und dem aus einem geheimnisvollen schwebenden Akkord herauswachsenden, aufbegehrenden und wieder in sich zurücksinkenden „Epilog“ ebenso zu den musikalischen Sternstunden, wie die beiden vormittäglichen Lecture Recitals mit Marino Formenti am Donnerstag und Freitag (1. und 2.12.). Der Pianist stellte sich mit seiner Art der Vermittlung ganz in den Dienst der Komponisten und ihrer Werke. Er gab subtile Hör-Hinweise, wie etwa in der zweiten „Zwiesprache“, in der ein paar Takte an die Harfe im „Lied von der Erde“ erinnern können. Oder er erzählte von seinem Zugang zum Schaffen Wolfgang Rihms. Dieser nehme, so der Experte für zeitgenössische Klaviermusik, keine „konstruktivistische Haltung ein“, er komponiere nicht als „Diplom-Ingenieur“ und „Bauherr seiner Werke“. Sein Kompnieren sei ein „so traumhaftes wie lebensechtes Herantasten“.

Bilder: ISM/Alex Hoerner

 

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