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Mehr als Virtuosenfutter

CD-KRITIK / BENJAMIN SCHMID / ARIANE HAERING

13/12/21 Wie nutzt ein Geigenstar den Lockdown? Benjamin Schmid ging auf Spurensuche bei seinem großen Vorgänger Jascha Heifetz. Eine reizvolle Auswahl Heifetz-Bearbeitungen für Geige und Klavier präsentieren Benjamin Schmid und Ariane Haering auf ihrer brandneuen – gestern Donnerstag 2. Dezember veröffentlichen – CD Heifetz Favorites. Transcriptions and more.

Von Horst Reischenböck       

Jascha Heifetz war die graue Eminenz. Wenn Kollegen spitz kriegten, er befinde sich bei ihren Auftritten unter den Zuhörern, fühlten sie sich unbehaglich und wurden nervös. Heifetz galt als technisch perfekt und auch gegenüber sich selbst als enorm anspruchsvoll. Geboren im Litauischen Vilnius geboren, entwickelte sich Heifetz in seiner Zeit in den USA dann zum „Maßstab aller Dinge“, wie die Vielzahl seiner Aufnahmen nachvollziehbar macht. Sein Geburtstag jährte sich Anfang dieses Jahres zum 120. Mal, auch dies ein Grund für Benjamin Schmid und Ariane Haering, „ein Album zu Ehren dieses außergewöhnlichen Musikers zu veröffentlichen“, so das Label Gramola.

Schmid und seine Frau Ariane Haering am Klavier präsentieren eine Auswahl von Heifetz' Bearbeitungen: Wie etliche seiner Zeitgenossen scheute der Virtuose nicht davor zurück, für seine eigenen Konzerte solistische Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten zu schreiben. Heifetz war ein kompetenter Arrangeur – für sein Instrument, aber besonders auch im Erstellen des Klavierparts. Das beweisen Ariana Haerings virtuose pianistische Beiträge im partnerschaftlichen Duett. Benjamin Schmid, der, wie er selber sagt, zur persönlichen Freude privat gern Virtuosenstücke übt, hat in seinem Notenschrank gekramt – und einige Fundstücke aufgenommen. Auch zwei Stücke mit Sabina Hank-Tunes nach Duke Ellington fügen sich passend in den nicht ganz einstündigen Ablauf.

Da folgt auf den kapriziös und witzig artikulierten Marsch aus der Oper Die Liebe zu den drei Orangen von Sergej Prokofjew denn William Krolls Banjo and Fiddle. Abwechslung bieten Riccardo Drigos Valse bluette oder Gershwins jazzig angehauchtes Tempo di Blues oder It Ain’t Necessarily So aus Porgy and Bess. Durch Katchaturians Säbeltanz aus Gayaneh fetzt Schmid erwartungsgemäß höchst virtuos mit erhöhtem Pulsschlag und wechselt daneben noch lyrisch in eine Sicilenne der Mozart-Zeitgenossin Maria Theresia von Paradis.

Man scheut aber auch nicht fast schon an der Grenze zur Sentimentalität angesiedelte Drücker wie Leopold Godowskis vergangene Aura ins Gedächtnis rufendes Alt Wien. Impressionistisches von Fauré und Ravel beschwören Schmid und Haering genauso, wie – als beruhigenden Ausklang – Sascha Heifetz‘ Arrangement des langsamen Satzes aus Karl Goldmarks leider selten zu hörendem Violinkonzert.

 Geigerisches Temperament, wenn gefordert ausdrucksstark ruppig und gegen den Strich gebürstet, wechselt sich ab mit schmelzenden Tönen, die Benjamin Schmid aus den beiden verwendeten Violinen schürft. All das lässt nicht nur bei eingefleischten Fans dieses Repertoires Freude aufkommen. Geschenktipp für Weihnachten!  

Heifetz Favorites. Transcriptions and more. Benjamin Schmid, violin / Ariane Haering, piano.
Gramola CD 99236 - www.gramola.at

 

 

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