Mut, Wehmut und Aufbegehren
HINTERGRUND / HELENA-ADLER-PREIS FÜR REBELLISCHE LITERATUR
14/01/25 Zum ersten Mal wird 2025 vom Literaturhaus Salzburg der Helena-Adler-Preis für rebellische Literatur vergeben. „Zur Förderung österreichischer Gegenwartsliteratur für ein Werk, das sich sprachlich, formal wie inhaltlich auflehnt, trotzt und widersetzt – und in Erinnerung an die vor einem Jahr nach schwerer Krankheit verstorbene Autorin Helena Adler 1983-2024“.
Der Literaturpreis ist mit 7.777 Euro dotiert und wird am 9. März im Literaturhaus Salzburg vergeben – und zwar an Elke Laznia für ihr Buch Fischgrätentage, erschienen 2024 im Verlag Müry Salzmann. Die Jury bestand aus der Kulturredakteurin Mia Eidlhuber (Der Standard), aus der Literaturjournalistin Katja Gasser (ORF) und dem Buchhändler Klaus Seufer-Wasserthal (Rupertus Buchhandlung). Nach Erstellung „interner Long- und Shortlists“ sei die Entscheidung einstimmig für Elke Laznia gefallen.
In diesem Buch „verwirkliche sich ein sehr grundlegendes Aufbegehren gegen die Endlichkeit des Lebens“, heißt es in der Jurybegründung: „Dieses Aufbegehren prägt maßgeblich auch die Literatur Helena Adlers.“ Elke Laznia, geb. 1974 in Klagenfurt, lebt in Salzburg. Im Verlag Müry Salzmann sind vier Bücher erschienen: Kindheitswald 2014, Salzgehalt 2017, Lavendellied 2019 sowie eben Fischgrätentage 2024, das auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis stand. 2024 Laznia den Alois-Vogel-Literaturpreis für den Gedichtzyklus Fundgruben.
Der Helena-Adler-Preis für rebellische Literatur entstand 2024 nach einer Idee des Salzburger Literaturhaus-Leiters Tomas Friedmann mit Unterstützung des Künstlers und Adler-Nachlassverwalters Thomas Stadler. Der Preis soll jährlich vergeben werden. „Einzigartig errungen ist die ungewöhnlich breite Trägerschaft und Finanzierung: vom österreichischen Kulturministerium über die Gemeinde Oberndorf, Land und Stadt Salzburg bis zum Literaturhaus Salzburg und privaten Spenden“, so Tomas Friedmann. Organisation und Durchführung liegen beim Literaturhaus Salzburg.
Die Endlichkeit des Lebens werde in Fischgrätentage an keiner Stelle beschönigt, und doch mit aller Kraft besungen, so Friedmann: „Die Form, die Sprache, die Kunst wird als etwas Rettendes inszeniert – als ein Ort, an dem die Wut und der Schmerz in Freiheit verwandelt werden können. Und das Vergessen und Verschwinden in Erinnern.“ Die Grenze zwischen Erinnern und Festschreiben sei eine schmale, eine schwierige, „eine, die der Text vielschichtig reflektiert“. Laznia ziele auf Offenheit, nicht auf ein endgültiges Bild. „Nicht Sentimentalität gibt in diesem Text den Ton an, sondern eine Melancholie, die dazu ermuntert, sich dem Leben zart anzunähern und dabei die Härte des Existierens nicht aus dem Blick zu lassen.“
Diese Zwiespältigkeit werde von der Autorin nicht „als zu behebender Mangel gefasst, sondern als etwas dem Leben von vornherein Eingeschriebenes gestaltet“. Die Jury über die Preisträgerin, auf welche bei der Preisverleihung am 9. März Katja Gasser die Laudation halten wird: „Keine, die mit dem, wie es ist, einverstanden ist, kann so schreiben. Keine, die nie gebetet hat, könnte so ein Requiem für eine Mutter zu Papier bringen. Elke Laznia hat sich mit diesem Buch in die erste Reihe der österreichischen Gegenwartsliteratur geschrieben.“ (LH / dpk-klaba)
Bilder: LH / Martin Rauchenwald; Eva Trifft