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Kontrollierte Explosionen

25 JAHRE LITERATURHAUS SALZBURG / VEREIN LITERATURHAUS

11/10/16 „Die Literatur hatte es nie leicht. Aber so radikale Veränderungen in der Verlagslandschaft oder im Leseverhalten der Menschen hat es nie gegeben, seit vor 25 Jahren die ersten Literaturhäuser in Österreich gegründet wurden.“ Das Literaturhaus Salzburg feiert am Freitag (14.10.) und am Samstag (15.10.) sein 25jähriges Bestehen.

Von Heidemarie Klabacher

„Damals hatten wir dicke altrosa Vorhänge an den Fenstern und zwei Scheinwerfer waren die ganze Technik. Das Literaturhaus selber war, von Bäumen und Büschen verdeckt, von der Straße aus kaum zu sehen. Heute stehen wir sichtbar und einladend für alle auf dem offen freien H. C. Artmann-Platz.“ Damals freilich, vor 25 Jahren, gab es in Salzburg hundert Literaturveranstaltungen im Jahr: „Heute sind es tausend.“

Für andere deutschsprachige Länder und Städte gilt Ähnliches. Und trotz dieser Explosion ins Positive kämpfen die Literaturhäuser: „Viele sehen Literatur als ‚billige’ Gattung.“ Förderungen blieben ohne Anpassung auch mal zehn Jahre lang gleich. Die Medienlandschaft habe sich verändert, längst gebe es keine regionalen Literatursendungen mehr, vom regionalen Hörspiel ganz zu schweigen. Aber auch die Leserschaft habe sich, so Literaturhausleiter Tomas Friedmann heute Dienstag (11.10.) bei einem gemeinsamen Pressegespräch aller Literatureinrichtungen zum Jubiläum, in diesen 25 Jahren verändert: „Die Wasserglas-Lesung reicht nicht mehr. Heutige Lesungsgäste erwarten sich Vermittlung, eine professionelle Moderation, einen Bonus-Track“, schildert Friedmann die Anforderungen. Neben klassischen Lesungen gibt es denn auch längst Literaturreisen, Poetry Slams, Graphic Novel-Ausstellungen, Verlags- und Krimifeste, Poesie- und Fantasynächte, Literaturworkshops, Wettlesen: „Literatur-Events allerorts.“ Und es sind nicht immer nur Leserinnen und Leser, manche sind vielleicht mal nur neugierig auf einen bestimmten Autor: „Sie alle wollen eine funktionierende Veranstaltung.“

Vor 25 Jahren, im Herbst 1991, wurden in Österreich die Literaturhäuser in Wien und Salzburg gegründet, „als vierte und fünfte so bezeichnete Vermittlungszentren in eigenen Häusern nach Berlin, 1986, Hamburg 1989, und Frankfurt, 1991“, erinnert Friedmann. „Zuvor gab es etliche engagierte Verlage, Literaturzeitschriften und Literaten, umtriebige Germanistik-Institute und Literatur-Institutionen, doch die professionelle Vermittlung von Literatur steckte in den Kinderschuhen.“ Gab es Ende der 1980er Jahre in Stadt und Land Salzburg pro Jahr überschaubare hundert Lesungen, so zähle man jetzt über 1.000 Literaturveranstaltungen jährlich - für andere deutschsprachige Länder und Städte gilt Ähnliches. Es auch mehr geschrieben und produziert, denn je, „doch Konsum statt Rezeption setzen dem Literatur-Betrieb zu.“ Für die Literaturhäuser – hundert gibt es in deutschsprachigen Ländern, 14 allein in Österreich – bedeuten diese Umbrüche eine ständige Herausforderung.

Das Literaturhaus Salzburg arbeite seit 25 Jahren kontinuierlich an der professionellen und zeitgemäßen Vermittlung von Literatur, investiere regelmäßig in Infrastruktur, Programm und Marketing und habe das „Junges Literaturhaus“ für Kinder und Jugendliche mit eigenen Mitteln aufgebaut. Insgesamt sechs Literatureinrichtungen – inklusive von zwei Literaturzeitschriften und einer Buchedition – sind in dem architekturhistorisch wertvollen Gemäuer am H.C. Artmann-Platz unter einem Dach vereint.

Tomas Friedmann erklärt die Kontruktion: Der Trägerverein Salzburger Literaturhaus Eizenbergerhof sei zugleich der größte Literaturveranstalter. Dieser Verein sei der Mieter der Liegenschaft und stellt den gleichberechtigten autonomen Literatureinrichtungen Leselampe, prolit, Salzburger AutorenGruppe, erostepost und GAV/Salzburg die Büro- und Veranstaltungsräume zur Verfügung. Seit Gründung 1991 wurden mehr als 300.000 Menschen bei rund fünftausend Veranstaltungen gezählt.

Schwerpunkte im Veranstaltungsprogramm des „Vereins Literaturhaus“ waren etwa der Hörspielmontag oder die Reihe „Außenseiter“. Seit 1995 gibt es das „Festival Europa der Muttersprachen“. liteRADtouren, Reihen wie Film&Literatur und Jazz&Literatur, Poesie- und Hörspielnächte oder das seit 2009 erfolgreiche Krimifest prägen das Programmprofil. Stolz ist Friedmann auf die Büchertankstellen, unkomplizierte Gratis-Tauschbörsen in umgebauten Telefonzellen, „die Menschen auf Bücher neugierig machen und Orte lokaler Kommunikation geworden sind“. Wird – mit Porträts der einzelnen Literatureinrichtungen – fortgesetzt.

www.literaturhaus-salzburg.at
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Bilder: dpk-klaba (2); Verein Literaturhaus (1)

 

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