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Geprügelt und verehrt

LESEPROBE / BRANDHUBER / JESSAS MARIA THERESIA!

23/10/17 War Maria Theresia eine Emanze? Wer war Maria Theresias Bademeister? Der Kaiserin wird heuer ausgiebig gedacht, doch bleiben Fragen. Der Salzburger Historiker Christoph Brandhuber stellt gleich hundert davon – und beantwortet sie mit wissenschaftlicher Lauterkeit und viel Humor. Also: Glaubte Maria Theresia an Hexen? - Hier eine Leseprobe.

Von Christoph Brandhuber

Warum wurde Joseph Haydn verprügelt?

Das musikalische Talent von Joseph Haydn (1732–1809) wurde früh erkannt. Er kam als Sängerknabe an den Wiener Stephansdom und musste an den Pfingstfeiertagen auf Schloss Schönbrunn singen, das sich damals noch im Bau befand. Zusammen mit anderen Buben turnte und lärmte er auf den Baugerüsten, bis er von Maria Theresia höchstpersonlich unter Androhung der Prügelstrafe wieder heruntergejagt wurde.

Am folgenden Tag wurde Haydn trotzdem wieder erwischt und erhielt daher die angedrohte Strafe. Als die Kaiserin viele Jahre später Haydn auf Schloss Eszterhaza traf, bedankte sich der Komponist augenzwinkernd für die Strafe. Er musste den ganzen Vorfall erzählen, worüber viel gelacht wurde.

Die Kaiserin war auch beim Fest des hl. Leopold der Stimmbruch des Knaben aufgefallen, und sie ließ dem Kapellmeister bestellen, Joseph Haydn singe nicht mehr, er krähe. Er wurde dann von seinem jüngeren Bruder Johann Michael ersetzt, der so schön sang, dass er von der Kaiserin 24 Dukaten geschenkt bekam. Joseph dagegen beschleunigte seine Ausmusterung bei den Sängerknaben, weil er einem Kollegen den Haarzopf abschnitt.

Nach einigen kargen Jahren als freischaffender Künstler arbeitete Haydn viele Jahre als Kapellmeister der Fürsten von Esterhazy. Seine Musik wurde europaweit bekannt. Die Freimaurerloge Olympique in Paris gab bei ihm die sechs sogenannten „Pariser Sinfonien“ in Auftrag, von denen eine den Beinamen „La Reine“ erhielt, weil sie Marie Antoinette angeblich besonders gut gefiel. Noch im Gefängnis soll die Königin das Motiv dieser Sinfonie auf dem Spinett gespielt haben.

Warum sang die Pompeati nicht zum Geburtstag des Kaisers?

Teresa Imer (1723–1797) stammte aus Venedig und war sich ihrer sinnlichen Reize früh bewusst. Dem alten Senator Malipiero hatte sie vom Fenster ihrer Wohnung aus durch Koketterie vollkommen den Kopf verdreht und wurde seither auf dessen Kosten in Gesang und Tanz ausgebildet. Sein Palazzo stand auch dem jungen Geistlichen Casanova offen, mit dem Teresa eines Tages den Unterschied ihrer leiblichen Beschaffenheit herausfinden wollte: Wir waren gerade im spannendsten Augenblick unserer Prüfung, als ein heftiger Stockhieb auf meinen Hals niedersauste. Da blieb nur die Flucht, und für Teresa begann eine erfolgreiche Karriere, wobei sie noch mehr durch ihr Aussehen als durch ihre Stimme punktete. Am Höhepunkt ihres Ruhmes kam sie nach Wien, wo sie am 2. Februar 1745 den Tanzmeister Angelo Francesco Pompeati im Stephansdom heiratete. Anlässlich des Geburtstages des Kaisers sollte sie in einer Oper singen. Maria Theresia ließ sich die Produktion fast 200 Dukaten kosten, der Einlass sollte für alle Untertanen gratis sein. Doch auf dem Weg ins Opernhaus setzten bei der Pompeati die Wehen ein. Wenig später brachte sie ihren Sohn Joseph zur Welt.

Teresa schloss sich zunächst der berühmten Mingotti-Operntruppe an, dann führten sie Engagements nach Bayreuth und Paris. Der Statthalter der Österreichischen Niederlande, Karl von Lothringen, soll für sie eine vorübergehende Laune empfunden haben, der sie die Direktion über mehrere Theater verdankte. Vor dem Bankrott gelang ihr die Flucht nach London, wo sie im Carlisle House am Soho Square einen exklusiven Nachtclub eröffnete. Inzwischen hatte sie sich längst von ihrem Mann getrennt, der 1768 in Wien durch Selbstmord endete.

Sie lebte damals mit einem Kaufmann namens Cornelys zusammen, den sie finanziell ruinierte. Ihren Sohn hatte sie für einige Jahre Casanova zur Erziehung anvertraut, der in seinen Memoiren versicherte, der Vater ihrer Tochter Sophie zu sein.

Erneut musste Teresa den Bankrott erklären, weitere Projekte mit Maskenbällen, Frühstuüksstuben und dem Verkauf von Eselsmilch scheiterten. Sie starb im Schuldgefangnis, nachdem sie alle Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens erschöpfend durchmessen hatte.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Mury Salzmann

Christoph Brandhuber: Jessas Maria Theresia! 100 Fragen und Antworten zu Osterreichs bislang mächtigster Frau.  Verlag Müry Salzmann, Salzburg 2017. 144 Seiten, 19 Euro – www.muerysalzmann.at

 

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