Stoff hören, Töne spüren
HALLEIN / SCHMIEDE / AUSSTELLUNG
15/09/23 Wenn etwas haptisch ist, kann man es angreifen, fühlen. Und Sound hat, so meint man gemeinhin, etwas mit Hören zu tun. In der Ausstellung TWiST - Nexus of Textile and Sound in der Halleiner Galerie kunstraum pro arte verschränken sich die Sinneseindrücke.
Eigentlich eh nahe liegend: So wie man gelegentlich die Bässe in der Magengegend spürt, kann man Seide rauschen hören. Gertrud Fischbacher und Marius Schebella untersuchen solche Sinneszusammenhänge und helfen mit Sensoren und Mikroprozessoren nach, um Stoffe und andere textile Materialien mit Klang anzureichern. Auch die Frage, ob Eigenschaftsbegriffe für Textilien und Klänge gleichermaßen gelten können, beschäftigt die beiden.
Gertrud Fischbacher studierte Bildnerische Erziehung und Textiles Gestalten an der Universität Mozarteum, wo sie auch unterrichtet. Sie ist im Team also fürs Stoffliche zuständig, Marius Schebella (subnet & FH Salzburg) sorgt für den Sound. Die beiden arbeiten seit der ORTung 2019 zusammen, bei der sie – drei Wochen im kleinen Ort Hintersee eingeschneit – damit begannen, Textilien und Sound miteinander in Szene zu setzen.
Die nun in Hallein gezeigten Arbeiten wurden durch die Räume der Galerie inspiriert oder auf den Charakter der Räume abgestimmt. Das PE-Umreifungsband zu Loop, das Gertrud Fischbacher zufällig in einem Depot gefunden hatte, gab das Grün für die Wand vor. Der überdimensionale Knäuel lädt die Besucher ein, das Material zu berühren, daran zu ziehen, zu drücken, zu schubsen und dadurch mehr oder weniger intensive Klänge zu erzeugen. Der interaktive Klangteppich Mind your step wurde exakt auf den zweiten Raum der Galerie angepasst und soll an einen roten Teppich gemahnen, auf dem man wandelt, tanzt und die Bewegungen durch Sensoren und Mikrofone hörbar macht.
Bei Walk on by im dritten Raum ist der Name Programm: Die weiße Stoffwand reagiert auf die Anwesenheit von Menschen im Raum. Je länger man sich in der Nähe der Stoffwand aufhält, desto intensiver wird der Sound. Zudem lässt sich das feine weiße Gewebe wunderbar in Wellenbewegungen bringen – die Klangwelle wird also auch optisch dargestellt.
Seit mehreren Jahren gibt es im kunstraum pro arte Ausstellungen von Künstlern aus dem weiten Schmiede-Netzwerk. Die Vernissage war auch diesmal Auftakt zur Schmiede Hallein, die zum 21. Mal stattfindet.
(Schmiede/Gabriele Krisch/dpk-krie)