Alles unter Oscar-Verdacht
TAMSWEG / FILMREIHE
25/07/23 Dem Dokumentarfilm Navalny ist im Vorjahr der Oscar für den Besten Dokumentarfilm zugesprochen worden. Der Film ist in den nächsten Tagen zwei Mal, am 27. Juli und am 1. August, in der Künstlerei Tamsweg zu sehen, im Rahmen der Filmreihe Wo beginnt Europa?
Der Film startet mit geheimen Aufnahmen in dem Flugzeug, in dem der beim Putin-Regime in Ungnade gefallene Alexei Navalny auf dem Weg nach Sibirien mit dem russischen Nervengift Nowitschok ermordet hätte werden sollen. Nur durch eine Notlandung und eine Verlegung in die Berliner Klinik Charité – die seine Frau Julia gegen den Willen der russischen Regierung durchsetze – konnte er gerettet werden. Daniel Roher hat den Dissidenten begleitet, während seines Aufenthalts in Deutschland bis zu seiner Rückkehr nach Moskau. Nawalny wurde noch am Flughafen im Auftrag der russischen Regierung festgenommen. Seitdem sitzt er im Straflager Pokrow in der Nähe von Moskau, das als besonders hart gilt. Am 22. März 2022 – inmitten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine – wurde seine Strafe wegen angeblichen Betrugs auf neun Jahre Haft verlängert. Navalnys Anwälte sind in Berufung gegangen und fordern Freispruch. Ein Polit-Thriller.
Der polnische Streifen Corpus Christi läuft zwar unter dem Signum Satire, aber auch dieser Film, der 2020 für den Oscar als Bester Internationaler Film nominiert war, beruht auf wahren Begebenheiten. Der 20jährige Daniel will Priester werden, wird aber aufgrund eines Verbrechens nicht ins Seminar aufgenommen. Nach der Entlassung aus der Haftanstalt gibt er sich in einer Kleinstadt als Pfarrer aus und begeistert die Gemeinde mit unorthodoxen Methoden. Doch kann er den Schatten der Vergangenheit entgehen? Grandioses Drama um Schuld, Moral und Spiritualität, das Ernsthaftigkeit mit Humor vereint.
Auch Ida spielt zuerst in geistlichem Milieu. Anna wächst in einer Klosterschule auf, seit sie als Kind verwaist ist. Um sich ihren Wunsch eine Nonne zu werden zu erfüllen, muss sie – bevor sie ihr Gelübde ablegt – ihre einzige noch lebende Verwandte, Tante Wanda, besuchen. Pawel Pawlikowskis Spurensuche im kommunistischen Polenhat 2015 den Oscar als Bester Internationaler Film zugesprochen bekommen.
Die Filmreihe in der Tamsweger Künstlerei zeigt lauter Filme, die für internationale Auszeichnungen gut waren. Das ungarische Filmdrama Son of Saul von dem Regisseur und Autors László Nemes aus demJahr 2015 beschreibt Möglichkeiten und Grenzen des Widerstandes in einem NS-Vernichtungslager während des Zweiten Weltkriegs. Der Film hat seinerzeit den Preis der Jury von Cannes bekommen und ist 2016 mit dem Oscar als Bester Internationaler Film gekürt worden.Cold War – Der Breitengrad der Liebe schließlich beschreibt eine fast unmögliche Liebe. Während des polnischen Wiederaufbaus ist der Komponist Wiktor auf der Suche nach traditionellen Melodien für ein neues Tanz- und Musik-Ensemble. Unter seinen Studentinnen ist auch die Sängerin Zula. Eine Beziehung, die mit der Flucht Wiktors in den Westen scheinbar ein Ende findet.Jahre später führt der Zufall die beiden erneut zueinander. Zwischen Heimat und Exil, zwischen Leidenschaft und Verlust sind Frankreich, Jugoslawien und Polen die Schauplätze der fatalen Liebe eines Paares, das vor dem Hintergrund des Kalten Krieges ohne einander nicht leben kann und miteinander fast keinen Frieden findet. 2018 ist Regisseur Pawel Pawlikowski dafür der Europäischer Filmpreis zugesprochen worden. (LKV / dpk-krie)
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Bilder: Polyfilm (1); LKV (2)