Spielzeughändler seit sechs Generationen
KELTENMUSEUM / HOLZ.SPIEL.ZEUG
15/10/19 Ziemlich genau zwei Jahrhunderte liegen zwischen dem Jahr, als die liebevoll mit Doppeladler bemalte trommel entstand – um 1820 – und dem plüschenen Benjamin Blümchen (2019): Zwei Stücke aus der neuen Sonderausstellung im Keltenmuseum Hallein, Holz.Spiel.Zeug. 225 Jahre Halleiner Spielwarengeschäft Oedl.
Bürgermeister Alexander Stangassinger verknüpft mit den Oedl-Spielwaren einige Erinnerungen: „Ich weiß noch, wie ich früher als Kind immer gestaunt habe, wenn ich beim Oedl vorbeigekommen bin und mich dann gefreut habe, wenn mich meine Eltern mal reingehen lassen haben – ein echtes Paradies für Kinder und ich bin überzeugt, über die Jahre haben viele Kinder in Hallein diese Erfahrung gemacht. Ich finde es spannend, wie lange die Tradition dieser Halleiner Institution – auch die des Handwerks der Bergarbeiter – zurückgeht und welche Schätze aus der Vergangenheit hier lauern; vor allem Schätze von denen viele noch gar nichts gewusst haben.“
Ein bis heute bestehendes Spielzeuggeschäft also – und die Jahrhunderte währende Tradition der Spielzeugproduktion am Ort. Am 20. Mai 1794 wurde Franz Josef Oedl (1765–1820) Teilhaber eines Holzwarenverlags, der be-reits 1772 gegründet worden war. An diesem Tag kam zudem das Haus am Unteren Markt in Hallein in den Besitz der Familie, in dem Alois Oedl den Spiel- und Lederwarenhandel auch heute noch führt und damit eine jahrhundertealte Tradition in Hallein fortsetzt. Der Verlag vertrieb Holzspielzeug, Spanschachteln, Hausrat und „Galanteriewaren“ und wurde zum Inbegriff für „Halleiner Spielzeug“. Die Halleiner Holzspielwaren wurden in ganz Mitteleuropa und bis in die Levante verkauft. In den Preis- und Inventarlisten findet sich eine schier unüberschaubare Warenvielfalt.
Ab 1824 ist Benedikt Oedl Gesellschafter der Firma. Der angesehene Holzwarenfabrikant war auch Oberleutnant des Bürgerkorps, hatte einen Sitz in der Gemeindevorstehung und errichtete im Jahr 1843 das sogenannte Ökonomiezimmer im Rathaus, aus dem später das erste Halleiner Museum entstand. Nachdem die Produktion zwischen 1830 und 1840 einen ersten Höhepunkt erreicht hatte, konnte die Halleiner Spielwarenfirma der Konkurrenz der Fab-riken in Württemberg und England in den 1860er Jahren nicht standhalten. Seit 1871 führte Alois Oedl I. (1842–1898) das Unternehmen unter der Bezeichnung „Firma Alois Oedl & Comp.“. Er war von 1880 bis 1886 Bürgermeister und von 1881 bis 1890 Landtagsabgeordneter. Er trieb die Eingemeindung von Burgfried voran und gründete das Halleiner Museum. Ihm zu Ehren erhielt die heutige Davisstraße den Namen Alois-Oedl-Straße.
In der Zwischenkriegszeit endete die hauseigene Spielzeugproduktion, die neue Konkurrenz durch das Blechspielzeug und das rasch wechselnde Käuferinteresse verdrängten die geschnitzten und gedrechselten Holzspielwaren vom Markt. Die Konkurrenz durch Produkte aus Fernost und der Internethandel verändern aktuell den Spielwarenhandel. Das bekommt auch das Spielwarengeschäft Alois Oedl zu spüren, der dieser Entwicklung Vielfalt und Beratung entgegensetzt. Auch darauf nimmt die Ausstellung Bezug, indem das alte in Hallein hergestellte Spielzeug mit aktuellem Spielzeug kombiniert wird. So werden Unterschiede in Stil und Material offensichtlich. (Keltenmuseum/dpk-krie)