Ohne vorauseilenden Gehorsam
HINTERGRUND / FS1 / RADIOFABRIK
17/06/21 Regional-Journalismus in Salzburg sei geprägt von Produktwerbung und Bedienung von Interessengruppen aus Wirtschaft und Politik, sagt Alf Altendorf, Geschäftsführer sowohl von FS1 als auch der Radiofabrik. Beide Sender kooperieren deshalb in Sachen Wochenkommentar so.
Wenig Platz bleibe für Themen, die sich schlecht vermarkten lassen, für vermeintliche Randthemen oder solche mit dem Potential „anzuecken“. „Vorauseilender Gehorsam – ja keine Werbekunden vergrämen – beschränkt in der Praxis oft die redaktionelle Unabhängigkeit, so Altendorf. In diese Lücke stoße eine Ausbildungsredaktion von FS1 in Kooperation mit der Radiofabrik. Seit Ende 2020 produzieren junge Journalistinnen und Journalisten aus den bestehenden Redaktionen beider Sender einen wöchentlichen Kurzkommentar zu regional und gesellschaftlich relevanten Themen. Auch die multimediale Aufbereitung – TV, Radio und online – ist ein Alleinstellungsmerkmal.
Die Leitung haben zwei erfahrene Salzburger Printjournalisten. Thomas Neuhold und Stefanie Ruep sind für den Standard tätig, bringen über ihre Lehrtätigkeit für die Universität Salzburg aber auch sehr viel Erfahrung in der Erwachsenenbildung mit.
„Österreich gehört in Sachen Medienvielfalt und Demokratie zu den rückständigsten Ländern Europas“, sagt Thomas Neuhold. „Die Medienkonzentration, der Einfluss von Oligarchen auf die Medienwelt, die Kommerzialisierung von Printprodukten wie auch des öffentlich-rechtlichen Sektors hat kaum überblickbare Ausmaße angenommen. Freie und unabhängige Medien gehören zu den wenigen Reservaten demokratischer Medienkultur im Land. Projekte wie Freie Radios oder Freies Fernsehen verdienen jede Unterstützung; ein kleiner Beitrag dazu ist meine Tätigkeit in der Kommentarredaktion so.“
„Das Format des Wochenkommentars ermöglicht es, jungen Salzburgerinnen und Salzburgern eine Stimme zu geben“, sagt Stefanie Ruep. „Mit meinem Engagement bei der So-Redaktion möchte ich junge Journalistinnen und Journalisten unterstützen, sich ihre Meinung zu bilden und diese auch mit Argumenten gestützt zu artikulieren.“
FS1 und Radiofabrik wollen sich mit der neuen Redaktion verstärkt als regionale Berichterstatter und journalistische Ausbildungsstätten positionieren. „Wir sind Medienkompetenz-Zentrum mit unseren vielfältigen Ausbildungen“, bekräftigt Alf Altendorf. Man setze auf redaktionelle Unabhängigkeit, lasse keinen Einfluss auf Inhalte und Themen zu. (FS1/Radiofabrik/dpk)