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Ein gutes Stück Musik-Mediengeschichte

HINTERGRUND / ÖSTERREICHISCHE MUSIKZEITSCHRIFT

16/02/18 Der große Umbruch – damit meint man im Heft eins des Jahres 2018 leider nicht nur das Gedenken an 1918 und den gesellschaftlichen Wandel, der natürlich unmittelbar auf die Künste durchschlug: Der aktuelle Umbruch betrifft die traditionsreiche, seit fast einem dreiviertel Jahrhundert erscheinende Österreichische Musikzeitschrift selbst: Das aktuelle Heft ist das letzte.

Mit diesem „nicht ganz nostalgie-freien Heft verabschieden sich die Herausgeber Daniel Brandenburg und Frieder Reininghaus und die Redaktion – Judith Kemp, Johannes Prominczel und Julia Jaklin“, heißt es in einer Aussendung von Donnerstag (15.2.). Die personellen und finanziellen Voraussetzungen für die Fortführung der traditionsreichen Zeitschrift seien nach 72 Jahren nicht mehr gegeben. Ähnliches treffe auf ein halbes Dutzend weiterer deutschsprachiger Musikzeitschriften zu: Sie entstanden allesamt unter Umständen und in Verhältnissen, die sich von den heutigen weitgehend unterscheiden.

„Das Leseverhalten hat sich in den letzten Jahren rapide verändert. Die Aufmerksamkeit und das Zeitbudget der Leserschaft wird durch andere Medien (nicht zuletzt die 'sozialen') und die zahlreichen (weithin von den Steuerzahlern finanzierten) Gratis-Publikationen der Musik- und Festivalveranstalter in Anspruch genommen“, so die Herausgeber. Hinzu komme, dass bei steigenden Gestehungskosten die ohnedies stets sehr bescheidenen Subventionen des Bundeskanzleramts und der Stadt Wien in den letzten Jahren bis zur Geringfügigkeitsgrenze abgesenkt wurden, bemerkt man mit einer gewissen Bitterkeit.

Zur Geschichte: Die ÖMZ ging auf Umwegen aus den 1919 gegründeten „Musikblättern des Anbruch“ - die tatsächliche Geschichte des Magazins umfasst also so gut wie ein Jahrhundert.“Fast noch wichtiger als die Konzerte in der Nachkriegszeit“, schrieb der US-Wissenschaftler Jost Hermand, „waren die Musikzeitschriften dieser Ära, die sich für einen 'musikalischen Expressionismus' einsetzten und sich dabei auf die Pionierleistungen des Wiener Schönberg-Kreises beriefen“. Nach dem Verzicht auf den Modernitätsanspruch mit der Zwangsverstaatlichung in der Ära Dollfuß und der Liquidation nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich wurde die Zeitschrift 1946 vom Ministerialbeamten Peter Lafite neu gegründet. Im Sinne der Vorgaben einer ÖVP-SPÖ-KPÖ-Koalition setzte sie Akzente auf die zeitgenössische Neue Musik, die österreichische der Zwischenkriegszeit und die der Emigranten. In den sechs Jahrzehnten, in denen die ÖMZ dann von Elisabeth Lafite und später von Marion Diederichs-Lafite ediert wurde, blieb sie der Neuen Musik ebenso treu wie der „klassischen“. 2010 wurde die Zeitschrift von den jetzigen Herausgebern Daniel Brandenburg und Frieder Reininghaus übernommen und als unabhängiges selbstverwaltetes Projekt neu positioniert – mit zusätzlichen Aufgabenstellungen hinsichtlich des Donauraums und europäischer Orientierung. (ÖMZ/dpk)

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Bilder: ÖMZ

 

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