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Die Liebe in den Zeiten von HIV

NEU IM KINO / SAME SAME BUT DIFFERENT

25/04/10 Nachdem er komische Filme, harte Filme und einen Kinderfilm gedreht hat, versucht sich der deutsche Regisseur Detlev Buck  mit „Same same but different“ erstmals an einem Liebesmelodram. Die Vorlage dazu ist das autobiographische Buch „Wohin du auch gehst. Die Geschichte einer fast unmöglichen Liebe“ von dem deutschen Journalisten Benjamin Prüfer.

Von Michael Russ

altUm das bestandene Abitur zu feiern, reisen Ben (David Kross) und Ed (Stefan Konarske) durch Kambodscha. Man schießt im Dschungel mit der Panzerfaust, schnupft ein bisschen Koks, trifft Weltenbummler aller Nationen und besucht in der Nacht die größte Disco von Phnom Penh.

Dort wird Ben von Sreykeo aufgerissen, die die Nacht mit ihm in seinem Hotelzimmer verbringt. Am Morgen bittet sie ihn sehr zurückhaltend um Geld und um sein Hemd, weil nur „schlechte Mädchen“ tagsüber im Discofummel herumlaufen. Ben ist ein bisschen erstaunt, gibt aber gerne beides her. Noch erstaunter ist der Deutsche als Sreykeo das Hemd gewaschen und gebügelt zurückbringt. Die junge Kambodschanerin wird in die europäische Runde aufgenommen und Ben und sie kommen sich immer näher. Obwohl ihm klar ist, dass Sreyeko als Bargirl arbeitet, verliebt er sich in sie, schleppt sie zu einem Arzt, weil sie ständig hustet und kauft ihr einen Diamantring.

Am Tag der Heimreise beschließt Ben noch sechs Wochen in Kambodscha zu bleiben und zieht zu Sreykeos Familie in eine heruntergekommenen Wohnblock. Die Mutter verbringt ihre Zeit mit Karten spielen und der ältere Bruder ist buddhistischer Mönch in Ausbildung. Das Geld für beides muss Sreykeo aufbringen und bittet daher regelmäßig Ben zur Kasse.

altZurück in Hamburg tritt Ben eine Praktikantenstelle im Zeitungsverlag, in dem sein Bruder arbeitet, an. Er hat Geld für einen neuerlichen Arztbesuch nach Kambodscha geschickt. Beim Telefonieren am Redaktionscomputer erfährt er von Sreykeo, dass ihr Husten nicht von einer Mandelentzündung sondern von einer HIV-Injektion herrührt. Ben ist erst verwirrt und erschreckt, als sein eigener Test jedoch negativ verläuft, beschließt er wieder zu Sreykeo zurückzufliegen. Aber Phnom Penh ist nicht Hamburg.

Detlev Buck lässt seinen Zuschauern viel Interpretationsspielraum. Was ist der Brennstoff dieser Liebe? Ist Ben einfach nur verliebt oder leidet er am Helfersyndrom, wie der großmäulige Alex (Michael Ostrowski, der mit Ruth Thoma und Detlev Buck am Drehbuch gearbeitet hat) behauptet. Ist Sreykeo einfach nur verliebt, oder sieht sie im „reichen“ Deutschen die Zukunftssicherung für sich und ihre Familie. Aus den sich daraus ergebenden Möglichkeiten kann sich der Zuschauer eine aussuchen, Hilfestellung vom Regisseur gibt es dazu scheinbar nicht. Aber da sind dann noch der Elefant und das kleine Mädchen. Beide haben unabhängig von einander einige poetisch-mystische Kurzauftritte. Der Elefant schreitet zu Beginn unbeirrt durch ein Minenfeld, das Mädchen erscheint das erste Mal auf eine Müllhalde, wirkt in dieser Umgebung und auch später erstaunlich sauber und rein. Falls Elefant und Mädchen – einiges deutet darauf hin – für Ben und Sreykeo stehen, kann das schon als Interpretationshilfe verstanden werden.

Die Vergleiche zwischen den beiden Kulturen  und den beiden Familien sind interessant aber unaufdringlich  aufgebaut. Es wird nicht versucht, die bestehenden Probleme zu vereinfachen oder Patentlösungen zu zeigen. Menschen gehen ihren Weg, manche so, manche so und manchmal kann auch in scheinbar aussichtsloser Lage etwas Gutes entstehen.

Bild: Delphi Filmverleih


 

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