Pralles südländisches Leinwandleben
DAS KINO / ITALIA CINEMA
17/10/23 Wer es in Zahlen mag: dreizehn Filme an fünfzehn Tagen, darunter neun Spielfilme, drei Dokumentarfilme und ein Antonioni-Klassiker mit der 2022 verstorbenen Monica Vitti. – Heute Dienstag (17.10.) beginnt im Das Kino die Filmreihe Italia Cinema.
Diese Filmreihe – durchwegs in italienischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln – wird wie immer in Zusammenarbeit mit der Società Dante Alighieri Salzburg durchgeführt. Italia Cinema 2023 sei die üppigste italienische Filmschau bisher. „Zusammengezählt sind es -zig Filmpreise.“ Von den Spielfilmen sind vier Literaturverfilmungen, zwei davon basieren auf Romanvorlagen, die den „Premio-Strega“ gewonnen haben.
Den Auftakt heute Dienstag (17.10.) bildet die Filmkomödie – Ritorno a Coccia di Morto um ein Paar, das aus völlig unterschiedlichen sozialen Welten kommt. Entsprechend groß die Missverständnisse. Monika zwei Gewohnheitsdiebinnen als Schwestern, und Giovanni ist eben im Begriff, ein Kulturzentrum zu eröffnen. In den Hauptrollen Paola Cortellesi und Antonio Albanese. Der Film von Riccardo Milani (2021) ist die Fortsetzung der Filmkomödie Come un gatto in tangenziale (Wie eine Katze auf der Autobahn).
Penélope Cruz liefert eine eindrucksvolle Personenzeichnung in dem Familienmelodram L’immensità (Meine fantastische Mutter) von Emanuele Crialese (1922), als frisch geschiedene Alleinerziehende. Als die älteste Tochter Adriana beginnt, ihre sexuelle Identität zu hinterfragen und sich überall als Junge vorstellt, nehmen die familiären Spannungen zu. Eingebettet in viel 1970er-Jahre Nostalgie, fantasievollen Musicalszenen und italienischer Popmusik erzählt der Film von geheimen Sehnsüchten und dem Wunsch nach Freiheit.
Der Filmemacher Andrea Serge ist leidenschaftlicher Venezianer. Welcome Venice (2022) erzählt von zwei brüdern, die einer alten venezianischen Fischerfamilie auf der Giudecca entstammen. Aber in dieser kleinen Welt ist nichts mehr so, wie es früher war, die Brüder wählen unterschiedliche Strategien zum Überleben. Einer der brüder nimmt es mit der Baumafia auf.
Deutlich südlicher spielt Nostalgia von Mario Martone. Vor vierzig Jahren ist Felice von Neapel nach Kairo ausgewandert und hat sich dort ein neues Leben aufgebaut. Als seine Mutter erkrankt, kehrt er wieder in seine geliebte Heimatstadt zurück. Eine unglaubliche Nostalgie überkommt ihn, doch seine Vergangenheit ist eng mit der Mafia verknüpft.
Kriminalität in Neapel ganz anderer Art in L’ombra di Caravaggio (Der Schatten von Caravaggio) von Michele Placido. Italien 1609, der Maler Caravaggio ist wegen Mordes angeklagt und flieht nach Neapel. Verzweifelt versucht er, von Papst Paul V. begnadigt zu werden. Als dieser jedoch erfährt, dass Caravaggio gegen die moralischen Gesetze der Kirche verstößt, indem er Diebe und Prostituierte porträtiert, lässt er Nachforschungen anstellen.
Bemerkenswert viele Filme der reihe sind neuesten Datums. Ein Klassiker von 1964 hingegen Il deserto rosso (Die rote Wüste) von Michelangelo Antonioni. Es war sein erster Farbfilm, mit Monica Vitti in dere Hauptrolle. Giuliana leidet nach einem Autounfall an Angstzuständen. Sie entfremdet sich immer mehr von ihrem Mann und ihrem Sohn. Gleichzeitig empfindet sie die industrialisierte Umwelt als Bedrohung. Fabriken und Raffinerien verwandeln sich in apokalyptische Visionen des Zerfalls. Es war einer der ersten Filme, der sich Mitte der 1960er Jahre mit den Folgen der Industrialisierung und Umweltverschmutzung auseinandersetzte.
„Spiel mir das Lied vom Tod“ ist die vielleicht bekannteste der fünfhundert Filmmusiken von Ennio Morricone. Oscar-Preisträger Giuseppe Tornatore (Cinema Paradiso) widmete seinem Freund kurz vor dessen Tod 2020 den monumentalen Dokumentarfilm Ennio Morricone – Der Maestro. Er überlässt dabei dem Maestro, seinen Melodien und zahlreichen Bewunderern, die Bühne. So ist die Chronik einer langen Karriere entstanden, welche die ungeheure Bandbreite des Musikers, seinen Experimentierwillen, aber auch fundamentale Selbstzweifel zeigt. (Das Kino/dpk-krie)