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Marko Doringer, der große Pessimist

HINTERGRUND / DAS KINO

23/12/22 „Solange das Leben nicht so ist wie im Bilderbuch, zweifle ich.“ Das war ein zitierfähiger Satz aus Marko Doringers Film Nägel mit Köpfen 2013. Der Salzburger Filmemacher ist ein Selbst-Zweifler von Gnaden. Jede Wette: Auch Mein Wenn und Aber, dessen Salzburg-Premiere am 27. Dezember im Das Kino angesagt ist, wird keine Bilderbuch-Bilder zeigen.

Von Reinhard Kriechbaum

Jetzt oder nie ist es Zeit für ein Kind, sagt Marlene, die Lebensgefährtin von Filmemacher Marko Doringer, dessen Stirn daraufhin ordentlich umwölkt wirkt. Seine Gedanken gehen flugs wieder einmal auf Pessimismus-Talfahrt. Troubles am Filmset, weil eine Darstellerin abspringt. An eine vernünftige Pension braucht er erst gar nicht zu denken als freiberuflicher Filmemacher. Jetzt noch die Verantwortung für ein Kind?

Die Herzen des Diagonale-Festivalpublikums sind Marko Doringer zugeflogen, als dort 2008 Mein halbes Leben uraufgeführt und gleich mit dem Doku-Hauptpreis bedacht wurde. Und nicht nur dort:

Auch beim New Berlin Award und beim Filmfest Bozen gab’s damals Erste Preise für Doringer und seinen zwischen hemmungsloser Selbst-Verunsicherung und einem brillant scharfen Blick auf seine Generation pendelnden Dokumentarfilm. Halbes Leben – das war zu relativieren: Halbes Leben bis zum Pensionsantritt vielleicht, berufliche Orientierung, Suche der eigenen Position in einer Welt, die das Orientierung- und Platzfinden nicht so leicht macht.

2013 war Doringer über diese erste Lebenshälfte schon ein klein wenig hinaus. Da ließ er Nägel mit Köpfen folgen. Die Gründung eines Hausstandes war jetzt ein Filmthema für ihn und seine Generation 35 plus. Der absolute Lieblings-Satz des Rezensenten in diesem Film: „Zum ersten Mal gebunden, an eine Frau, durch einen Mietvertrag.“

Nun also Teil drei des filmischen Tagebuchs eines Mannes knapp jenseits der Vierzig, dem man alles nachsagen kann, nur nicht Selbstgewissheit. Wieder vergleicht Marko Doringer sein und seiner Partnerin Leben mit jenem von befreundeten Paaren. Wie meistern sie die Widrigkeiten des Alltags, wie bringen sie Familie und Arbeit unter einen Hut? Wer trägt heutzutage schon einen Hut, vielleicht ist auch das Teil des Problems. An Witz und Selbstironie gebricht es Marko Doringer jedenfalls nicht. „Arbeit, Liebe und andere Kleinigkeiten“, hieß es in der Süddeutschen, es sei ein Film. „über das Älterwerden und den Sinn des Lebens“.

Der Regisseur kommt zur Premiere im „Das Kino“ am 27. Dezember um 19.30 Uhr – www.daskino.at
Bilder: Das Kino / Polyfilm

 

 

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