Die Kleineren haben die Nase vorn
DAS KINO / OVAL / MOZARTKINO
01/07/20 Da lernt man die „Kleinen“ schätzen: Man würde ja meinen, dass die Cineplexx-Kinos mit ihren großen Sälen die vorgeschriebene Schachbrett-Besetzung viel besser verkraften als kleinere Unternehmen. Tatsächlich ist es aber anders: In Salzburg zum Beispiel haben Das Kino und das Mozartkino zeitlich die Nase vorn.
Von Reinhard Kriechbaum
Zur ersten Projektion im Salzburger Filmkulturzentrum Das Kino heute Mittwoch (1.7.) hat sich Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn angesagt und auch sein Ressortkollege von der Stadt, Bernhard Auinger. Und aus der Salzburger Filmbranche tritt Regisseur Adrian Goiginger vors Publikum. Der Zufall wollte es, dass alle Filme am Eröffnungstag mit namhaften Filmpreisen bedacht worden sind: Erst gestern Dienstag (30.6.) wurde nämlich bekannt gemacht, dass der viel beachtete (und in Salzburg schon oft gezeigte) Streifen Die Dohnal von Sabine Derflinger als bester Dokumentarfilm mit dem großen Diagonale-Preis ausgezeichnet wurde. Die Kür bei dem (im März abgesagten) Festival Diagonale in Graz geschah diesmal ja auf virtuellem Wege und mit dreimonatiger Verzögerung.
Weiters heute im Das Kino zu sehen: Der Liebesfilm Undine, für den die Hauptdarstellerin Paula Beer den Silbernen Bären der Berlinale 2020 gewann, und die mehrfach oscarnominierte, bildgewaltige Dokumentation Honeyland, nominiert bei der diesjährigen Oscarverleihung in der Kategorie "Bester fremdsprachiger" Film und "Bester Dokumentarfilm". Adrian Goiginger ist nicht in eigener Sache unterwegs, sondern er stellt einen seiner Lieblings-Filmklassiker vor, Fear And Loathing In Las Vegas aus dem Jahr 1998.
Auch im Europark-Oval, dessen Filmprogramm ebenfalls vom Kino programmiert wird, geht es mit heutigem Tag los: mit einer Vorpremiere des kulinarischen Sommerfilms Master Cheng in Pohjanjoki von Mika Kaurismäki.
Wen es heute Mittwoch in Sachen Kino in die Altstadt zieht: Das Mozartkino hält unter anderem die englischsprachige Originalversion der Filmkomödie Emma bereit, nach dem gleichnamigen Roman von Jane Austen.
In den Cineplexx-Kinos in ganz Österreich bleiben, von ein paar Autokino-Initiativen (Graz, Wels) und einige von diesem Konzern mitbetriebene Programmkinos (Urania und Actors Studio in Wien, Stadtkino Villach, Graz Geidorf) abgesehen, die Projektoren-Lichter vorerst ausgeknipst. Eigentlich hätte es Mitte Juli (also ohnedies nicht brandeilig) wieder losgehen sollen, aber der internationale Filmstart-Kalender hat die Pläne in Österreich über den Haufen geworfen. Der grund: Mit Ladenhütern ist beim Wiederaufsperren nichts zu holen. „Um Kino richtig zu erleben, braucht es neue Blockbuster, das erwartet man sich als Kinobesucher regelrecht“, erklärt Christian Langhammer, CEOder Constantin Film & Cineplexx Kinobetriebe. „Ohne diesen so wichtigen Film-Content können wir unsere großen Standorte keinesfalls wirtschaftlich betreiben.“ Bereits angekündigte Blockbuster wie Mulan oder Christopher Nolans Tenet wurden auf einen späteren Kinorelease verschoben. Also sperren auch die Cineplexx Kinos erst wieder auf, wenn wichtige Märkte in Europa und in den USA wieder ihre Kinos eröffnen – nach aktuellem Stand soll es am 5. August so weit sein.
Übrigens: Die neue Normalität im Autokino Wels (ab 10. Juli) wird eine solche im Retro-Look sein: Auf dem Welser Messegelände will man den „Stil der 1950er und 1960er Jahre“ zelebrieren, und das soll bis zur Gewandung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reichen. Oldtimer auf der Parkfläche und auf der Leinwand. „Die neuen Lockerungen ermöglichen es uns, eine Mischung aus Auto- und Open-Air Kino mit einer tollen Filmauswahl von Klassikern bis hin zu Blockbustern zu schaffen“, freut sich Langhammer. Die ersten Reihen werden für Open Air Besucher reserviert. Die Besucher sitzen an Tischen zu jeweils 4 Personen, rundherum befinden sich die Reihen für bis zu 220 Autos. „Neben den Autostellplätzen ist auch Platz für mitgebrachte Klappstühle.“