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Werner Friedl als Hitler-Doppelgänger

HINTERGRUND / FILM / WOLFRAM PAULUS

08/08/18Ich nehme mir die Geschichten aus meinem Land“, sagt Wolfram Paulus. „Und ich erzähle sie von innen heraus.“ Zum 40-Jahre-Jubiläum widmet „Das Kino“ dem Salzburger Filmemacher einen Schwerpunkt.

Wolfram Paulus' Debüt-Spielfilm „Heidenlöcher“ (1985), mit dem er auch über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt wurde, ist nicht nur der erste Film eines Salzburger Regisseurs, der zur Gänze im Land Salzburg gedreht wurde, sondern auch einer der bisher wenigen österreichischen Filme, die in den Wettbewerb der Berlinale für den Goldenen Bären eingeladen wurden. Ein Deserteur versteckt sich vor seinen Verfolgern in den Höhlen in der Nähe eines kleinen Bergdorfes. Nur nachts wagt er sich ins Freie, um sich bei seiner Frau im Dorf mit Nahrung zu versorgen. Aber die Gestapo und die örtliche Polizei sind dem Flüchtigen dicht auf den Fersen...

Paulus zeigte in diesem Streifen in Schwarzweißbildern, dass die Nationalsozialisten ihre Macht bis in die hintersten Bergtäler ausdehnten. „Ein asketischer österreichischer Heimatfilm, in dem sich ein Western versteckt. Ein Alpen-B-Picture mit Bildern wie von Bresson und Pasolini.“, hieß es damals in der „Zeit“. In der Jubiläums-Reihe „40 Jahre – 40 Filme“ fehlt dieser Streifen natürlich nicht (er wird dort noch einmal, am 17. September, gezeigt).

In den späten 1980er und 1990er Jahren hat Paulus seine bekanntesten Filme gedreht, etwa „Nachsaison“ (1987), „Die Ministranten“ (1990), „Du bringst mich noch um“ (1994) und „Ein Rucksack voller Lügen“ (1995). „Blutsbrüder teilen alles“ (1912) war sein bisher letzter Kinofilm.

Derzeit bereitet Wolfram Paulus die Filmsatire „Berghof“ vor, auch darin wendet er sich wieder dem Thema der NS-Vergangenheit zu. Im Juni 1943 steht fest, dass das Dritte Reich den Krieg verlieren wird, wenn es nicht bald eine Kursänderung vornimmt. Allein Hitler in seinem Größenwahn führt den selbstmörderischen Kurs weiter. Da schreiten Martin Bormann und Heinrich Himmler zur Tat: Seit Jahren haben sie in Berchtesgaden den Holzbildhauer Josef Walch als Doppelgänger trainiert und aufgebaut. Er soll mit Monatsende Adolf Hitler, der körperlich und geistig immer mehr verfällt, ablösen.

Ganz aus der Luft gegriffen ist das nicht, Wolfram Paulus sieht in „Berghof“ eine Art „alternativer Weltgeschichte“ (faction statt fiction). Historisch sei nämlich, dass Hitler im Frühjahr 1943 eine schwere psychische Krise hatte. Sämtliche Entscheidungen im Russlandfeldzug schob er auf die lange Bank, sein Motto „eiskalt und blitzschnell" war längst einem Zaudern und Zögern gewichen. Hitler scheute damals die Öffentlichkeit und zog sich auf den Berghof zurück. Joseph Goebbels notierte äußerst besorgt in sein Tagebuch: „Es ist entsetzlich, wo bleibt seine uns alle führende Kraft, wo bleibt seine Führung … nein, ich muß es wiederholen, es ist nicht bloß eine Führungskrise, wir haben eine eklatante und kaum mehr zu verheimlichende FÜHRERKRISE...“

Das Drehbuch wird Paulus am kommenden Donnerstag (9. August) und dann zwei weitere Male in einer szenischen Lesung im „Das Kino“ vorstellen. Es lesen Werner Friedl, Susanne Czepl und Thomas Landl. „Meine geschriebene Filmsatire soll letztlich ein Kinofilm werden“, erklärt Paulus. „Diese szenische Lesung ist eine Station auf dem Weg dorthin.“

Und über seine Filmkomödien allgemein: meine Komödien sind immer todernst am Leben orientiert, wachsen wie Schicksale aus dem Boden, und der Saft, der sie trägt, heißt Verzweiflung.“

Lesung „Berghof“ - Donnerstag (9.8.) um 20.15 Uhr; 12. und 19. August jeweils umd 11 Uh in Das Kino – www.daskino.at
Bilder: Das Kino / Neumayr (1)

 

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