Poesie und Politik
DAS KINO / LATEINAMERIKA-FILMTAGE
17/03/17 „Mit zwanzig Filmen bietet das Festival wieder ein buntes und vielseitiges Panorama der neuesten lateinamerikanischen Filmproduktionen und eine spannende Reise von Mexiko bis Feuerland“, freut sich die neue Kino-Chefin Renate Wurm. Das 12. Lateinamerika-Filmfestival findet von 22. März bis 3. April statt.
Neben dem Bergfilm-Festival ist das Lateinamerika-Filmfestival mit Erstlingswerken, Klassikern sowie Gesprächen mit Filmschaffenden, Experten und Expertinnen jedes Jahr ein Publikumsmagnet im Salzburger Filmkulturzentrum „Das Kino“. Kooperationspartner ist das Lateinamerika-Komitee. Auch im Filmcasino Wien wird das Cine Latino Festival aufgrund des großen Zuspruchs im April wieder über die Leinwand laufen.
Der heurige Schwerpunkt ist dem Filmland Chile gewidmet. Im Mittelpunkt steht der zur Zeit bekannteste chilenische Regisseur Pablo Larraín. Mit dem mehrfach ausgezeichneten Porträt über den chilenischen Nationaldichter und Literaturpreisträger Pablo Neruda wird das diesjährige Festival am 22. März eröffnet. Für seinen jüngsten Film „Jackie“, der in englischer Sprache gedreht wurde, hat Pablo Larraín bereits über dreißig Auszeichnungen erhalten.
In dieser Retrospektive konzentriert sich das Festival auf seine spanischsprachigen Filme. Mit „Tony Manero“ (2008), „Post Mortem“ (2010) und dem Oscar-nominierten „No!“ (2012) hat Pablo Larraín eine eindringliche Chile-Trilogie über die Machenschaften der Militärdiktatur geschaffen. „El Club“ sorgte für großes Aufsehen bei der Berlinale 2015, der Regisseur wurde für dieses aufrüttelnde Werk mit dem Großen Preis der Jury bedacht.
Mit seinem politisch brisanten Film „Colonia Dignidad“ gibt Regisseur Florian Gallenberger Einblick in die deutsche Sekte dieses Namens in Chile und hat Unglaubliches mit diesem Film bewirkt. Darüber wird der Filmemacher bei der Premiere am 24. März selbst berichten.
„Hortensia“, das ist eine Mittzwanzigerin aus Argentinien. Gerade läuft alles schief – da findet sie eine Anleitung zum Glücklichsein, die sie als Halbwüchsige verfasst hat. „1. Finde einen jungen blonden Mann zum Heiraten; 2. Entwerfe die schönsten Schuhe der Welt.“ Der Weg bergauf? Mit originellen Charakteren und voll trockenem Humor erschaffen die beiden Regisseure Diego Lublinsky und Álvaro Urtizberea eine wunderbar entrückte Welt rund um Hortensia. Camila Ramagnolo, die im Rahmen des Raindance Film Fesitvals 2016 als Best Actress ausgezeichnet wurde, wird von Kritikern zu Recht als die „argentinische Amélie“ bezeichnet.
Es ist den beiden Organisatoren Renate Wurm und Richard Pirngruber auch dieses Jahr wieder gelungen, prämierte Filme verschiedenster Genres nach Österreich zu holen, die hier erstmals zu sehen sind, etwa den in Venedig ausgezeichneten Film „Ein ehrenwerter Bürger“ (El Ciudadano ilustre“) von Gastón Duprat. Aus Argentinien kommen Erstlingswerke und beeindruckende Geschichten, aus Kolumbien ein politischer Western ganz im Stil von Quentin Tarantino und aus Cuba kommt mit „Letzte Tage in Havanna“ die Hommage von Fernando Péres an die Hauptstadt der Zuckerrohrinsel. Der Film feierte soeben bei der Berlinale seine Premiere.
„El Inverno“, ein Spielfilm von Emiliano Torres (Argentinien), spielt vor der Naturkulisse Patagoniens. Der Film hat mehrere Preise bei den angesehenen Festivals in San Sebastian und Havanna abgeräumt. Drehbuchautor Marcelo Chaparro ist am 30. März anwesend. Zu Gast beim Lateinamerika-Filmfestival ist auch der aus Salzburg stammende, in Argentinien lebende Filmemacher Lukas Valenta Rinner („Los Docentes“, 26. März).
Aus Peru gibt es im Reigen der Erstaufführungen etwas Kulinarisches, „El Adn del Ceviche“. In den letzten Jahren hat Peru die Welt mit seiner innovativen, wohlschmeckenden und abwechslungsreichen Gastronomie auf sich aufmerksam gemacht. Das wichtigste Gericht hierbei ist Ceviche, frischer Fisch mariniert im Saft der Limette mit Koriander, Chili sowie den Beilagen Mais oder Süßkartoffeln. Von der nördlichen Küste Perus über den Amazonas bis nach Lima durchstreift Regisseur Orlando Arriagada die historischen, kulturellen, soziologischen und vor allem kulinarischen Aspekte dieses Gerichts, das seit der präkolumbianischen Zeit in Peru gegessen wird und nun die Küchen auf der ganzen Welt erobert. Eine köstliche und lukullische Reise durch Peru. (Das Kino/dpk-krie)