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Über das Leben mit und in Architektur

TODESFALL / HORST LECHNER

02/01/15 Eines seiner markantesten Gebäude war jenes, das er für sich und für seine Frau als Wohn- und Bürohaus geschaffen hat, in der Salzburger Priesterhausgasse. Der Architekt Horst Lechner ist in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember 2014 völlig unerwartet verstorben.

Von Reinhard Kriechbaum

Dieses markante Gebäude (ursprünglich eine Fahrrad- und Mopedwerkstätte) ist eines der wenigen, das in Salzburg nie ernsthaften Widerspruch ausgelöst hat, wiewohl es selbstbewusst für eine zeitgenäße Architektursprache steht. Der gebürtige Kärntner Horst Lechner, Jahrgang 1959, hatte unter anderem in Wien bei Hans Hollein studiert. Im Anschluss an das Innenarchitekturstudium (das er in Linz abschloss) arbeitete er unter anderem am Linzer „Forschungsinstitut für behindertengerechte Umweltgestaltung“. Dieser Aspekt des Bauens bildete später eine seiner nachgefragten Kompetenzen, ebenso wie das Niedrigenergie-Bauen.

1987 gewann Horst Lechner gemeinsam mit seiner Studienkollegin Christine Lechner den Designwettbewerb zur Neugestaltung der Salonwagen der Österreichischen Bundesbahnen, worauf das Ehepaar, beflügelt durch die positive mediale Berichterstattung, das Atelier Lechner & Lechner in Salzburg eröffnete.

Das eigene Atelier als „Wohnturm“ in der ehemaligen Fahrrad- und Moped-Werkstatt: „Das ist richtige Kultur in der barocken Stadt, wie in Italien“, schwärmte Horst Lechner 2010 in einem Interview für den DrehPunktKultur, als er und seine Frau dafür mit dem Architekturpreis des Landes ausgezeichnet wurden. Dass jemand wie Horst Lechner, der so eingefleischt urban fühlte, gerade auch über Salzburg intensiv nachgedacht hat, verwundert wenig. Die Grünzonen unangetastet lassen, aber „alle Bebauungspläne um zehn Prozent verdichten“ – das wäre Horst Lechners dringlichstes Anliegen an die Politik gewesen. Er hat darin nur Vorteile gesehen: Infrastruktur wie Kanäle und Stromleitungen wären da, die Nutzung der Öffis würde steigen, so erklärte er damals: „Das wäre echte Ökologie“. Gar nicht zu reden vom wirtschaftlichen Impuls, denn „wenn man zehn Prozent dazu bauen darf, dann würden viele Leute das auch tun.“ Und langfristig gesehen: „Salzburg braucht in den nächsten Jahrzehnten den Zuzug von 50.000 Menschen. Die Option auf dichteres Verbauen brächte auch „die Spitze weg von den hohen Grundpreisen“. Was Lechner da 2010 im Interview sagte, sollten sich verantwortliche Politiker hinter die Ohren schreiben. Das Thema ist ja gerade jetzt permanent in den Schlagzeilen.

Horst Lechner, der nur 55 Jahre alt wurde, war sozial engagiert und die Architektur war für ihn immer Teil eines Ganzen. Eines urbanen Ganzen. „Wir, die Bewohner unserer Stadt, müssen uns unser kulturelles Umfeld selbst schaffen. Wir brauchen Projektionsflächen, die permanente Veränderungen und die Bildung von Identität möglich machen. Ziel ist die Diskussion umfassender Inhalte, weit über die Ästhetik hinaus“, schrieb er 1979. Klar, dass Horst Lechner sich auch in der Initiative Architektur engagierte. Lechner war Mitglied des „Fachbeirates Architektur – Land Salzburg“.

In Salzburg tragen unter anderem das Haus Radauer (ein Wohnhaus für betreutes Wohnen im Nonntal) und das Seniorenwohnheim Hellbnrunn Lechners Handschrift – und natürlich der eigene dreigeschoßige „Wohnturm“ in der Priesterhausgasse. Neben Bauten in Österreich planten und realisierten Lechner & Lechner Projekte in Deutschland, in den neunziger Jahren in Südkorea, 2006 bis 2009 entwickelte das um Johannes Schallhammer erweiterte Team Lechner-Lechner-Schallhammer Hotelprojekte und ein ökologisches städtebauliches Entwicklungskonzept für die Stadt Mirfa in Dubai und Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Bild: dpk-krie

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