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Sein Markenzeichen: das gründliche Abwägen

TODESFALL / HANS KATSCHTHALER

06/07/12 In einer Zeit, da die smarte mediale Erscheinung und das rasche populistische Wort mehr gelten als das sachliche Abwägen, mag das rechte Verständnis fehlen für Politiker wie den in der Nacht auf Freitag (7.7.) verstorbenen Salzburger Alt-Landeshauptmann Hans Katschthaler.

Von Reinhard Kriechbaum

Er sei ein großer Zauderer, hat er sich von manchen nachsagen lassen müssen, die auf pointierte Sager, auf rasch feststehende Meinung aus waren. Dem voreiligen Statement, dem Tempozwang hat sich der 1933 im Pinzgauer Embach geborene Hans Katschthaler aber stets entzogen, und in vielen – auch kulturpolitischen – Entscheidungen hat sich das im Nachhinein als gut und richtig erwiesen. Gerade auch zur Kultur hatte Katschthaler, von erlerntem Brotberuf Lehrer, einen starken persönlichen Zugang. Gleich am beginn seiner Position als Landeshauptmann, im Jahr 1989, war auch er in die Neuausrichtung der Festspiele nach dem Tod Herbert von Karajans involviert. Unaufgeregte Entscheidungen auch in dieser Hinsicht – mit der Verpflichtung von Gerard Mortier hat man ja damals einen durchaus wagemutigen Schritt gesetzt. Ähnlichen Mut hätte man zuletzt den für die Festspiel-Agenden zuständigen Politikern durchaus auch gewünscht.

Katschthalers Entscheidungen ging stets ein sorgsames Abwägen voraus. Vielen ist das nicht schnell genug gegangen, aber die Weichen wurden eben stets mit Bedacht gestellt. Etwa für den Nationalpark Hohe Tauern, dessen Einrichtung ganz wesentlich auf Katschthalers politischem Langzeitwillen fußte.

Mit Hans Katschthaler verliere das Bundesland Salzburg einen Menschen und Politiker „mit Handschlagqualität und Verantwortungsbewusstsein, eine hochgeschätzte Persönlichkeit, deren Einsatz und Engagement für das Land und seine Menschen über alle Parteigrenzen hinweg unbestritten ist", so Gabi Burgstaller und Wilfried Haslauer in der Landeskorrespondenz. In die Amtszeit von Landeshauptmann Katschthaler fiel der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995. Als überzeugter Europapolitiker ließ das Salzburger EU-Verbindungsbüro in Brüssel installieren und fungierte als aktives Mitglied in den Vorständen der Versammlung der Regionen Europas und dann auch im Ausschuss der Regionen.

Hans Katschthaler wurde am 13. März 1933 in Embach, Gemeinde Lend, geboren. Nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt studierte Hans Katschthaler 1954 bis 1959 an der Universität Innsbruck Philosophie, Pädagogik, Geschichte, Wirtschaftsgeschichte und Geografie. Nach der Sponsion und Promotion trat er in den Schuldienst und unterrichtete zunächst in Saalfelden und später am Bundesoberstufenrealgymnasium in der Akademiestraße in Salzburg, dessen Direktor er 1973 wurde. 1974 wurde er als Landesrat in die Landesregierung berufen. Von 1977 bis 1989 fungierte er als Landeshauptmann-Stellvertreter, 1977 und 1978 auch als Amtsführender Präsident des Landesschulrates. Seine Amtszeit als Landeshauptmann dauerte von 1989 bis 1996.

Im April 1996 beendete Hans Katschthaler seine politische Karriere und zog sich ins Privatleben zurück. Vor allem auf kulturellem Gebiet war er dennoch aufgrund vieler ehrenamtlicher Funktionen, beispielsweise 30 Jahre im Kuratorium des Hauses der Natur, ab 1996 als Präsident der Salzburger Kulturvereinigung oder von 1990 bis 1997 als Präsident der Internationalen Salzburg Association, weiterhin sehr aktiv.

Katschthaler ist Autor zahlreicher Publikationen zu politischen, historischen, geographischen, pädagogischen und biographischen Themen. Seine im Pustet Verlag erschienene Autobiographie bewahrt nicht nur – in der beigelegten CD – Katschthalers Stimme. Er las gerne Gedichte in der ihm so vertrauten Pinzgauer Mundart. Was er in diesem Buch zu erzählen hat, spiegelt auch die Lebenskultur eines Bauernbuben, der langsam hineingewachsen ist in die urbane Nachkriegs-Gesellschaft und sich einen kritischen Blick auf die Schnellebigkeit unserer Zeit bewahrt hat.

Hans Katschthaler. Eine Autobiographie. Verlag Pustet, Salzburg, 28 Euro.
Bild: dpk-krie

 

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