Mit Cremoneser Meistergeigen ganz intim
IM PORTRÄT / CLARISSA BEVILACQUA
06/02/20 Clarissa Bevilacqua: So heißt die 18jährige Gewinnerin des Mozartwettbewerbs 2020 in der Sparte Violine. Erst vierzehn Jahre alt war sie, als sie Ton-Werkzeug in die Hand bekam, das normale Geiger ihr Lebtag lang höchstens hinter Glas sehen.
Von Reinhard Kriechbaum
Damals nämlich fiel die Wahl auf die blutjunge Geigerin, im Auditorium Arvedi in Cremona regelmäßig auf Instrumenten der Stradivari-Sammlung im dortigen Violinmuseum zu spielen. Sie selbst musiziert auf einer Cremoneser Meistergeige, 1815 von Giovanni Battista Ceruti gebaut. Das Instrument hat ihr die Fondazione Pro Canale von Mailand zur Verfügung gestellt.
Clarissa Bevilacqua ist die jüngste Studentin, die je in Italien einen Bachelor of Music erworben hat – im Alter von nur 16 Jahren promovierte sie summa cum laude am Conservatorio Nicolini in Piacenza. Sie war immer besonders jung besonders weit vorne dran: Neun Jahre war sie alt, als sie sich im Pritzker Pavilion in Chicago vor zehntausend Zuhörern vorstellen durfte. Klar, in der New Yorker Carnegie Hall ist sie auch schon aufgetreten.
Da war also der Mozartwettbewerb jetzt eher ein intimes Stelldichein, am Mittwoch (5.2.) war die Finalrunde im Großen Saal des Mozarteums. Mit Mozarts Konzert A-Dur KV 219 hat die 18jährige Geigerin nicht nur die Jury unter Vorsitz von Benjamin Schmid überzeugt: Zum Ersten Preis gewann sie nämlich auch den Publikumspreis und den Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werkes von Wolfgang A. Mozart. Hoffentlich ist die junge Dame mit dem Auto unterwegs und nicht mit dem Flugzeug, sonst gibt es Schwierigkeiten mit dem Übergepäck: Der Mozart-Interpretationspreis (der Stiftung Mozarteum) ist nämlich ein ein Exemplar der Neuen Mozart-Ausgabe. Der Erste der Sparte Violine ist mit 10.000 Euro dotiert, der Publikumspreis mit 1.000 Euro.
Salzburg ist Clarissa Bevilacqua nicht fremd. Sie besuchte hier Meisterklassen von Pierre Amoyal an der Internationalen Sommerakademie, auch jetzt nimmt sie hier am Master-Programm des Mozarteums teil, als Schülerin von Pierre Amoyal.
Der Zweite Preis des diesjährigen Mozartwettbewerbs (7.000 Euro) wurde der 27jährigen Chinesin Yun Tang zugesprochen, die sich bereits als Solistin und begeisterte Kammermusikerin einen Namen gemacht hat. Zu ihren zahlreichen internationalen Auszeichnungen zählen Preise bei der Shanghai Isaac Stern Competition, der International Yankelevich Violin Competition und der Schoenfeld International String Competition.
Der Dritte Preis (5.000 Euro) ging an den 18jährigen Lorenz Karls, der als Sohn österreichisch-schwedischer Eltern in Wien geboren wurde und ebenfalls bereits mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Als weitere Sonderpreise in Form des Bärenreiter Urtext Preises, gestiftet vom gleichnamigen Verlag, wurden Notengutscheine in Höhe von jeweils 300 Euro an die drei Preisträger vergeben. Außerdem ergingen an die drei Finalisten Einladungen zu Auftritten im Rahmen von Veranstaltungen der Universität Mozarteum. Der Sonderpreis für die beste Interpretation des Auftragswerkes To be Mozart or not to be! von Florian Willeitner, Pflichtstück in der zweiten Auswahlrunde, ging an Adam Koch Christensen (Dänemark).